Westliche Beißschrecke (Platycleis albopunctata (Goeze, 1778))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körperlänge ohne Flügel: Männchen 16–23 mm, Weibchen 20–24 mm + Legeröhre 9–12 mm.

Körpergrundfarbe grau bis braun.

Kopf: Fühler länger als Körper.

Thorax: Flügel reichen deutlich über den Hinterleib und häufig auch über die Hinterknie hinaus. Medialfeld im Vorderflügel mit verwaschenen, weißlichen Flecken.

Hinterleib: Cerci der Männchen kurz hinter der Mitte gezähnt; Legeröhre der Weibchen kurz und säbelartig gebogen.

Gesang der Männchen: Mäßig laut. Reibende, schabende 4–5-silbige Verse, die minutenlang aneinander gereiht werden. Bei hohen Temperaturen werden 2 bis 4 Verse pro Sekunde erzeugt, bei tiefen Temperaturen nur noch ca. alle zwei Sekunden ein Vers.

Ähnliche Arten: Der Warzenbeißer (Decticus verrucivorus) ist deutlich größer und stärker grün gefärbt. Die Legeröhre der Weibchen ist lang und deutlich gebogen.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Rote Liste Sachsen: ungefährdet
Rote Liste Deutschland: ungefährdet

Merkmale

Verbreitung

Aus den südlichen Regionen Großbritanniens, Skandinaviens und Finnlands südlich bis Spanien, Italien und Griechland sowie auf den Kanaren, Balearen, Korsika, Sardinien, Sizilien und Kreta (PESI).

Lebensweise

Die Eier werden in Pflanzenstengel abgelegt (Ingrisch & Köhler 1998).
Die Larven ernähren sich hauptsächlich von Blütenbestandteilen und Blättern sowie Stengeln (Königsdorfer & Demuth 2003).
Die Adulten treten von Juni bis Oktober auf, mit deutlichem Höhepunkt im August (Fischer et al. 2016). Die Tiere nehmen sowohl pflanzliche als auch tierische Nahrung zu sich, die größte Bedeutung haben jedoch Samen von Gräsern und krautigen Pflanzen (Königsdorfer & Demuth 2003). An Insekten werden Fliegen, Wanzen und auch Heuschreckenlarven verzehrt (Ingrisch & Köhler 1998).
Die maximale Lebensdauer der Männchen beträgt 64 Tage, die der Weibchen 79 Tage (Walter 1994).
Königsdorfer & Demuth (2003) gehen aufgrund der guten Flugfähigkeit sowie der Besiedelung von Sekundärstandorten von einer hohen Mobilität und Ausbreitungsfreudigkeit aus.

Lebensräume

In Deutschland vor allem in wärmebegünstigten Regionen Ost- und Süddeutschlands (Fischer et al. 2016). Trocken-warme und magere Standorte, Kalkmagerrasen, seltener auf Silikatmagerrasen und in Steinbrüche (Königsdorfer & Demuth 2003). Auch auf Sandfluren, Weinbergen sowie Schutt- und Ruderalfluren (Fischer et al. 2016). Vegetationsarme Gebiete und südexponierte Hänge werden bevorzugt (Bellmann 2006). Offene Bodenstellen sind essentiell, ein kleinräumiger Wechsel von Offenbodenstellen, einzelnen, niedrigen Sträuchern und einer lückigen bis dichten Gras- und Krautschicht scheint den Bedürfnissen von P. albopunctata am optimalsten zu entsprechen (Walter 1994).

Bestandssituation

Die Westliche Beißschrecke ist in Sachsen aktuell ungefährdet (Klaus & Matzke 2010).

Literatur

  • Bellmann, H. 2006: Der Kosmos Heuschreckenführer. – Kosmos Verlag, Stuttgart. 350 S.
  • Börner, J., K. Richter, M. Schneider & S. Straube 1994: Rote Liste Heuschrecken. - In: Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie (Hrsg.): Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege. Radebeul. 12 S.
  • Fischer, J., D. Steinlechner, A. Zehm, D. Poniatowski, T. Fartmann, A. Beckmann & C. Stettmer 2016: Die Heuschrecken Deutschlands und Nordtirols - Bestimmen - Beobachten – Schützen. – Quelle & Meyer, 368 S.
  • Ingrisch, S. & G. Köhler 1998: Die Heuschrecken Mitteleuropas. – Die Neue Brehm-Bücherei 629. – Westarp Wissenschaften, Magdeburg. 460 S.
  • Klaus, D. & D. Matzke 2010: Heuschrecken, Fangschrecken, Schaben und Ohrwürmer - Rote Liste und Artenliste Sachsens. – Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie – Druckerei Wagner GmbH. 36 S.
  • Königsdorfer, M. & K. Demuth 2003: Westliche Beißschrecke Platycleis albopunctata (Goeze, 1778). S. 122–125. – In: H. Schlumprecht & G. Waeber, Heuschrecken in Bayern. – Eugen Ulmer, Stuttgart.
  • Roesti, C. & B. Keist 2009: Die Stimmen der Heuschrecken. – Haupt Verlag, Bern. 144 S.
  • Walter, R. 1994: Zur Mobilität und zum Habitat von Platycleis albopunctata (Goeze 1778). – Articulata 9 (1): 1–23.

Autor(-en): Tommy Kästner, Jennifer Wintergerst, Matthias Nuß. Letzte Änderung am 03.09.2020

Weibchen der Westlichen Beißschrecke in einer ehemaligen Tongrube bei Rietschen. 25.07.2008
(© Tommy Kästner)


Weibchen der Westlichen Beißschrecke am 28.07.2012, Waldlichtung bei Hähnichen
(© Eva-Maria Bäßler)


Westliche Beißschrecke am 02.08.2016 in Radebeul-Zitzschewig
(© Eva-Maria Bäßler)


Westliche Beißschrecke, Niederseidewitz, August 2019.
(© Jörg Richter)


Feldaufnahme. Dresden, Dresdner Heller, 16.09.2020, 25 °C. (Zoom H6, SGH-6 Shotgun Mic Capsule, 96 khz, 24 bit).
(© Jennifer Wintergerst)
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