Blaukernauge (Minois dryas (Scopoli, 1763))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Vorderflügellänge 27–33 mm.

Flügeloberseiten dunkelbraun, Vorderflügel mit zwei großen blauen, schwarz umringten Flecken.

Flügelunterseiten hellbraun, mit den gleichen Augenflecken; Hinterflügel mit einer durchgehenden weißen Binde und oft einer weiteren, die vom Vorderrand bis zur Flügelmitte reicht.

Eine unverwechselbare Art.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Rote Liste Sachsen: ausgestorben oder verschollen (1973)
Rote Liste Deutschland: stark gefährdet

Merkmale

Verbreitung

Von Nordspanien über Mitteleuropa östlich bis Japan. In Deutschland gegenwärtig nur noch in Nordostdeutschland, im Kyffhäuser, in Nordbayern, im Oberrheingebiet und im Alpenvorland vorkommend.

Lebensweise

Die Larven fressen an Pfeifengras (Molinia caerulea), Landreitgras (Calamagrostis epigeios) und Aufrechter Trespe (Bromus erectus). Im zeitigen Frühjahr, wenn das Pfeifengras noch nicht ausgetrieben ist, sind Seggen (Carex spp.) eine wichtige Nahrungsgrundlage. Im April und Mai sind die Larven tagaktiv, im Juni nachtaktiv beobachtet worden. (Bräu et al. 2013).

Lebensräume

Extensiv genutzte, höherwüchsige Halbtrockenrasen, Pfeifengraswiesen und lichte Waldsysteme (Nieder- und Mittelwälder, strukturreiche Waldsäume).
Sachteleben & Riess (1997) ermittelten mithilfe von Modellrechnungen einen Mindestarealanspruch von 2,6 bis 18 ha sowie eine Vernetzung in Metapopulationen. Stark isolierte Populationen können langfristig wohl nur in geeigneten Habitaten mit mehr als 100 ha Flächengröße überdauern.
Zum Erhalt des Lebensraumes sollten Entwässerungsmaßnahmen, Aufforstungen, dauerhafte Brachlegung sowie organische und mineralische Düngung unterbleiben. Mit einer extensiven, auch unregelmäßigen Mahd und/oder extensiven Beweidung nach der Flugzeit muss die Entwicklung von Hochstaudenfluren sowie von Verschilfungs- und Verbuschungsstadien vermieden werden. Dabei sollte eine großflächige Mahd oder Intensivbeweidung nicht zur Anwendung kommen (Bräu et al. 2013).

Bestandssituation

Minois dryas war historisch an einigen Stellen in Sachsen häufig, doch wurde über den starken Rückgang dieser Art schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts berichtet. Der letzte Nachweis aus Sachsen ist ein Fotobeleg aus dem Jahr 1973. Seither gilt die Art in Sachsen als ausgestorben (Reinhardt et al. 2007).

Literatur

  • Bräu, M., R. Bolz, H. Kolbeck, A. Nunner, J. Voith & W. Wolf 2013: Tagfalter in Bayern. – Eugen Ulmer, Stuttgart. 781 S.
  • Fiedler, G. 1976: Der Blauäugige Waldpförtner - Satyrus dryas Scop. – ein immer seltener werdender Falter. – Entomologische Nachrichten 7: 112–115.
  • Reinhardt, R., H. Sbieschne, J. Settele, U. Fischer & G. Fiedler 2007: Tagfalter von Sachsen. – Entomologische Nachrichten und Berichte, Dresden Beiheft 11: 1–695, 1–48.
  • Sachteleben, J. & W. Riess 1997: Flächenanforderungen im Naturschutz - Ableitung unter Berücksichtigung von Inzuchteffekten. II. Teil: Bayern als Beispiel. – Naturschutz und Landschaftsplanung 29: 373–377.
  • Schwarz, C. & T. Fartmann 2021: Conservation of a strongly declining butterfly species depends on traditionally managed grasslands. – Journal of Insect Conservation 25: 255–271.

Links

Autor(-en): Matthias Nuß. Letzte Änderung am 20.08.2021

Blaukernauge am 30.7.2008 bei Eberndorf (Österreich, Kärnten)
(© Matthias Hartung)


Blaukernauge am 30.7.2008 bei Eberndorf (Österreich, Kärnten)
(© Matthias Hartung)


Blaukernauge Ende Juli 2017 im Müritz Nationalpark. Die Falter fliegen nur kniehoch über niedriger Gras- und Krautflur und vertreiben immer wieder Falter des Großen Ochsenauges.
(© Matthias Nuß)


Blaukernauge Ende Juli 2017 im Müritz Nationalpark. Die Falter ziehen sich immer wieder in höher wachsende Grasfluren zurück.
(© Matthias Nuß)


Habitat des Blaukernauges Ende Juli 2017 im Müritz Nationalpark.
(© Matthias Nuß)


Habitat des Blaukernauges Ende Juli 2017 im Müritz Nationalpark.
(© Matthias Nuß)
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