Wald-Pelzbiene (Anthophora furcata (Panzer, 1798))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körperlänge ca. 11–12 mm. Körper hummelartig gedrungen, jedoch weit weniger dicht behaart als Hummeln oder andere Arten der Gattung. Komplexaugen braun. Haarfärbung größtenteils braungelb mit eingemengten schwarzen Haaren auf Scheitel, Thoraxrücken und den hinteren Tergiten sowie mit Bereichen rostroter Behaarung. Hinterleibtergite ohne dichte Haarbinden. Weibchen: Scopa gelbbraun; Endfranse von Tergit 5 rostrot. Männchen: Clypeus, Labrum und Nebengesicht gelb gezeichnet. Tergit 7 an der Spitze mit zwei auffälligen, nah beieinander stehenden Zähnen. Mittelbeintarsen ohne auffällige Haarbildung.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Merkmale

Weibchen: Körperlänge 11–12 mm. Komplexauge braun. Wange entwickelt, aber sehr schmal. Clypeus, Labrum und Mandibel schwarz. Clypeus grob punktiert, Labrum grob gerunzelt. Fühlerglied 3 so lang wie 4–6 zusammen. Thorax dicht punktiert und matt. Hinterleibtergite mit feiner zerstreuter Punktierung und dünner kurzer Behaarung, ohne dichte, auffallende Haarbinden auf den Endrändern. Gesamte Behaarung im Vergleich zu anderen Pelzbienen eher schütter, größtenteils gelbbraun; Scheitel, Thoraxrücken, Tergit 4 und die Innenseite von Tibia 3 schwarz behaart; fransige Behaarung von Tergit 5 sowie die Behaarung von Tergit 6 und der Endränder der hinteren Sternite lebhaft rostrot. Sammelbürste von Tibia 3 gelbbraun. Sporen der Hintertibien dunkelbraun. Metatarsen innen ebenfalls rostrot behaart; Penicillus leuchtend rot. Pygidium spitz zulaufend, mittig mit scharfem Grat.

Männchen: Körperlänge 10,5–12 mm. Behaarung wenig dicht, größtenteils braungelb; Scheitel, Thoraxrücken und hintere Tergite mit eingemengten schwarzen Haaren. Komplexauge braun. Die gelbe Gesichtszeichnung umfaßt das Clypeus, das Labrum bis auf einen schwarzen Rand, einen Querfleck oberhalb des Clypeus, das Nebengesicht (hier oft in eine schmale Linie entlang des Augeninnenrandes verlängert) und einen kleinen Bereich an der Vorderseite des Fühlerschaftes. Tergit 7 ohne Mittelkiel, am Ende zu zwei Spitzen verlängert (Name!), dazwischen tief spitzwinklig eingeschnitten, die beiden Spitzen oft rötlich. Mittelbeintarsen ohne die für andere Arten der Gattung typischen auffallenden Haarfransen. Metatarsen innen rostrot behaart; die Endränder der Sternite 3–5 rostrot befilzt. Sternit 6 am Endrand tief bogenförmig ausgeschnitten.

Verbreitung

Ganz Europa

Lebensweise

Anthophora furcata nistet solitär in selbstgenagten, teilweise verzeigten Liniennestern in morschem Totholz und markaltigen Pflanzenstengeln. Anders als die anderen, durchweg polylektischen Arten der Gattung, ist sie zum Pollensammeln auf Lippenblütler (Lamiaceae) und bestimmte Rachenblütler (Scrophulariaceae) spezialisiert, mit besonderer Bevorzugung von Waldziest (Stachys sylvatica). Die Aufnahme des Blütenpollens erfolgt mithilfe einer speziellen Behaarung des Clypeus, wobei der Pollen mittels Vibrationsstößen der indirekten Flugmuskulatur aus den oberständigen Staubbeuteln geschüttelt wird. Zum Pollentransport dienen die Sammelbürsten an den Tibien und Metatarsen der Hinterbeine. 

Flugzeit: Juni – September. Späte Funde frischer Weibchen lassen auf eine gelegentliche zweite Generation im Jahr schließen.

Brutparasit: Die Kegelbiene Coelioxys rufescens.

Lebensräume

Waldgebiete, Waldränder und Lichtungen; Parks und Gärten mit Totholzbestand.

Bestandssituation

Rote Liste Sachsen: Kategorie 3 – gefährdet (Burger et al. 2005).
Rote Liste Deutschland: Kategorie V – Art der Vorwarnliste (Westrich et al. 2012).

Aktive Förderung

Anthophora furcata ist vor allem durch fehlende Nistmöglichkeiten in ihrem Bestand gefährdet, da in unseren heimischen Wirtschaftswäldern kaum noch ausreichend Totholz für die Anlage ihrer Nester verbleibt. Die gezielte Anlage von Totholzhaufen und das Belassen von morschem Totholz im Randbereich von Wäldern, Parks, Gärten und auf Streuobstwiesen bewahren ihr die dringend benötigten Nistplätze. Durch zusätzliches Anpflanzen vor allem von Ziest-Arten, allen voran des von ihr bevorzugten Wald-Ziestes (Stachys sylvatica), läßt sich die Wald-Pelzbiene dauerhaft auch in Gärten ansiedeln.

Literatur

  • Amiet, F., M. Herrmann, A. Müller & R. Neumeyer 2007: Fauna Helvetica – Apidae 5, Neuchâtel. 356 S.
  • Amiet F., Krebs, A. 2012: Bienen Mitteleuropas, Bern. 423 S.
  • Scheuchl, E. 2000. Illustrierte Bestimmungstabellen der Wildbienen Deutschlands und Österreichs. Band I: Anthophoridae, Velden. 158 S.
  • Schmiedeknecht, O. 1907: Die Hymenopteren Mitteleuropas, Jena. 804 S.
Autor(-en): Mandy Fritzsche. Letzte Änderung am 07.12.2017

Anthophora furcata, Weibchen, Radebeul, Juni 2016
(© Michael & Mandy Fritzsche)


Anthophora furcata, Männchen, Radebeul, Juni 2016
(© Michael & Mandy Fritzsche)


Diagnostische Merkmale von Anthophora furcata
(© Mandy & Michael Fritzsche)


Männchen von Anthophora furcata, Dresden, Juni 2014
(© Michael Fritzsche)


Illustration eines Waldpelzbienen-Nestes in einem Apfelbaumast. Aus Friese 1923, Die europäischen Bienen, Berlin & Leipzig, Tafel 7.


Anthophora furcata, Weibchen, an Stachys byzantina im Bahretal, Juli 2013
(© Annegret Herzog und Stefan Rothe)


Von Anthophora furcata besiedeltes morsches Totholz
(© Wolf-Harald Liebig)


Von Anthophora furcata besiedeltes morsches Totholz
(© Wolf-Harald Liebig)
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