Teufelchen (Phymata crassipes (Fabricius, 1775))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Merkmale

Die Art ist in ihrer Erscheinung hierzulande unverkennbar: die Tiere sind am Hinterleib deutlich verbreitert und besitzen zu Fangbeinen umgestaltete Forderbeine. Die braune Färbung ist bei männlichen Tieren meist dunkler, bis in schwarzbraune Töne hinein ausgebildet. Die Weibchen sind eher hell- bis mittelbraun gefärbt. Die Tiere sind mit 7,1 bis 8,8 mm eher kleinere Vertreter der Familie der Raubwanzen. Im Mittelmeerraum gibt es eine sehr ähnlich aussehende Schwesterart (Phymata monstrosa), die jedoch nördlich der Alpen nicht vorkommt.

Verbreitung

Die Art ist in den kontinentaler beziehungsweise wärmeren Gebieten Europas und Asiens weit verbreitet. So reicht ihre Verbreitung vom Mittelmeerraum einschließlich Nordafrikas über Osteuropa, Innerasien bis nach Nordchina und Korea. Die ozeanischen Teile Europas werden nicht besiedelt. Durch Deutschland verläuft die nordwestliche Verbreitungsgrenze der Art.

Vorkommen in Sachsen

Die sächsischen Vorkommen der Art beschränken sich auf den Meißner Raum. Hier kommt die Art in trockenen bis mäßig trockenen Magerrasengesellschaften an sehr wärmebegünstigten Standorten vor. Ein Großteil der Vorkommen liegen in Schutzgebieten (Elbtal bei Zadel, Ketzerbachtal).

Lebensweise

Die Art ist ein Lauerjäger und wartet auf oder an Blüten sitzend auf Blütenbesucher, die mit den zu Fangbeinen umgebildeten Forderbeinen blitzschnell ergriffen werden. Die Tiere sehen dabei aufgrund ihrer eigenartigen Form und brauen Farbe wie vertrocknete Pflanzenteile aus und werden von den Beutetieren übersehen. Der Jahreszyklus der Art ist nicht völlig geklärt - aus Sachsen liegen hierzu gar keine relevanten Daten vor. Andernorts wurden sowohl Larven als auch erwachsene Tiere im Überwinterungsquartier unter Pflanzenpolstern oder in loser Streu gefunden. Die Funde von Imagines stammen meist aus den Sommermonaten. Ob die Larvenfunde im Winter, sowie junger Larven im Frühsommer auf eine zweijährigige oder eine sich verzahnt überschneidende Entwicklung hindeuten, bedarf der weiteren Untersuchung.

Lebensräume

Die sächsischen Lebensräume liegen allesamt in vollbesonnten südlich oder südwestlich exponierten Wiesen, Magerrasen und Felsfluren. Sie dürfte auf die Offenhaltung ihrer Lebensräume angewiesen sein - diese liegen zwar meist in Schutzgebieten, drohen jedoch in vielen Fällen zu verbuschen.

Bestandssituation

Die Art ist in Sachsen extrem selten und akut vom Aussterben bedroht.

Literatur

  • Arnold, Kurt (2009): Checkliste der Heteropteren des Freistaates Sachsen - Mitteilungen Sächsischer Entomologen Entomofaunistische Gesellschaft e.V. LV Sachsen Supplement 8: 116-145
  • Dietze, Ringo & Münch, Michael & Vogel, Doris (2006): Bemerkenswerte Funde von Wanzen in Sachsen - Sächsische Entomologische Zeitung Leipzig 1: 2-32
  • Jordan, K. H. C. (1963): Die Heteropterenfauna Sachsens - Faunistische Abhandlungen Staatliches Museum für Tierkunde Dresden 1: 1-68
  • Michalk, Otto (1938): Die Wanzen (Hemiptera heteroptera) der Leipziger Tieflandsbucht und der angrenzenden Gebiete, zugleich eine kritische Zusammenstellung aller deutschen Arten - Sitzungsberichte der Naturforschenden Gesellschaft zu Leipzig Leipzig 63/6
  • Putshkov, Pavel V. & Moulet, Pierre (2009): Hémiptères Reduviidae d'Europe occidentale - Faune de France 92: 1-678+24pl.
  • Ressler, Helmut (1968): Zur Faunistik des Elbufers bei Zadel (Kreis Meißen) - Entomologische Nachrichten Dresden 12: 85-89
  • Schuhmacher, Friedrich (1919): Verzeichnis der bei Schandau in der Sächsischen Schweiz beobachteten Hemipteren - Entomologische Mitteilungen 8: 150 – 156
  • Wachmann, Ekkehard & Melber, Albert & Deckert, Jürgen (2006): Wanzen Band 1. Dipsocoromorpha, Nepomorpha, Gerromorpha, Leptopodomorpha, Cimicomorpha (Teil 1) - Die Tierwelt Deutschlands 77
Autor(-en): Michael Münch. Letzte Änderung am 17.07.2012

Phymata crassipes, Jena, Wiesen südlich Napoleonstein (Deutschland, Thüringen, Jena), 08.10.2005

(© Michael Münch)


Phymata crassipes, Paarung. Das oben sitzende Männchen ist etwas dunkler gefärbt als das Weibchen. Engen, Ortsteil Zimmerholz, NSG Biezental, östliche Teilfläche (Deutschland, Baden-Württemberg, Landkreis Konstanz), 17.07.2010

(© Michael Münch)
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