Ypsiloneule (Agrotis ipsilon (Hufnagel, 1766))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Vorderflügellänge: 19–22 mm.

Flügel: Vorderflügel hell- bis dunkelbraun. Die beiden dunklen Querlinien doppelt angelegt und meist hell gefüllt. An der inneren stark geschwungenen Querlinie schließt sich die ungefüllte Zapfenmakel an, die zusammen mit einem Stück der basalen Querlinie ein Y bildet (Name!). Ring- und Nierenmakel, letztere außen hell und innen grau gefüllt, heben sich deutlich ab. Von der Mitte des Außenrandes der Nierenmakel entspringt ein deutlicher schwarzer Pfeilstrich. Auf der Höhe dieses Pfeilstriches entspringen von der weißen, deutlich gezackten Wellenlinie vor dem Saum zwei schwarze Pfeilstriche, die zur Flügelmitte zeigen. Lage und Anordnung dieser Pfeilstriche sind ein arttypisches Merkmal.
Hinterflügel weiß mit verdunkelten Adern, zum Außenrand mehr oder weniger verdunkelt. Fransen weiß, basal weißbraun und immer dort, wo die Flügeladern enden, ein brauner Fleck.

Ähnliche Arten: Mit dem Y-förmigen Muster aus einem Teil der basalen Querlinie, dem schwarzen Pfeilstrich am Nierenmakel und den gegenüberliegenden zwei schwarzen Pfeilstrichen ist die Ypsiloneule leicht von den anderen Agrotis-Arten zu unterscheiden. 

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Rote Liste Deutschland: ungefährdet

Merkmale

Männchen: Fühler etwa bis zur Mitte zweiseitig gekämmt.
Weibchen: Fühler fadenförmig.

Verbreitung

In ganz Europa von Island und Nordskandinavien südlich bis Nordafrika sowie auf den Azoren, Madeira und Kanaren. Im Osten bis Japan. Darüberhinaus in Afrika südlich der Sahara, Nord- und Südamerika, Australien, Neuseeland und auf zahlreichen pazifischen Inseln (GBIF; PESI). 

Lebensweise

Die mittlere Entwicklungszeit vom Ei bis zur Imago beträgt bei 22°C und 65–70% relativer Luftfeuchte 55,7 Tage sowie die Lebensdauer der Imago 20 Tage. In dieser Zeit haben die Weibchen eine Prä-, Post- sowie Haupt-Ovipositionsperiode von 6, 2 und 9,7 Tagen. Ein Weibchen legt im Mittel 588 Eier ab (Abdel-Gawaad & El-Shazli 1971).

Bei der Auswahl der Pflanzen zur Eiablage scheint eine niedrige und dichte Wuchsform wichtiger zu sein als die Pflanzenart (Busching & Turpin 1977). Die Larven sind polyphag. Sie fressen an krautigen Pflanzen verschiedener Pflanzenfamilien sowie Gräsern, aber je nach genutzter Pflanzenart variiert im Experiment die Entwicklungsdauer und nicht an allen Pflanzenarten können die Larven ihre Entwicklung abschließen (Busching & Turpin 1977).

Die nachtaktiven Falter saugen Nektar an Blüten, austretenden Saft an Baumstämmen und können mit alkoholischen Fruchtködern sowie Kunstlicht angelockt werden.

Die Falter unternehmen große Wanderungen. Im Frühjahr wandern sie aus mediterranen Regionen polwärts um der sommerlichen Hitze auszuweichen, im Herbst wandern sie in mediterrane Regionen, um den harschen Bedingungen des Winters auszuweichen (Showers 1997).

Nach Reichholf (2006) sind Falter, die man in unseren Breiten im Mai und Juni antrifft Einwanderer. Deren Nachkommen fliegen in Sachsen von Ende Juli bis Ende November (siehe Phänologiediagramm), wobei ab September auftretende Falter laut Reichholf (2006) in den Süden fliegen. In milden Wintern gelingt einigen Larven und Faltern die Überwinterung (##). Die Anzahl solcher Überwinterer dürfte sich mit dem Klimawandel deutlich erhöhen.

Lebensräume

Bestandssituation und wirtschaftliche Bedeutung

Die Häufigkeit der nachgewiesen Falter unterliegt jährlich starken Schwankungen und hängt nach Reichholf (2006) maßgeblich von der Anzahl der Einwanderer ab. Mit dem Klimawandel sind sowohl eine höhere Anzahl jährlich einwandernder Falter als auch überwinternder Individuen und damit eine Zunahme der Häufigkeit der Ypsiloneule in unseren Breiten zu erwarten. 

In mediterranen Regionen ist die Ypsiloneule ein bedeutender potentieller Schaderreger an verschiedenen landwirtschaftlichen Kulturen. Vier Eigenschaften tragen besonders zu dieser wirtschaftlichen Bedeutung bei. Erstens ermöglicht es die polyphage Lebensweise der Larven, sich von einer Vielzahl von Pflanzenarten zu ernähren. Zweitens haben die Weibchen eine verlängerte Eiablagezeit, wobei ein einzelnes Weibchen bis über 1.000 Eier legen kann. Drittens umfasst das Fressverhalten einer einzelnen Larve zunächst, dass sie eine Pflanze abschneidet, sie beschädigt und dann schnell zu einer anderen Pflanze wechselt sowie schließlich im letzten Larvenstadium die Sprossachse unter der Bodenoberfläche abschneidt, was zur Beschädigung und zum Absterben vieler Pflanzen führt. Schließlich besitzen die Falter die Fähigkeit, weite Entfernungen zu überwinden, so dass regional und zeitlich unvorhersehbare Massenentwicklungen entstehen können (Ahmed et al. 2024).

Literatur

  • Abdel-Gawaad, A. A. & A. Y. El-Shazli 1971: Studies on the common cutworm Agrotis ypsilon Rott. I. Life cycle and habits. – Zeitschrift für Angewandte Entomologie 68: 409–412.
  • Ahmed, F. S., E. Inak, W. S. Helmy & N. M. Abo-Shady 2024: The combined effect of sublethal concentrations of insecticides and local entomopathogenic nematode isolates on larval and pupal stages of Agrotis ipsilon (Hufnagel) (Lepidoptera: Noctuidae). – Crop Protection: 106856.
  • Busching, M. K. & F. T. Turpin 1976: Oviposition preferences of black cutworm moths among various crop plants, weeds, and plant debris. – Journal of Economic Entomology 69 (5): 587–590.
  • Busching, M. K. & F. T. Turpin 1977: Survival and development of black cutworm (Agrotis ipsilon) larvae on various species of crop plants and weeds. – Environmental Entomology 6: 63–65.
  • Koch, M. 1984: Wir bestimmen Schmetterlinge. – Neumann Verlag, Leipzig & Radebeul, 792 S. 
  • Reichholf, J. H. 2006: Die Wanderungen der Ypsilon-Eule Agrotis ipsilon (Hufnagel, 1766) und der Gamma-Eule Autographa gamma (Linnaeus, 1758) in Südostbayern: Eine Lichtfang-Analyse (Lepidoptera, Noctuidae). – Atalanta 37 (3–4): 307–316.
  • Showers, W. B. 1997: Migratory ecology of the black cutworm. – Annual Review of Entomology 42: 393–425.
  • Steiner, A., U. Ratzel, M. Top-Jensen & M. Fibiger 2014: Die Nachtfalter Deutschlands. Ein Feldführer. – BugBook Publishing, 878 S. 

Links

Autor(-en): Matthias Nuß, Bernd-Jürgen Kurze. Letzte Änderung am 10.08.2024

Männchen der Ypsiloneule in Glashütte am 8.10.2013.
(© Stefan Höhnel)


Weibchen der Ypsiloneule in Glashütte am 18.09.2011.
(© Stefan Höhnel)


Westlausitz, Mischwald nördl. Luchsenburgstraße, Ohorn, 2. September 2021
(© Gert Schulze)


Heide Attenbühl Hohenaltheim (Bayern), August 2021
(© Tilmann Adler)
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