Roter Scheckenfalter (Melitaea didyma (Esper, 1778))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Vorderflügellänge 18–23 mm.

Flügeloberseiten orange mit schwarzen Adern sowie schwarzen Flecken, die eher einzeln und nur teilweise zusammenhängend sind. Außenrand schwarz, Fransen schwarz-weiß gescheckt. Das Männchen in der Grundfarbe intensiv orange, das Weibchen braun-orange.

Flügelunterseiten: Vorderflügel orange mit schwarzen Flecken. Hinterflügel mit fünf abwechselnd gelblich-weißen und orangen Bändern, die seitlich von schwarzen Strichellinien begrenzt sind. 
Die Zellen in den beiden orangen Bändern zu jeweils einem durchgehenden, intensiv orangen Band verschmolzen und nur von den weißen Adern unterbrochen; dass basale Band stark geschwungen.

Ähnliche Arten: Melitaea cinxia auf der Oberseite der Hinterflügel vor dem Ende mit schwarzen Punkten in den Zellen sowie unterseits meist mit schwarzen Punkten in den Zellen des äußeren orangen Bandes. Bei Melitaea phoebe in den Zellen des äußeren orangen Bandes intensiv orange, kreisrunde Flecke, die keine schwarzen Punkte aufweisen.

 

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Rote Liste Sachsen: nicht bewertet
Rote Liste Deutschland: stark gefährdet

Merkmale

Auf der Vorderflügeloberseite besitzen die Falter von M. didyma in der Postdiskalregion eine Reihe dunkler Flecken, die weder untereinander noch mit den Flecken der Submarginalregion verbunden sind. In der Diskalregion der Hinterflügeloberseite ist eine deutliche Aufhellung der orangen Grundfarbe erkennbar. Dagegen zeichnet sich die Hinterflügelunterseite durch eine hellgelbe Färbung mit schwarzen kurzen Zeichnungselementen aus, die in der Submarginalbinde eine ovale Form aufweisen.
Der ausgeprägte Sexualdimorphismus bei der insgesamt sehr variablen Art zeigt sich auf den Flügeloberseiten der beiden Geschlechter. Während die Männchen eine leuchtend rote Grundfarbe besitzen, fällt diese bei den Weibchen wesentlich trüber aus und wird von grauen und braunen Partien durchsetzt.
An dem männliche Kopulationsorgan befinden sich kleine, kaum ausgeprägte Harpen und der Processus posteriores besteht aus einer langen nach vorn weisenden Spitze.

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet von M. didyma ähnelt in Europa dem von Melitaea phoebe. Ausgehend von Nordafrika und der Iberischen Halbinsel erstreckt sich das Areal südlich von Belgien und des Baltikums bis nach Mittelasien (Ebert & Rennwald 1993).
Obwohl die Art mit Ausnahme der Bundesländer Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen deutschlandweit verbreitet ist, liegen aus Sachsen nur wenige Einzelfunde zuletzt 1993 aus dem Vogtland vor (Reinhardt et al. 2007; Settele et al. 2009). Reinhardt et al. (2007) gehen davon aus, dass es sich bei den beobachteten Faltern um Irrgäste handelt, die aus dem Böhmischen Becken, Thüringen oder Bayern verdriftet wurden.
M. didyma gilt als eine sehr wärmeliebende Art, die klimatisch begünstigte Standorte mit einer Jahresmitteltemperatur von über
6°C bevorzugt (Ebert & Rennwald 1993).

Lebensweise

In Deutschland bildet M. didyma nur eine Generation, deren Falter von Juni bis Mitte August fliegen (Settele et al. 2009; Weidemann 1988). Die Nahrungspflanzen der Falter sind bisher unzureichend erfasst (Ebert & Rennwald 1993). Einzelne Beobachtungen saugender Falter stammen von Weißer Fetthenne (Sedum album), Acker-Witwenblume (Knautia arvensis), Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea) und Dost (Origanum vulgare) (Ebert & Rennwald 1993). Die Eiablage erfolgt in Gelegen mit einer geringeren Eizahl als bei den anderen Scheckenfalterarten an der Blattunterseite der Larvenwirtspflanzen (Weidemann 1988). Über die Larvenwirtspflanzen existieren zahlreiche sowie unterschiedliche Angaben. Als eine der wichtigsten Wirtspflanzen gilt Spitzwegerich (Plantago lanceolata) (Ebert & Rennwald 1993). Darüber hinaus gehören die Wirtspflanzen bis auf wenige kritische Angaben zu der Ordnung Lamiales (Lippenblütlerartige) oder Scrophulariales (Braunwurzartige) (Ebert & Rennwald 1993). Folgende Pflanzen werden aufgeführt: Gewöhnliches Leinkraut (Linaria vulgaris), Gamander-Ehrenpreis (Veronica chamaedrys), Großer Ehrenpreis (Veronica teucrium), Großblütiger Fingerhut (Digitalis grandiflora), Aufrechter Ziest (Stachys recta), Königskerze (Verbascum spec.), Acker-Wachtelweizen (Melampyrum arvense) und Breitwegerich (Plantago major) (Ebert & Rennwald 1993; Settele et al. 2009). Im Gegensatz zu den meisten anderen Scheckenfalterarten leben die Larven von M. diamina einzeln und nicht in Gespinsten (Weidemann 1988). Die Larve erscheint mit ihrer fast weißen Grundfarbe, den schwärzlichen Längsstreifen und den orangenen Scheindornen sehr bunt (Weidemann 1988). Auch die Stürzpuppe besitzt eine weiße Grundfarbe mit orangen und schwarzen Zeichnungselementen (Weidemann 1988).

Lebensräume

Zu den Lebensräumen von M. didyma zählen Mager- und Trockenrasen mit vegetationsfreien von Schotter bedeckten oder felsdurchwachsenen Stellen (Ebert & Rennwald 1993; Settele et al. 2009). Früher kamen die Falter ebenfalls in Eichen-Hainbuchenwäldern, in Buchen-Eichenwäldern oder Kiefernmischwäldern an sonnenbeschienen offenen Stellen wie beispielsweise an Waldwegen vor (Ebert & Rennwald 1993).

Bestandssituation

Neben dem Verlust von geeigneten Lebensräumen stellt auch eine zu intensive Beweidung ein Gefährdungsfaktor für die seltene M. didyma dar (Ebert & Rennwald 1993).

Literatur

  • Ebert, G. & E. Rennwald 1993: Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 1: Tagfalter 1. – Eugen Ulmer, Stuttgart. 552 S.
  • Reinhardt, R., Sbieschne, H., Settele, J., Fischer, U. & G. Fiedler 2007: Tagfalter von Sachsen. In: Klausnitzer, B. & R. Reinhardt (Hrsg.): Beiträge zur Insektenfauna Sachsens. – Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 11, Dresden. 695 S.
  • Settele, J., R. Feldmann & R. Reinhardt 1999: Die Tagfalter Deutschlands. – Eugen Ulmer, Stuttgart. 452 S.
  • Settele, J., Steiner, R., Reinhardt, R., Feldmann, R. & G. Hermann 2009 (2. Aufl.): Schmetterlinge. Die Tagfalter Deutschlands. – Ulmer, Stuttgart. 256 S.
  • Vogel, K. 1996: Zur Verbreitung, Populationsökologie und Mobilität von Melitaea didyma (Esper, 1779) im Raum Hammelburg, Unterfranken. – Oedippus 13: 1–26.
  • Weidemann, H.-J. 1988: Tagfalter. Band 2 Biologie - Ökologie - Biotopschutz. – Neumann-Neudamm, Melsungen. 372 S.

Links

Autor(-en): Susanne Kurze, Matthias Nuß. Letzte Änderung am 02.11.2018

Roter Scheckenfalter am 22.07.2013 im Altmühltal, Nähe Mörnsheim (Bayern)
(© Eva-Maria Bäßler)


Roter Scheckenfalter am 22.07.2013 im Altmühltal, Nähe Mörnsheim (Bayern)
(© Eva-Maria Bäßler)


Männliches Kopulationsorgan von Melitaea didyma, Bozen, Südtirol, MTD (prep. S. Kurze)
(© Susanne Kurze)
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