Totenkopfschwärmer (Acherontia atropos (Linnaeus, 1758))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körperlänge etwa 60 mm, Durchmesser fast 20 mm, Gewicht 3–8 g. Flügelspannweite Männchen 90–120 mm, Weibchen bis 130 mm.

Kopf oberseits dunkel, unterseits gelb; Fühler kurz und dunkel, an der Spitze weiß. Augen sehr groß. Rüssel 12–18 mm lang, nur bei der Nahrungsaufnahme sichtbar.

Thorax: oberseits dunkel, mit heller Zeichnung, an einen Totenkopf erinnernde Zeichnung (Name!); unterseits gelb. Flügel schmal. Vorderflügel dunkelgrau bis blauschwarz und mit heller Zeichnung; auffallend ist ein kleiner weißer Fleck in der Flügelmitte; einige Querlinien und variabel weißliche oder bräunliche Flecken und Linien besonders im äußeren Flügeldrittel. Hinterflügel gelb, in der Mitte eine schmale sowie nahe dem Rand eine breitere schwarze Querbinde; die Adern in diesem Bereich dunkel beschuppt. Unterseiten von Vorder- und Hinterflügeln gelb, mit einer schmalen schwarzen Mittelbinde und einer breiteren Verdunklung zum Rand.

Hinterleib überwiegend gelb, oberseits mit einem breiten blauen Längsstreifen sowie jedes Segment mit einem schmalen schwarzen Saum.

Die Art wird bei uns meistens als Larve nachgewiesen. Diese ist gelb gefärbt mit schwarzen Punkten und schräg nach hinten verlaufenden blauen Linien, die nach oben grün auslaufen können.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Rote Liste Deutschland: nicht bewertet

Merkmale

Verbreitung

Heimisch in Afrika und an den europäischen Küsten des Mittelmeeres sowie als Wanderfalter bis Nordeuropa (GBIF).

Lebensweise

Die nachtaktiven Falter fliegen bei uns ab Mai aus dem Mittelmeerraum ein. Die gesamte jährliche Wanderroute zwischen Europa und Afrika beträgt bis zu 4000 km. Diese Route wird nicht von einzelnen Individuen, sondern generationsübergreifend zurückgelegt. Das bedeutet, dass kein Einzeltier die gesamte Route kennt. Die Nachtfalter halten während des Fluges über weite Strecken vollkommen gerade Flugbahnen ein. Je nach Windsituation wenden sie dabei unterschiedliche Flugstrategien an, um die vorherrschenden Winde zu nutzen bzw. zu kontern und so ihren Kurs die Nacht hindurch zu halten. Stand der Wind tatsächlich günstig, flogen sie hoch und langsam und ließen sich von der Luft tragen. Bei starkem Gegen- oder Seitenwind hingegen flogen sie niedrig und erhöhten ihre Geschwindigkeit, um die Kontrolle über den Kurs zu behalten (Menz et al. 2022).

Sie nehmen mit dem kurzen Rüssel Nektar und Pflanzensäfte auf. Regelmäßig werden Bienenstöcke aufgesucht und der Honig der Westlichen Honigbiene (Apis melifera) aufgenommen. Die Bienen verhalten sich dabei nur am Eingang aggressiv. Chemische Substanzen des Totenkopfschwärmers sollen die Bienen beruhigen. Dies wird auch für die durch die Falter bei Beunruhigung ausgestoßenen Töne vermutet. Lauterzeugung bei Schmetterlingen ist selten. Beim Totenkopfschwärmer handelt es sich um verschiedene Pfeiftöne, die deutlich hörbar sind.

Nach der Eiablage entwickelt sich in Mitteleuropa eine Folgegeneration. Die Raupen fressen an verschiedenen Pflanzen. In Sachsen werden sie vor allem an Kartoffel und Liguster gefunden. Die Raupen werden bis 13 cm lang und sind dann fingerstark. Auffallend ist ein Horn am hinteren Ende. Die Färbung der Raupen ist meist gelblich oder grün. Seitlich befinden sich verschiedenfarbige, oft hellblaue, Schrägstreifen. Die Verpuppung erfolgt in der Erde und etwa im August und im September schlüpfen die Falter. Sie fliegen wieder in den Mittelmeerraum.

Lebensräume

Raupen und Falter werden oft im Siedlungsraum gefunden. Neben Ligusterhecken sind es oft Kartoffelbeete oder –äcker, auf denen die Raupen gefunden werden. Falter sitzen gelegentlich Hauswänden und in der Nähe von Bienenstöcken.

Bestandssituation

Als Wanderfalter wird der Totenkopfschwärmer nicht in Roten Listen geführt. Die Art wird trotz der Größe selten gefunden. Aus der Oberlausitz verzeichnen beispielsweise Sbieschne et al. (2010) etwa 20 Nachweise von 1950 bis 2010.

Literatur

 

Autor(-en): Thomas Sobczyk, Matthias Nuß. Letzte Änderung am 19.08.2022

Dieser Totenkopfschwärmer entwickelte sich aus einer im Juli 2014 in Neschwitz gefundenen Larve
(© Thomas Sobczyk)


Dieser Totenkopfschwärmer entwickelte sich aus einer im Juli 2014 in Neschwitz gefundenen Larve
(© Thomas Sobczyk)


Dieser Totenkopfschwärmer entwickelte sich aus einer im Juli 2014 in Neschwitz gefundenen Larve
(© Thomas Sobczyk)


Larve des Totenkopfschwärmers in Juli 2014 in Neschwitz
(© Thomas Sobczyk)


Diese Puppe des Totenkopfschwärmers entwickelte sich aus einer im Juli 2014 in Neschwitz gefundenen Larve
(© Thomas Sobczyk)
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