Coleophora anatipennella (Hübner, 1796)

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Flügelspannweite 12.5–17 mm. Kopf weiß. Antennen weiß-braun geringelt. Scapus ventral mit Büschel aus weißen und braunen Schuppen. Thorax weiß. Vorderflügel weiß, mit unregelmäßig verteilten graubraunen Schuppen, die in ihrer Zahl in Richtung Termen zunehmen. Costa an der Basis dunkelbraun. Hinterflügel grau. Beine weiß. Tarsenglieder der Mittel- und Hinterbeine an der Basis braun. Abdomen dorsal grau glänzend, ventral hellgrau.
Verwechselbar mit Coleophora albidella, deren dunkle Flügelschuppen im Allgemeinen heller (braun bis ockerfarben) sind. Eine sichere Artbestimmung des Falters erfolgt nur über Genitaluntersuchung.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Synonyme

Coleophora anatipenella, falsche Schreibweise

Merkmale

Die Flügelspannweite beträgt 12.5–17 mm. Der Kopf ist weiß. Die Antennen sind weiß-braun geringelt und wie bei allen Coleophoriden nach vorn zeigend. Scapus (=1. Antennenglied) ventral mit Büschel aus weißen und braunen Schuppen, das sich bis auf die Höhe des 6. Antennenglied erstreckt. Der Thorax ist weiß. Die Vorderflügel sind ebenfalls weiß, besitzen jedoch unregelmäßig verteilte graubraune Schuppen, die in ihrer Zahl in Richtung Termen (=am weitesten vom Körper entfernte Flügelecke) zunehmen. Die Costa (=anteriore Vorderflügelkante) ist in Richtung Flügelbasis dunkelbraun. Die Hinterflügel sind grau. Die Beine sind weiß, wobei die Tarsenglieder der Mittel- und Hinterbeine an der Basis braun gefärbt sind. Das Abdomen ist dorsal grau, ventral hellgrau glänzend.
Der fertige Larvensack ist ca. 7 mm lang, schwarz, glänzend und pistolenförmig. Im Gegensatz zu der im Falterstadium ähnlichen Coleophora albidella, die "Blattwolle" von Weidenblättern in die Oberfläche ihres Sackes einspinnt, verwendet die Coleophora anatipennella-Larve kein Blattmaterial (höchstens einige Trichome [=Blatt"haare"]). Die vordere Hälfte des Sackes ist walzig-rund und hat eine glatte Oberfläche; dahinter ist sie rau und runzlig. Das Analende des Sackes ist seitlich stark abgeflacht und trägt ein kleines braunes Pallium (=seitlich am Analende ansetzende Läppchen aus Seide). Der Winkel Sackachse-Oralöffnung beträgt etwa 70°–80° (Emmet et al. 1996: 263 f., Hering 1957: Fig. 398).
Die ausgewachsene Larve hat einen schwarzen Kopf und einen schwarzen Halsschild, der in der Mitte tief gefurcht ist. Die auf den dahinterliegenden Thoraxsegmenten befindlichen Sklerite sind ebenfalls schwarz. Ihr Körper ist hellgelb, die Thoraxsegmente bräunlich. Der Darm erscheint grün. Die Brustbeine haben die gleiche Farbe wie der Körper. Die Larve besitzt 3 Bauchbeinpaare.
Das Ei ist trüb-weiß, abgeflacht kuppelförmig und mit einer tiefen Einkerbung an der Spitze im Bereich der Mikropyle. Von der Mikropyle ziehen sich etwa 25 deutlich hervortretende Rippen zur Basis des Eies (Emmet et al. 1996).

Verbreitung

Coleophora anatipennella kommt in ganz Europa bis nach Kleinasien und in den Iran hinein vor.

Lebensweise

Die Art ist recht polyphag. Das Weibchen legt seiner Eier einzeln an die Unterseite von Alnus, Betula, Carpinus, Castanea, Cornus, Corylus, Crataegus, Malus sylvestris, Populus, Prunus, Pyrus, Quercus, Salix, Sorbus und Tilia (Hering 1957: 59, 173, 248, 253, 324, 331, 343, 657, 805, 829, 848, 857, 917, 1006, 1059) (die Larven der im Falterstadium sehr ähnlichen Coleophora albidella fressen hingegen nur an Weidenarten (Salix sp.)!). Die Larve findet man von August bis Ende Mai des Folgejahres. Bis zum Winter ernährt sich die Larve minierend, nach der Überwinterung geht sie zum Skelettfraß über, beißt jedoch auch bisweilen ganze Löcher in das Blatt. 
Wie bei allen Coleophoriden finden sowohl sowohl die Überwinterung als auch die Verpuppung im Larvensack statt. Zur Verpuppung im Juni befestigt die Larve ihren Sack in der Regel an einer vollsonnigen Stelle auf der Oberseite eines Blattes (seltener an einem Zweig, wo der Sack Ähnlichkeit mit der Puppe des Zweipunkt-Marienkäfers Adalia bipunctata hat). 
Die Falter erscheinen im Juni und Juli und fliegen in einer Generation pro Jahr. Manchmal werden sie von Licht angelockt.

Lebensräume

Bestandssituation

Literatur

  • Eckstein, K. 1933: Die Kleinschmetterlinge Deutschlands mit besonderer Berücksichtigung ihrer Biologie und wirtschaftlichen Bedeutung. Pp. 1–223. – In: Eckstein, K., Die Schmetterlinge Deutschlands 5 5. – K. G. Lutz Verlag, Stuttgart.
  • Emmet, A. M., J. R. Langmaid, K. P. Bland, M. F. V. Corley & J. Razowski 1996: Coleophoridae. S. 126–338. – In: A. M. Emmet (Hrsg.), The Moths and Butterflies of Great Britain and Ireland 3: Yponomeutidae–Elachistidae. – Harley Books, Colchester, Essex.
  • Gaedike, R. & W. Heinicke 1999: Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands. – Entomologische Nachrichten und Berichte, Dresden Suppl. 5: 1–216.
  • Hering, E. M. 1957: Bestimmungstabellen der Blattminen von Europa. – Dr. W. Junk, s’-Gravenhage. Bände 1–2: 1185 S., Band 3: 47 S., 86 Taf.
  • Möbius, E. T. A. 1936–1937: Verzeichnis der Kleinschmetterlinge von Dresden und Umgebung. – Deutsche entomologische Zeitschrift Iris, Dresden 50 (3–4): 101–134 (19.x.1936), 167–196 (30.i.1937).
  • Schütze, K. T. 1931: Die Biologie der Kleinschmetterlinge unter besonderer Berücksichtigung ihrer Nährpflanzen und Erscheinungszeiten. Handbuch der Microlepidopteren - Raupenkalender - geordnet nach der illustrierten deutschen Flora von H. Wagner. – Verlag des Internationalen Entomologischen Vereins e. V., Frankfurt am Main. 1–235.

Links

Coleophora anatipennella im Lepiforum

Autor(-en): Matthias Nuß, Franziska Bauer. Letzte Änderung am 20.05.2014

Aus einer Larve vom 12.04.2014 aus Radebeul gezogenes Weibchen
(© Franziska Bauer)


Larvensack auf Vogelkirsche (Prunus avium) am 12.04.2014 in Radebeul
(© Franziska Bauer)
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