Schildläuse (Coccoidea)

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Diagnose

Tarsen 1-gliedrig, mit nur 1 Kralle.

Männchen mit häutigen Vorderflügeln, deren Flügeladerung nur aus 2 Längsadern besteht. Die Hinterflügel sind halterenartige Haken oder fehlen ganz.

Weibchen stets ungeflügelt, larvenförmig, oft sessil und mit mehr oder weniger stark zurückgebildeten Antennen und Beinen, aber gut entwickelten Mundwerkzeugen. Oberseite mit Wachsausscheidungen, oder ganzes Tier von einer Wachshülle bedeckt, die flach scheibenförmig bis kugelförmig sein kann.

Merkmale

Körperlänge 1–7 mm, max. 35 mm.

Männchen mit gegliederten Antennen, stark reduzierten Augen, ohne Mundwerkzeuge; normale Laufbeine; Vorderflügel mit deutlich reduzierter Aderung; Hinterflügel zu hakenförmigen Halteren reduziert; Abdomen gegliedert, posterior ragt ein langer Penis hervor.

Weibchen ohne Antennen, gut entwickelte Mundwerkzeuge; stets ungeflügelt; mit voll entwickelten Laufbeinen (Ortheziidae, Coccidae, Pseudococcidae) bzw. z. T. schon ab dem 2. Larvenstadium bewegungsunfähig und sessil (Diaspididae)

Bei den Echten Schildläusen (Diaspididae) wird aus Sekreten von Hautdrüsen und Malpighischen Gefäßen ein mit dem Körper nicht verbundener Schild gebildet (Name!), der als Schutz gegen Witterung und natürliche Feinde fungiert (Schmutterer 2008).

Diversität und Verbreitung

Weltweit etwa 7.000 beschriebene Arten. In Deutschland 151 Arten im Freiland plus 84 Arten in Gewächshäusern und Innenräumen (an Zimmerpflanzen) (Schmutterer 2008).

Lebensweise

Die meisten Arten sind ovipar, einige ovovivipar oder vivipar; viele Arten mit Parthenogenese. Die Eier werden durch Wachsabscheidungen oder vom Rückenschild des Weibchens geschützt. Die Entwicklung verläuft hemimetabol; Weibchen mit 2–3 (Neotenie?), Männchen mit 4–5 Häutungen.

Larven und Adulte sind Pflanzensaftsauger; 60% der Arten sind Phloemsaftsauger, die übrigen Arten saugen Zellen aus.

Wirtschaftliche Bedeutung

Als Pflanzensaftsauger sind viele Schildlausarten Schaderreger an verschiedenen Kulturpflanzen.

Schildläuse sind Hauptliefereanten für Waldhonig, z.B. Physokermes hemicryphus an Fichte (7.300 l Honigtau / ha Fichtenwald).

Manna“ aus der Wüste Sinai (Altes Testament) ist kristallisierter Honigtau von Trabutina mannipara und T. serpentinus, die an Tamarix mannifera saugen (Danzig & Miller 1996).

Schelllack wird aus der Indischen Lackschildlaus (Kerria lacca) gewonnen.

Im Altertum (Syrer, Griechen und Römer) wurde der rote Farbstoff Kermes aus Kermes vermilio und K. ilicis an Quercus coccifera gewonnen. 

Der Farbstoff Cochenille (Karmin) wird aus getrockneten Weibchen der Cochenilleschildlaus (Dactylopius coccus) gewonnen, die auf Opuntia-Arten leben. Ursprünglich in Mexiko, Peru und Honduras beheimatet, werden die Tiere heute auch auf Teneriffa, in Algerien und auf Java sowohl auf Plantagen als auch wild gesammelt. Getrocknete Schildläuse ergeben kleine, geschrumpfte, dunkelbraunrote Körner, mit einem Farbstoffgehalt von etwa 10%. Für ein Kilogramm werden etwa 140.000 Schildläuse benötigt. Der färbende Bestandteil der Cochenille ist die Carminsäure (E120). 

Literatur

  • Danzig, E. M. & D. R. Miller 1996: A systematic revision of the mealybug genus Trabutina (Homoptera: Coccoidea: Pseudococcidae). – Israel Journal of Entomology. 30.
  • Köhler, G. & J. Eisenschmidt 2005: Schildläuse (Insecta: Coccina) in Thüringen - faunistische Einführung in eine vergessene Insektengruppe. – Thüringer Faunistische Abhandlungen 10: 155171.
  • Köhler, G., K. Reinhardt & C. Schmidt 2021: Freilebende Schildläuse (Coccina) in Sachsen – eine Übersicht. – Entomologische Nachrichten und Berichte 65 (3): 285–309.
  • Schmutterer, H. 2003: Verzeichnis der Schildläuse (Coccina) Deutschlands. – In: B. Klausnitzer, Entomofauna Germanica. Band 6. – Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 7: 194-208.
  • Schmutterer, H. 2008: Die Schildläuse Coccina und ihre natürlichen Antagonisten. – Die Neue Brehm-Bücherei 666. – Westarp Wissenschaften, Hohenwarsleben. 277 S.
  • Schmutterer, H. & C. Hoffmann 2016: Die wildlebenden Schildläuse Deutschlands (Sternorrhyncha, Coccina). – In: B. Klausnitzer, Entomofauna Germanica. Band 7. – Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 20: 103 S.

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Autor(-en): Matthias Nuß, Christian Schmidt. Letzte Änderung am 24.11.2023
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