Paratanytarsus grimmii (Schneider, 1885)

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Diagnose

Körperlänge des Weibchens: 1,1–2,6 mm.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Merkmale

Körperlänge der Puppe: 2,8–4,0 mm.
Paratanytarsus grimmii
ist eine triploide Zuckmücke (vgl. Christopher et al. 2023).

Verbreitung

Nord- und Südamerika, Afrika, Asien, Australien und Neuseeland; in Europa von Skandinavien und Finnland bis zur Mittelmeerküste (GBIF; PESI).

Lebensweise

Paratanytarsus grimmii vermehrt sich parthenogenetisch (jungfräuliche Fortpflanzung ohne das Auftreten von Männchen). Fortpflanzung und Eiablage erfolgen im Puppenstadium weiblicher Tiere oder im pharaten Stadium, dass heißt, das Weibchen befindet sich noch in der Puppe (Christopher et al. 2023). Kodama et al. (2025) erhielten im Labor Männchen bei einer Aufzucht aus Eiern. In England und Norddeutschland entwickeln sich in Trinkwassersystemen fünf Generationen pro Jahr (Olson et al 2003; Christopher et al. 2023). In natürlichen Umgebungen ernähren sich die Larven von organischem Detritus, indem sie abgelagerte Feinpartikel aufnehmen, die in die Wohnröhren sinken. In Trinkwasserverteilungssystemen hingegen besteht die verfügbare Nahrung aus eisen- und manganoxidierenden Bakterien (Christopher et al. 2023).

Lebensräume

In der Natur bewohnt die Art flache, stehende Gewässer. Große Populationen kommen häufig in kleinen künstlichen Gartenteichen vor, wo die Larven in Matten aus Fadenalgen oder auf dem Substrat nahe dem Wasserrand zu finden sind. Sie kommen auch in flachen Randbereichen von Seen und Stauseen inmitten der auftauchenden Vegetation vor. Puppenhüllen sind in Fadenalgen eingeschlossen. Die Fähigkeit, Eier abzulegen, ohne dass das Weibchen aus der Puppe schlüpfen muss, hat es der Art ermöglicht, Trinkwasserverteilungssysteme zu besiedeln und ihr häufiges Vorkommen in Aquarien könnte auf das Leitungswasser zurückzuführen sein (Langton et al. 1988).

Bestandssituation und hygienische Bedeutung

Paratanytarsus grimmii kann die Individaluentwicklung und Reproduktion vollständig in Trinkwasserverteilungssystemen durchlaufen, ohne diese zwischenzeitlich verlassen zu müssen (Krüger 1941; Langton et al. 1988; Christopher et al. 2023; Park et al. 2025). In Norddeutschland wurden in den Jahren 2020 und 2021 in Trinkwasserverteilungssystemen bis zu 6.350 Individuen pro Kubikmeter Wasser festgestellt (Christopher et al. 2023). Da Darmbiome von Makroinvertebraten die Entwicklung, das Überleben und die Verbreitung schädlicher Bakterien unterstützen können, indem sie durch Kotablagerung als Träger fungieren und der Schleim von Eiern als Substrat für das Bakterienwachstum dienen kann, wird die hygienische Bedeutung von P. grimmi in Trinkwassersystemen diskutiert (Christopher et al. 2023).

Literatur

  • Christopher, S., U. Michels & G. Gunkel 2023: Paratanytarsus grimmii (Chironomidae) larvae in drinking water distribution Systems: impairment or disaster? – Water 15 (3): 377.
  • Kodama, A., H. Saito & K. Kawai 2025: First description of male from parthenogenesis in a chironomid species Paratanytarsus grimmii (Schneider, 1885) (Diptera: Chironomidae). – Zootaxa 5566 (3): 594–600.
  • Krüger, F. 1941: Parthenogenetisehe Stylotanytarsus Larven als Bewohner einer Trinkwasserleitung. Tanytarsus-Studien III: die Gattung Stylotanytarsus. – Archiv für Hydrobiologie 38: 214–253.
  • Langton, P. H., P. S. Cranston & P. Armitage 1988: The parthenogenetic midge of water supply systems, Paratanytarsus grimmii (Schneider) (Diptera: Chironomidae). – Bulletin of Entomological Research 78 (2): 317–328.
  • Park, J. W., K. Park & I. S. Kwak 2025: First report of a major management target species, chironomid Paratanytarsus grimmii (Diptera: Chironomidae) larvae, in drinking water treatment plants (DWTPs) in South Korea. – PLOS ONE 20 (1): e0315390.
  • Olsen, A., J. S. Bale, B. S. C. Leadbeater, M. E. Callow & J. B. Holden 2003: Developmental thresholds and day-degree requirements of Paratanytarsus grimmii and Corynoneura scutellata (Diptera: Chironomidae): two midges associated with potable water treatment. – Physiological Entomology 28: 315–322.
  • Schneider, A. 1885: Chironomus grimmii und seine Parthenogenesis. – Zoologische Beiträge, Breslau 1: 301–302.
Autor(-en): Matthias Nuß. Letzte Änderung am 26.10.2025
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