Merkmale
Die Unterscheidung der beiden bei uns heimischen Bachläuferarten der Gattung Velia ist nicht einfach. Bei weiblichen Tieren ist die Unterscheidung anhand der Hinteleibsform in seitlicher Ansicht noch am einfachsten: die Oberkante des Hinterleibsendes verläuft bei Velia saulii am Körperende abwärts und ist damit komplett konvex, während diese Kante bei Velia caprai am Körperende nach oben ansteigt. Männliche Tiere besitzen im Vergleich zu den Weibchen Dornen an den Oberschenkeln der Hinterbeine und müssen, sofern man nicht genitalanatomische Merkmale heranzieht, an der Zeichnung der Randabschnitte der Hinterleibssegmente unterschieden werden: diese sind bei Velia caprai trapezförmig orange, d.h. am Außenrand ist ein schwarzbrauner dreieckiger Abschnitt deutlich ausgeprägt, bei Velia saulii sind diese Felder fast komplett rechteckig orange gefüllt, so dass am Außenrand nur ein fast gleichmäßig schmaler schwarzbrauner Abschluss verbleibt. Es gibt allerdings recht oft intermediäre Tiere, so dass nur auch die Betrachtung von weiblichen Tieren der gleichen Population Anhaltspunkte liefert. Beide Arten kommen auch in gemischten Populationen am selben Standort vor.
Verbreitung
Die Art kommt in ganz Europa, mit Ausnahme des westlichen Mittelmeerraumes vor. Wahrscheinlich liegt der Verbreitungsschwerpunkt im östlichen Europa.
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Vorkommen in Sachsen
Historische Angaben zu den Arten dieser Gattung sind ohne Überprüfung von Belegen nicht sicher zu den heute unterschiedenen Arten zuzuordnen. Erst seit den 1950er Jahren ist die Unterscheidung beider Arten möglich.
Velia saulii ist in den stärker landwirtschaftlich beprägten Bereichen des Hügellandes und der unteren Gebirgslagen mäßig häufig und hier teilweise die dominierende Art gegenüber Velia caprai.
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Lebensweise
Wie bei Velia caprai sind die überwinternden erwachsenen Tiere schon an den ersten sonnigen Frühlingstagen aktiv und auf den besiedelten Bächen zahlreich anzutreffen. Larven werden im Sommer beobachtet, bevor dann ab Juli / August die neue Erwachsenengeneration anzutreffen ist.
Lebensräume
Im Vergleich zur Schwesterart Velia caprai ist Velia saulii im Sommerhalbjahr licht-toleranter und so auch Bächen in den Feld- und Wiesenfluren anzutreffen, die oft stärker mit Nährstoffen belastet sind, als quellnahe Bäche in Laubwäldern. Es existiert aber eine Überschneidung der Lebensräume mit der Schwesterart Velia caprai.
Bestandssituation
Die Art ist in Sachsen selten und ungefährdet.
Literatur
- Arnold, Kurt (2009): Checkliste der Heteropteren des Freistaates Sachsen - Mitteilungen Sächsischer Entomologen Entomofaunistische Gesellschaft e.V. LV Sachsen Supplement 8: 116-145
- Büttner, Kurt & Wetzel, Curt (1964): Die Heteropterenfauna Westsachsens - Faunistische Abhandlungen Staatliches Museum für Tierkunde Dresden 1 (2): 69-100
- Jordan, K. H. C. (1958): 2. Nachtrag zur Heteropterenfauna der Oberlausitz und Ostsachsens. - Natura lusatica 4: 14-19
- Jordan, K. H. C. (1963): Die Heteropterenfauna Sachsens - Faunistische Abhandlungen Staatliches Museum für Tierkunde Dresden 1: 1-68
- Jordan, K. H. C. (1973): Ergänzungen zur "Heteropterenfauna Sachsens" (1963) (Hemiptera, Heteroptera) - Faunistische Abhandlungen Staatliches Museum für Tierkunde Dresden 4 (17): 151-155
- Wachmann, Ekkehard & Melber, Albert & Deckert, Jürgen (2006): Wanzen Band 1. Dipsocoromorpha, Nepomorpha, Gerromorpha, Leptopodomorpha, Cimicomorpha (Teil 1) - Die Tierwelt Deutschlands 77
Autor(-en): Michael Münch. Letzte Änderung am 14.08.2012