Reblaus (Viteus vitifoliae (Fitch, 1855))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Synonym

Daktulosphaira vitifoliae

Merkmale

Verbreitung

Ursprüngliche Heimat ist Nordamerika. Verschleppung der Nominatunterart nach Südfrankreich (mehrfach 1858–1862), Großbritannien (1863), Portugal (1871), Österreich (1872), Deutschland 1874 [Dresden 1885], Schweiz, Ungarn (1874), Spanien (1877), Krim (1879), Balkan (1880‘er), Adria-Küste (1890‘er) sowie von V. v. vulpinae aus der Mississippi-Region Mitte der 1870‘er Jahre.

Lebensweise

Holozyklischer Wirtswechsel zwischen Rebstock und -wurzel; Sexuales, Wintereier und Fundatrix am Rebstock; Exules an Rebwurzel (mit Überwinterung).
Im unterirdischen Kreislauf überwintern Jungläuse in tieferen Bodenschichten. Diese wandern im Frühjahr zu den Wurzeln und entwickeln sich zu Weibchen, welches im Wurzelbereich fortwährend Eier ablegt. Die daraus schlüpfenden Jungläuse besiedeln neue Wurzeln und vollenden ihre Entwicklung zu eierlegenden Weibchen. Auf diese weise breitet sich die Reblaus unterirdisch aus. Sie wird auch mit Bodenbearbeitungsgeräten verschleppt.
Unter bestimmten Umständen entstehen aus Jungläusen aber auch so genannte Nymphen, die Flügelansätze aufweisen und den Boden zu verlassen suchen. An der Oberfläche entsteht daraus die geflügelte Reblaus, die das Reblaub von Amerikaner Reben aufsucht. Dort erfolgt eine Eiablage, wobei entweder große oder kleine Eier abgelegt werden. Aus den großem Eiern entstehen weibliche Tiere, aus den kleinen Männchen. Nach der Begattung legt das Weibchen ein einziges Ei an den Stamm einer Amerikanerrebe ab, das als so Winterei die kalte Jahreszeit überdauert. Im kommenden Frühjahr schlüpft daraus die Maigallenlaus, die eines der ersten Blätter besiedelt, eine Blattgalle erzeugt und darin laufend Eier ablegt. Die schlüpfenden Jungläuse wandern aus der Maigalle aus, um die Triebspitze aufzusuchen und dort neue Blattgallen zu erzeugen, in denen nach  der Geschlechtsreife die Fortpflanzung erneut abläuft.
Im Spätsommer wandern die Jungläuse nicht mehr zur Triebspitze, sondern in den Boden zu den Wurzeln. Auf diese Weise wird der unterirdische Kreislauf begonnen oder ein bereits vorhandener ergänzt.

Lebensräume

Bestandssituation

Die Reblaus wurde 1885 erstmals in der Lößnitz (Radebeul) festgestellt, hatte aber zu diesem Zeitpunkt schon weite Teile des Rebenbestandes befallen. Die an den Wurzeln lebenden Rebläuse entziehen der Weinrebe (Vitis vinifera) Nährstoffe und verursachen deren Absterben. Im Verlauf der Reblauskatastrophe ging die Rebfläche in der Ober- und Niederlößnitz in den Jahren von 1886 bis 1910 von 150 ha auf 10 ha zurück. Nur der Johannisberg (Weinberg zu beiden Seiten der heutigen Johannisbergstraße mit kalkhaltigem Boden über Syenit und Kalkvorkommen, die teilweise abgebaut wurden) und der oberhalb und westlich von Wackerbarths Ruhe gelegene Eckberg blieben weitgehend verschont. Ehemalige Weinberge wurden in Erdbeer- und Pfirsichkulturen oder in Bauland umgewandelt. Ab 1907 wurden in der Lößnitz erste Versuche mit auf reblausresistenten amerikanischen Wildreben gepfropften europäischen Edelreben unternommen, die sich in der Praxis bewährten. Erste neue Weinberge wurden ab 1912 mit Pfropfreben angelegt (Stadtarchiv Radebeul 2006).

Literatur

Links

Autor(-en): Matthias Nuß. Letzte Änderung am 09.02.2017
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