Assmann`s Scheckenfalter (Melitaea britomartis Assmann, 1847)

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Flügeloberseiten orange mit schwarzen Adern sowie schwarzen Flecken, die zu Bändern verschmolzen sind (Gitterzeichnung). Außenrand schwarz, Fransen schwarz-weiß gescheckt.

Flügelunterseiten: Vorderflügel orange mit schwarzen Flecken. Hinterflügel mit fünf abwechselnd gelblich-weißen und orangen Bändern, die seitlich von schwarzen Linien und längs von schwarzen Adern durchzogen sind und so einzelne Zellen ergeben. Das äußere orange Band mit leuchtend orangen Punkten.

Ähnliche Arten: Assmann`s Scheckenfalter, der Wachtelweizen-Scheckenfalter (Melitaea athalia), Nickerl`s Scheckenfalter (Melitaea aurelia) und der Zweibrütige Scheckenfalter (Melitaea parthenoides) sind nur durch mikroskopische Untersuchungen sicher voneinander zu unterscheiden.
Von diesen sind der Wegerich-Scheckenfalter (Melitaea cinxia), Flockenblumen-Scheckenfalter (Melitaea phoebe) und der Rote Scheckenfalter (Melitaea didyma) auf der Unterseite der Hinterflügel durch das Vorhandensein schwarzer Punkte in den Zellen der basalen und mittleren weißen Bänder gut unterscheidbar.
Der Baldrian-Scheckenfalter (Melitaea diamina) besitzt auf der Unterseite der Hinterflügel im äußeren orangen Band anstatt der leuchtend orangen Punkte kleine schwarze Punkte.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Rote Liste Sachsen: nicht bewertet
Rote Liste Deutschland: Vorwarnliste (noch ungefährdet)

Merkmale

Die Flügelzeichnung eignet sich nicht, Melitaea britomartis von Melitaea athalia, Melitaea aurelia sowie die nicht aus Sachsen bekannte Melitaea parthenoides zu unterscheiden.
Tendenziell zeichnen sich die Hinterflügelunterseite. von M. britomartis durch eine kontrastreichere Färbung und der Hinterleib auf der Unterseite durch eine gelbliche Färbung mit zwei schwärzlichen Streifen aus (Urbahn 1952). Insbesondere ist der Raum zwischen den Marginallinien dunkler ausgefüllt als die übrigen hellen Partien.
Das männliche Kopulationsorgan besitzt einen Uncus mit zwei enggestellten und hakenförmig zugeneigten Spitzen. Von dem fast quadratischen und zangenförmigen Processus posteriores sind stark voneinander abweichende Formen bekannt (Urbahn 1952; Segerer 2001).

Verbreitung

Der deutsche Name Östlicher Scheckenfalter verweist auf den Verbreitungsschwerpunkt dieser Art in Osteuropa bis nach Mittelasien, in die Mongolei, sowie Nordostchina und Korea (Nuß 1998). Die Westgrenze des Areals zieht sich ausgehend von Nordwestitalien bis zur Ostseeküste und Südostschweden quer durch Mitteleuropa, wobei auf regionaler Ebene Unklarheiten bestehen (Ebert & Rennwald 1993).
Dies gilt auch für den Status von M. britomartis in Sachsen. Reinhardt et al. (2007) zählen M. britomartis aufgrund fehlender Nachweise und Fehlbestimmungen nicht mehr zu der autochthonen Fauna von Sachsen. Ein erster gesicherter Nachweis für Sachsen wurde von Stöckel & Reinhardt (2014) publiziert (siehe auch Sbieschne et al. 2014). Es handelt sich um ein Männchen, das am 10. Juni 2008 in Kleinsaubernitz von Heinz Sbieschne gefangen wurde.

Lebensweise

In Deutschland bildet M. britomartis eine Generation, die von Ende Mai bis Anfang August fliegt, sodass sich die Flugzeit mit der von Melitaea aurelia deckt (Ebert & Rennwald 1993; Settele et al. 1999). Aufgrund der hohen Verwechslungsgefahr mit den anderen Arten der Gattung Melitaea sind die Nektarpflanzen der Falter bislang unzureichend bekannt, genannt werden: Thymian (Thymus spec.), Dost (Origanum vulgare), Braunelle (Prunella spec.), Acker-Witwenblume (Knautia arvensis) und Gewöhnliches Sonnenröschen (Helianthemum nummularium) (Ebert & Rennwald 1993). Die Eiablage findet in Häufchen an der Blattunterseite der Wirtspflanzen der Larven statt, zu denen der Kleine Klappertopf (Rhinanthus minor), Spitzwegerich (Plantago lanecolata) und verschiedene Ehrenpreis-Arten (Veronica spec.) zählen (Ebert & Rennwald 1993; Settele et al. 1999). Wie die verwandten Melitaea-Arten leben und überwintern auch die Larven von M. britomartis in einem Gespinst (Weidemann 1988). Gegenüber den Larven von Melitaea athalia und Melitaea aurelia wirken die Larven von M. britomartis aufgrund der weißen dichtgedrängten und großen Flecken auf dem schwarzen Untergrund heller und können einen bläulichen Eindruck erwecken (Urbahn 1952). An der Basis besitzen die Scheindornen eine gelborange und an der Spitze eine weiße Färbung (Urbahn 1952). Die Verpuppung erfolgt in einer Höhe von 30 bis 40 cm an Pflanzenstengeln als schwarz weiß gemusterte Stürzpuppe (Weidemann 1988).

Lebensräume

Als Habitate von M. britomartis eignen sich sowohl beweidete als auch brachgefallene xerotherme Kalkmagerrasen (Gentiano-Koelerietum) (Ebert & Rennwald 1993; Settele et al. 1999). In Ostdeutschland kommt die Art ebenfalls auf feuchten Waldlichtungen vor (Settele et al. 1999). Nach Settele et al. (1999) besteht bezüglich der Habitatansprüche von M. britomartis weiterer Forschungsbedarf.

Bestandssituation

Die Gefährdung von M. britomartis resultiert aus der Nutzungsaufgabe und der damit verbundenen Verbuschung von Trockenrasen (Settele et al. 2009). Eine Schafbeweidung eignet sich als Bewirtschaftungsform der Habitate, wenn sie nicht zu intensiv auftritt und sich nicht auf die gesamte Fläche zu einem Zeitpunkt erstreckt (Settele et al. 1999), ansonsten ist durch das völlige Abfressen der Nahrungspflanzen mit einer Vernichtung der Präimaginalstadien zu rechnen (Ebert & Rennwald 1993).

Literatur

  • Ebert, G. & E. Rennwald 1993: Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 1: Tagfalter 1. – Eugen Ulmer, Stuttgart. 552 S.
  • Eliasson, C. U. & M. R. Shaw 2003: Prolonged life cycles, oviposition sites, foodplants and Cotesia parasitoids of Melitaeini butterflies in Sweden. – Oedippus 21: 1–52.
  • Huth, L. & C. Schönborn 2013: Erste sichere Nachweise des Östlichen Scheckenfalters (Melitaea athalia (Rottemburg, 1775)) in Sachsen-Anhalt (Lepidoptera, Nymphalidae). – Entomologische Nachrichten und Berichte 57 (3): 109–112.
  • Jugovic, J. & T. Koren 2014: Wing pattern morphology of three closely related Melitaea (Lepidoptera, Nymphalidae) species reveals highly inaccurate external morphology-based species identification. – Nota lepidopterologica 37 (1): 75–90.
  • Kurze, S., B.-J. Kurze & M. Nuss 2009: Artabgrenzung beim Wachtelweizen-Scheckenfalter Melitaea athalia (Rottemburg, 1775) (Insecta: Lepidoptera). – Märkische Entomologische Nachrichten 11 (1): 25–46, 7 Taf.
  • Lenz, F. 1917: Über die Melitaeen der Umgegend Münchens, ihre Raupen und ihre Puppen. – Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft 8: 26–39.
  • Meineke, T. & K. Menge 2015: Weitere Funde von Melitaea britomartis Assmann, 1847 am nordwestlichen Rand des Artareals (Lepidoptera, Nymphalidae). – Entomologische Nachrichten und Berichte 59 (1): 33–38.
  • Nuß, M. 1998: Deutsche Übersetzung und fachliche Überarbeitung. – T. Tolman & R. Lewington, Die Tagfalter Europas und Nordwestafrikas. – Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart. 319 S.
  • Reinhardt, R., Sbieschne, H., Settele, J., Fischer, U. & G. Fiedler 2007: Tagfalter von Sachsen. In: Klausnitzer, B. & R. Reinhardt (Hrsg.): Beiträge zur Insektenfauna Sachsens. Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 11, Dresden. 695 S.
    Segerer, A. H. 1997: Beitrag zur Genitaldiagnose einiger bayerischer Tagfalterarten unter besonderer Berücksichtigung der ♀♀. – Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik, Bamberg 4: 5–25.
  • Sbieschne, H., D. Stöckel, T. Sobczyk, M. Trampenau & R. Reinhardt 2014: Die Schmetterlingsfauna (Lepidoptera) der Oberlausitz. Teil 4: Tagfalter. – Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 18: 224 S.
  • Settele, J., R. Feldmann & R. Reinhardt 1999: Die Tagfalter Deutschlands. – Eugen Ulmer, Stuttgart. 452 S.
  • Settele, J., Steiner, R., Reinhardt, R., Feldmann, R. & G. Hermann (Hrsg.) 2009: Schmetterlinge. Die Tagfalter Deutschlands. 2. Aufl. – Ulmer, Stuttgart. 256 S.
  • Stöckel, D. & R. Reinhardt 2014: Melitaea britomartis Assmann, 1847 Neu- oder Wiederfund für Sachsen? (Lepidoptera, Nymphalidae). – Entomologische Nachrichten und Berichte 58 (3): 311–312.
  • Urbahn, E. 1952: Die Unterschiede der Jugendstände und Falter von Melitaea athalia Rott., britomartis Assm. und parthenie Bkh. = aurelia Nick. in Deutschland (Lep.). – Zeitschrift der Wiener entomologischen Gesellschaft 37 (63) (7/8): 105-121, Taf. 12-15.
  • Weidemann, H.-J. 1988: Tagfalter. Band 2 Biologie - Ökologie - Biotopschutz. – Neumann-Neudamm, Melsungen. 372 S.

Links

Autor(-en): Susanne Kurze, Matthias Nuß. Letzte Änderung am 26.04.2016

Flügeloberseite eines weiblichen Falters von Melitaea britomartis, Brandenburg, Liebenwalder Forst, Kreuzbruch, leg. et coll. H. Salpeter
(© Susanne Kurze)


Flügelunterseite eines weiblichen Falters von Melitaea britomartis, Brandenburg, Liebenwalder Forst, Kreuzbruch, leg. et coll. H. Salpeter
(© Susanne Kurze)


Männliches Kopulationsorgan eines Falters von Melitaea britomartis, Brandenburg, Liebenwalder Forst, Kreuzbruch, leg. et coll. H. Salpeter (prep. S. Kurze)
(© Susanne Kurze)
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