Röhren-Sackträger (Taleporia tubulosa (Retzius, 1783))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Männchen beflügelt. Flügelspannweite Männchen: 15–20 mm. Vorderflügel ziemlich lang und schlank; dunkelbraun mit mehr oder weniger deutlichen gelblich-weißen Flecken (geschecktes Aussehen). Hinterflügel dunkelgrau.
Weibchen flügellos. Beine kurz. Körper hellbraun. Gräulich-weißer Schuppenbusch auf Abdominalsegmenten 7 und 8. Ovipositor ausstülpbar.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Rote Liste Deutschland: ungefährdet

Merkmale

Die Art zeigt einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus: Während die Männchen funktionsfähige Flügel besitzen, fehlen den Weibchen die Flügel komplett. Die Flügel der Männchen sind dunkelbraun und tragen gelbliche Flecken, was ihnen ein geschecktes Aussehen verleiht. Ihre Hinterflügel sind dunkelgrau. Die Antennen der Männchen sind aus 40–45 Einzelgliedern aufgebaut, die der Weibchen aus 27–32. Der Körper der Weibchen ist hellbraun und nahezu schuppenlos. An Bauch- und Rückenseite befinden sind auf jedem Segment dunkelbraune Sklerotisierungen, die besonders auf dem Thorax zum Vorschein kommen. Um das Abdominalsegment 7 befindet sich ein aus länglichen, grauweißen Schuppen gebildeter Kranz.
Die Larve besitzt einen dunkelbraunen Kopf. Ihr Körper ist hell gelblich-braun. Auf den Thoraxsegmenten trägt sie dorsal jeweils einen schwarzen Schild. 
Der Larvensack ist in Deutschland unverwechselbar. Er ist im Querschnitt dreieckig, am posterioren Ende dreiklappig, aus Seide gesponnen und teilweise spärlich mit Flechten- und Borkenteilchen, feinem Sand und gegen Ende der Larvalentwicklung gelegentlich mit Resten toter Insekten besetzt. Der fertige Sack ist 14–20 mm lang und 3–4 mm breit.
Die Puppe ist gelblich-braun mit dunklen Flecken auf der Rückenseite.

Verbreitung

Das Verbreitungsareal von Taleporia tubulosa erstreckt sich von Südschottland durch West- und Mitteleuropa, östlich bis nach Russland und zum Balkan. Im Süden findet man sie in Spanien, im Norden bis in die hohen Breiten Fennoskandiens.

Lebensweise

Die Larven ernähren sich von Flechten und verrottendem Pflanzenmaterial. Auch andere Insekten werden nicht verschmäht. Die Verpuppung erfolgt im April/Mai im Sack, den die Larve zuvor in bis zu 2 m Höhe auf einem festen Untergrund befestigt. Die Falter schlüpfen im Mai und Juni. Dabei schlüpfen die Männchen gewöhnlich abends oder nachts, die Weibchen hingegen in den frühen Morgenstunden. Die flugunfähigen Weibchen heften sich gleich nach dem Schlupf an ihren Sack und beginnen damit, Männchen anzulocken. Die Paarung findet dann ebenfalls in den frühen Morgenstunden und auf dem ehemaligen Larvensack des Weibchens statt. Das Weibchen legt die befruchteten Eier im Anschluss in ihren mit einem schützendem Schuppenbüschel ausgekleideten ehemaligen Larvensack und stirbt kurze Zeit später.

Lebensräume

Die Art ist besondern häufig in Waldgesellschaften mit wenig Unterwuchs, wo die Larven besonders auf vegetationsarmen, moosreichen Böden in Baumnähe oder direkt an Baumstämmen leben. 

Bestandssituation

Literatur

  • Hättenschwiler, P.  1985: Gelechiinae. S. 128–151. – In: Heath, J. & A. M. Emmet (Hrsg.), The Moths and Butterflies of Great Britain and Ireland 2: Cossidae–Heliodinidae. – Harley Books, Colchester, Essex.
  • Herrmann, R. 1994: Psychidae. S. 356–504. – In: Ebert, G. (Hrsg.), Die Schmetterlinge Baden-Württembergs, Band 3, Nachtfalter I. Ulmer, Stuttgart. 518 S.

Links

Taleporia tubulosa im Lepiforum

Autor(-en): Franziska Bauer, Thomas Sobczyk. Letzte Änderung am 19.05.2014

Weibchen, das aus einer Larve gezogen wurde, die am 20.04.2014 in Radebeul gefunden wurde.
(© Franziska Bauer)


Röhren-Sackträger (Taleporia tubulosa) am 25. Juni 2016 in der Umgebung von Spreewiese
(© Friedmar Graf)


Larvensack an Prunus avium am 20.04.2014 in Radebeul
(© Franziska Bauer)


Röhren-Sackträger (Taleporia tubulosa) am 25. Juni 2016 in der Umgebung von Spreewiese
(© Friedmar Graf)
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