Admiral (Vanessa atalanta (Linnaeus, 1758))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Vorderflügellänge 30–34 mm.

Flügeloberseiten dunkelbraun; schräg über den Vorderflügel sowie am Rand des Hinterflügels eine orange Binde; Vorderflügel in der Spitze schwarz mit weißen Flecken; rote Randbinde der Hinterflügel mit schwarzen Punkten sowie am Analwinkel metallisch blaue Punkte.

Flügelunterseiten: Vorderflügel dunkelbraun mit hellbrauner Spitze, am Vorderrand ein großer weißer Fleck, der von schwarzen Adern durchzogen ist, weitere kleinere runde weiße Flecke; eine schwach orange Binde zieht quer über den Flügel; zwischen dieser und dem großen weißen Fleck feine blaue Zeichnungen. Hinterflügel dunkelbraun und schwarz marmoriert.

Eine unverwechselbare Art.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Gesetzlicher Schutz (BArtSchV, BNatSchG): Nicht besonders geschützt
Rote Liste Sachsen: ungefährdet
Rote Liste Deutschland: ungefährdet

Merkmale

Verbreitung

Nordafrika, Süd- und Mitteleuropa, Türkei, Iran, Sibirien. Wandert während der Vegetationsperiode in das nördliche Mitteleuropa und Nordeuropa ein. 

In Amerika von Mittelamerika bis in die südliche und mittlere USA, von wo die Art jedes Jahr in die Gebiete der nördlichen USA und nach Kanada wandert (Hall et al. 2014).

Lebensweise

Migration
Ursprünglich überwinterte die Art nur in milden Wintern auch in Österreich und Südwestdeutschland. Nördlich davon kam sie nur als Einwanderer mit einer Folgegeneration in derselben Vegetationsperiode. Für Baden-Württemberg schreiben Ebert & Rennwald noch 1993, dass die Falter nur ausnahmsweise den mitteleuropäischen Winter überstehen und berichten von einem am 18.02.1990 in der Oberrheinebene beobachteten Weibchen. Generell ist der Admiral ein Wanderfalter, der von Ende April bis Anfang Juli, mit Schwerpunkt Mitte Juni, aus Süden in Mitteleuropa einfliegt. In Norddeutschland entwickeln sich eine, in Süddeutschland zwei Generationen. Im September / Oktober wandert der Admiral in südwestliche Richtung wieder ab, wobei seit einigen Jahren Überwinterungen von Faltern in Deutschland beobachtet werden.
Hensle (2001, 2002) beobachtete im Winter 2000/2001 im Kaiserstuhlgebiet neben mehreren, bei sonniger Witterung fliegenden Faltern, auch Eier und Junglarven. Im Spätherbst abgelegte Eier überdauerten zu einem großen Teil Frost bis -7°C und ergaben im Januar Junglarven, die Frosttolerant waren und sich bis zum Mai zu Faltern entwickelten. Ein Jahr später beobachtete er außerdem eine Rückwanderungswelle des Admirals, deren Weibchen Eier ablegten, aus denen ab Ende Oktober die Larven schlüpften. Die Larven überstanden Ende Dezember Frost bis -15°C. Limitierender Faktor für die Überwinterungsfähigkeit der Larven wurde nun die Frosthärte ihrer Nahrungspflanzen, der Brennnesseln (Urtica spp.), so dass die meisten Larven verhungerten. Dennoch konnten einige Falter, Larven und Eier festgestellt werden, welche den Winter überlebten.

Für Sachsen nennen Reinhardt et al. (2007) für die Periode 5.11.–24.3. (zusammengefasst für die Jahre 1982–2007) 15 Falternachweise.
Manfred Koch (1965) geht der Frage nach, warum einige Schmetterlingsarten wandern. Durch eigene Untersuchungen an Autographa gamma, Macdunnoughia confusa und Vanessa atalanta stellte er fest, dass sich bei frisch aus der Puppe geschlüpften Weibchen die Ovarien nur durch die Aufnahme von Nektar entwickeln, wobei dem Gehalt von Vitamin E eine Schlüsselrolle zukommt. Erlischt die Möglichkeit der Nektaraufnahme, oder wird sie stark eingeschränkt, wandern die Falter ab, wobei der Wanderweg von den sich bietenden Möglichkeiten zur Nektaraufnahme bestimmt wird. 

Anhand der Untersuchung von Wasserstoffisotopen (δD) analysierten Brattström et al. (2010) die Herkünfte der Admirale an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten in Europa. Danach findet in Südeuropa Reproduktion auch im Winter statt und es gibt dort Zuwanderung von Admiralen aus Nordafrika. Die Frühjahrsindividuen in Nordeuropa zeigen Werte, die auf eine Einwanderung aus südlicheren Regionen schließen lassen. Im Herbst waren fast alle in Nordeuropa gesammelten Admirale dort aufgewachsen, doch einige wiesen abweichende Isotopenwerte auf, was auf andere Herkünfte hinweist.

Lebensräume

Die Falter sind bei uns im Herbst besonders an Fallobst in Gärten und Streuobstwiesen sowie auf Herbstblumen zu beobachten.

Bestandssituation

Der Admiral überwintert gewöhnlich nicht in Sachsen und wandert hier jedes Jahr im April / Mai neu ein, wobei seit einigen Jahren gehäuft Überwinterungen beobachtet werden Die eingewanderten Weibchen legen dann ihre Ei ab, woraus ab Juli eine bodenständige Generation hervorgeht. Ab September können zuweilen Richtung Süden fliegende Tiere beobachtet werden.

Literatur

  • Brattström, O., S. Bensch, L. I. Wassenaar, K. A. Hobson & S. Akesson 2010: Understanding the migration ecology of European red admirals Vanessa atalanta using stable hydrogen isotopes. – Ecography 33 (4): 720–729.
  • Brattström, O., S. Akesson & S. Bensch 2010: AFLP reveals cryptic population structure in migratory European red admiral (Vanessa atalanta). – Ecological Entomology 35: 248–252.
  • Ebert, G. & E. Rennwald 1993, korrigierter Nachdruck der 1. Aufl.: Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 1, Tagfalter I. – Ulmer, Stuttgart. 552 S.
  • Hall, P. W., C. D. Jones, A. Guidotti & B. Hubley 2014: Butterflies of Ontario. – Royal Ontario Museum, Toronto. 488 S.
  • Harz, K. & H. Wittstadt 1957: Wanderfalter. – Die Neue Brehm-Bücherei, Heft 191. A. Ziemsen Verlag, Wittenberg-Lutherstadt. 90 S.
  • Hensle, J. 2001: Die Überwinterung von Vanessa atalanta (Linnaeus, 1758) am Kaiserstuhl (Südwestdeutschland) (Lepidoptera, Nymphalidae) - Atalanta 32: 379-388.
  • Hensle, J. 2002: Weitere Beobachtungen zu Überwinterung und Südwanderung von Vanessa atalanta (Linnaeus, 1758) am Kaiserstuhl (Südwestdeutschland) (Lepidoptera, Nymphalidae) - Atalanta 33: 47-56.
  • Koch, M. 1965: Warum wandern einige Schmetterlingsarten? – Entomologische Abhandlungen, Dresden 32 (9): 203–212.
  • Mikkola, K. 2003: The Red Admiral butterfly (Vanessa atalanta, Lepidoptera: Nymphalidae) is a true seasonal migrant: an evolutionary puzzle resolved? – European Journal of Entomology 100 (4): 625–626.
  • Reinhardt, R., H. Sbieschne, J. Settele, U. Fischer & G. Fiedler 2007: Tagfalter von Sachsen. – Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 11, 696 + 48 Seiten.
  • Reinhardt, R. 2009: Zum Auftreten bzw. zum Einflug von Admiral Vanessa atalanta (linnaeus, 1758) und Distelfalter Vanessa cardui (Linnaeus, 1758) in Sachsen. – Entomologische Nachrichten und Berichte 53 (3–4): 195–201.
  • Roer, H. 1961: Zur Kenntnis der Populationsdynamik und des Migrationsverhaltens von Vanessa atalanta L. im paläarktischen Raum. – Beiträge zur Entomologie 11 (5–6): 594–613.
  • Roer, H. 1965: Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge, Admiral. – Die Neue Brehm-Bücherei 348. A. Ziemsen Verlag, Wittenberg-Lutherstadt. 74 S.
  • Roy, D. B. & T. H. Sparks 2000: Phenology of British butterflies and climate change. – Global Change Biology 6 (4): 407–416.
  • Stefanescu, C. 2001: The nature of migration in the red admiral butterfly Vanessa atalanta: evidence from the population ecology in its southern range. – Ecological Entomology 26 (5): 525–536.

Links

Autor(-en): Matthias Nuß, Bernd-Jürgen Kurze, Tommy Kästner. Letzte Änderung am 16.10.2022

Admiral im September 2011 im Botanischen Garten Dresden
(© Annegret Herzog und Stefan Rothe)


Admiral im September 2015, Plauen/Vogtland
(© Steffen Hintersaß)


Admiral in Arnsdorf, September 2014.
(© Peter Diehl)


Hoyerswerda, 14.06.2020, der Falter machte sich an den Brennnesseln zu schaffen, anschließend wurde das Ei entdeckt
(© Martina Görner)


Ei eines Admirals, abgelegt am 18.7. 2004 in Wüstrich bei Nerchau an Brennessel.
(© Matthias Hartung)


Larve des Admirals auf Brennnessel. Gemarkung Hohenprießnitz, Unterkreische, Oktober 2013.
(© Michael Happ)


Puppe des Admirals gefunden am Blatt der Großen Klette (Arctium lappa)
(© Angela Kühne)
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