Himmelblauer Bläuling (Lysandra bellargus (Rottemburg, 1775))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Vorderflügellänge bis 16–18 mm.

Flügeloberseiten der Männchen leuchtend azurblau, Fransen schwarz und weiß gescheckt. Weibchen oberseits braun, mit orangen Randflecken, manche Individuen mehr oder weniger blau übergossen.

Flügelunterseiten der Männchen grau, der Weibchen braun; mit schwarzen, weiß umrandeten Punkten und orangen Randflecken; Hinterflügel in der Mitte mit weißem Fleck.

Ähnliche Art: Im Freiland die Weibchen sowie unterseits auch die Männchen nicht eindeutig vom Silberbläuling (Lysandra coridon) unterscheidbar. Die Männchen beider Arten auf den Flügeloberseiten völlig verschieden (deutsche Namen!). Hybriden der beiden Arten treten in der Natur auf.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Gesetzlicher Schutz (BArtSchV, BNatSchG): besonders geschützt
Rote Liste Sachsen: ausgestorben oder verschollen (1975). 2008 wiedergefunden
Rote Liste Deutschland: gefährdet

Nomenklatur

Polyommatus bellargus (Rottemburg, 1775)

Merkmale

Verbreitung

Vom nördlichen Mediterraneum (Iberische Halbinsel, Italien, Iran) nördlich bis Südengland und zum Baltikum (Bräu et al. 2013).

Lebensweise

Es entwickeln sich zwei Generationen im Jahr, die Larven überwintern. Die Falter saugen Nektar an gelb blühenden Schmetterlingsblütlern wie Hufeisenklee (Hippocrepis comosa) und Hornklee (Lotus corniculatus). Die Larven leben in Bayern überwiegend an Hufeisenklee – der in Sachsen jedoch nicht vorkommt (Hardtke & Ihl 2013) – und Bunter Kronwicke (Securigera varia); letztere ist die Hauptnahrungspflanze in Sachsen (Bräu et al. 2013; Reinhardt et al. 2007).
Die Larven leben in ausgeprägter Gemeinschaft mit Ameisen (Myrmekophilie), die jedoch nicht obligatorisch ist. Ab dem zweiten Entwicklungsstadium sondern die Larven ein honigtauartiges Sekret ab, das die Ameisen aufnehmen. Im Gegenzug schützen die Ameisen die Bläulingslarven vor Parasitoiden und Fressfeinden und bauen für Larven und Puppen Schutzkammern aus Bodenmaterial.
Die Falter sind in der Lage, sowohl kleine als auch neu entstandene Lebensräume rasch zu besiedeln (Bräu et al. 2013).

Lebensräume

In Bayern gilt der Himmelblaue Bläuling als Zeigerart für extensiv beweidete oder gemähte Kalkmagerrasen (Bräu et al. 2013), während er in Sachsen auf xerothermen, gestörten Sandstandorten vorkam (Reinhardt et al. 2007).

Bestandssituation

Polyommatus bellargus ist in Deutschland mäßig-häufig und weist sowohl lang- als auch kurzfristige Bestandsrückgänge auf. Aufgrund dessen ist diese Art in der Roten Liste Deutschlands in die Kategorie 3 (gefährdet) eingestuft worden (Reinhardt & Bolz 2012).
Polyommatus bellargus wurde vom späten 18. bis in das 20. Jahrhundert immer wieder aus Sachsen belegt, wenngleich die Bestandssituation stets als selten angegeben wurde. Möglicherweise findet die Art hier aufgrund der Seltenheit von Kalkmagerrasen und dem Fehlen von Hufeisenklee ohnehin keine idealen Lebensräume. Die letzte Meldung dieser Art aus Sachsen stammte zunächst aus dem Jahr 1975, womit sie hier als ausgestorben galt (Reinhardt et al. 2007). 2008 wurde sie von Gärtner bei Callenberg (Hohenstein-Ernstthal) wiederentdeckt (Sbieschne et al. 2014).

Literatur

  • Bräu, M., R. Bolz, H. Kolbeck, A. Nunner, J. Voith & W. Wolf 2013: Tagfalter in Bayern. – Eugen Ulmer, Stuttgart. 781 S.
  • Reinhardt, R. & R. Bolz, unter Mitarbeit von S. Caspari, J. Gelbrecht, S. Hafner, J. Händel, A. Haslberger, G. Hermann, A. Hofmann, K.-H. Jelinek, D. Kolligs, A. C. Lange, J.-U. Meineke, A. Nunner, A. Schmidt, R. Thust, R. Ulrich, V. Wachlin und weiteren Spezialisten 2012 ("2011"): Rote Liste und Gesamtartenliste der Tagfalter (Rhopalocera) (Lepidoptera: Papilionoidea et Hesperioidea) Deutschlands. S. 165–194. – In: M. Binot-Hafke, S. Balzer, N. Becker, H. Gruttke, H. Haupt, N. Hofbauer, G. Ludwig, G. Matzke-Hajek & M. Strauch, Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3), herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz, Bonn - Bad Godesberg.
  • Reinhardt, R., H. Sbieschne, J. Settele, U. Fischer & G. Fiedler 2007: Tagfalter von Sachsen. – Entomologische Nachrichten und Berichte, Dresden Beiheft 11: 1–695, 1–48.
  • Roy, D. B. & J. A. Thomas 2003: Seasonal variation in the niche, habitat availability and population fluctuations of a bivoltine thermophilous insect near its margin. – Oecologia 134: 439–444.
  • Sbieschne, H., D. Stöckel, T. Sobczyk, M. Trampenau & R. Reinhardt 2014: Die Schmetterlingsfauna (Lepidoptera) der Oberlausitz. Teil 4: Tagfalter. – Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 18: 224 S.

Links

Autor(-en): Matthias Nuß. Letzte Änderung am 30.10.2020

Männchen des Himmelblauen Bläulings vom 20.08.1950 aus Dresden-Pillnitz, leg. Biernath. Senckenberg Museum für Tierkunde Dresden.
(© Matthias Nuß)


Weibchen des Himmelblauen Bläulings vom 20.08.1950 aus Dresden-Pillnitz, leg. Biernath. Senckenberg Museum für Tierkunde Dresden.
(© Matthias Nuß)


Weibchen des Himmelblauen Bläulings aus Nordhausen (Thüringen). Senckenberg Museum für Tierkunde Dresden.
(© Matthias Nuß)


Himmelblauer Bläuling am 1.8.2007 bei Tavole (Italien, Ligurien)
(© Matthias Hartung)
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