Bedornte Höhlenschrecke (Troglophilus neglectus Krauss, 1879)

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körperlänge: 15–25 mm.

Körperfarbe rötlich-braun, grau oder leicht grünlich mit dunkelbrauner bis schwarzer Marmorierung.

Kopf: Fühler länger als Körper, Unterkiefertaster auffallend lang.

Thorax: Flügel und Hörorgane fehlen; Beine auffallend lang, lange Dornen am Ende des Mittelschenkels fehlen; zehnter Hinterleibsring mit zwei kleinen spitzen Vorsprüngen; Cerci der Männchen kurz, Legeröhre der Weibchen im Mittelteil deutlich verbreitert.

Ähnliche Art: Die Gewächshausschrecke (Tachycines asynamorus) weist am Ende des Mittelschenkels zwei lange Dornen auf, zwei spitze Vorsprünge am zehnten Hinterleibsring fehlen, die Cerci der Männchen sind lang und die Weibchen besitzen eine gleichmäßig schmaler werdende Legeröhre.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Rote Liste Sachsen: extrem selten
Rote Liste Deutschland: extrem selten

Merkmale

Verbreitung

Von Deutschland und Tschechien südlich bis Italien und Bulgarien sowie Griechenland (PESI).

Lebensweise

Die Larven durchlaufen acht Larvenstadien. Während der Winterpause kann bei stark eingeschränkter Aktivität eine partielle Diapause eintreten. Adulte und Larven können das ganze Jahr nachgewiesen werden. Die Tiere sind nacht- bis dämmerungsaktiv und nehmen ihre Nahrung hauptsächlich im Sommerhalbjahr zu sich, da sie sich vom Herbst bis zum Frühjahr ausschließlich in ihrem Winterquartier aufhalten. Gelegentlich können im Winterquartier Gruppenansammlungen einzelner erwachsener Weibchen mit mehreren Jungtieren beobachtet werden, welche Antennenkontakt aufweisen und bei Störung in eine Richtung flüchten. Da in Deutschland fast ausschließlich weibliche Tiere gefunden wurden, vermehrt sich die Art vermutlich parthenogenetisch (Heusinger & Gebhardt 2003; Fischer et al. 2016).

Die Tiere ernähren sich von pflanzlicher und tierischer Kost. Die tierische Kost besteht dabei aus Teilen toter Tiere oder Beuteresten räuberischer Höhlenbewohner wie Fledermäusen (Heusinger & Gebhardt 2003).

Lebensräume

Die Tiere besiedeln Habitate mit einem ausgeglichenem Mikroklima, Temperaturschwankungen zwischen lediglich fünf und 10 °C und einer ganzjährigen hohen (> 80%) relativen Luftfeuchtigkeit. Präferiert werden Höhlen, Stollen, Gewölbekeller und Bunkeranlagen. Die bevorzugten Höhlen bilden im Winter einen Warmluftstau unter den Decken. Im Sommer sowie in der Übergangszeit kommt es zu einem deutlich messbaren Luftabzug nach außen. Im Sommer können die Tiere auch außerhalb derartiger Quartiere tagsüber gefunden werden, wie beispielsweise in benachbarten Steinbrüchen, Blockhalden, unter Steinen oder Falllaub, in Rindentaschen, Baumhöhlen, Kellern, unter Brücken, in Tunneln, Kanal- oder Abflussrohren und sogar in Vogelnistkästen (Heusinger & Gebhardt 2003; Fischer et al. 2016).

Bestandssituation

Literatur

  • Bellmann, H. 2006: Der Kosmos Heuschreckenführer. – Kosmos Verlag, Stuttgart. 350 S.
  • Fischer, J., D. Steinlechner, A. Zehm, D. Poniatowski, T. Fartmann, A. Beckmann & C. Stettmer 2016: Die Heuschrecken Deutschlands und Nordtirols - Bestimmen - Beobachten – Schützen. – Quelle & Meyer, 368 S.
  • Heusinger & Gebhardt, S. 2003: Karuss’s Höhlenschrecke Troglophilus neglectus (Krauss, 1879). S. 210–213. – In: H. Schlumprecht & G. Waeber, Heuschrecken in Bayern. – Eugen Ulmer, Stuttgart.
Autor(-en): Charlotte Kricke. Letzte Änderung am 07.10.2020

Höhlenschrecke in der Freundschaftshöhle im Nationalpark Böhmische Schweiz, Oktober 2017
(© Tommy Kästner)


Nationalpark Sächsische Schweiz, Polenztal, Nov 2023
(© Tommy Kästner)
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