Echte Steinlaus (Petrophaga lorioti von Bülow, 1976)

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Diagnose

Körpergröße: Mit dem bloßen Auge für Menschen nicht erkennbar.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Merkmale

Ullrich (2018) fand bei den sächsischen Tieren morphologische Abweichungen zu Pterophaga lorioti und beschrieb sie daher als Anoplura lithoklasia loriotensis

Verbreitung

Europa.

Stammesgeschichte

Eine fossile Steinlaus fand Ullrich (2018) in den Alaunschiefern der Saalfelder Feengrotten (Silur, ca. 440 Mio. Jahre). 

Lebensweise

Die Tiere ernähren sich vor allem von Beton und Ziegelsteinen, gelegentlich wird Eisen nicht verschmäht. Der tägliche Nahrungsbedarf für ein Männchen wird mit etwa 28 kg angegeben. Ein Weibchen verzehrt während der Schwangerschaft fast das doppelte (Loriot 1976).

Lebensräume

Die Steinlaus lebt meist in Wohn- und Geschäftshäusern von Großstädten (Loriot 1976), die Unterarten Gallensteinlaus und Nierensteinlaus im menschlichen Körper (Pschyrembel 1983).

Wirtschaftliche Bedeutung

Als die Steinlaus noch häufiger war, konnte es aufgrund ihrer Fraßtätigkeit passieren, dass Bauwerke im Ganzen etwas nachgaben (Loriot 1976). 

Medizinische Bedeutung

In den 1980er Jahren wurde die Bedeutung der Steinlaus bei der Therapie von Gallen-, Blasen- und Nierensteinen erkannt, wobei es sich um die Unterarten Gallensteinlaus und Nierensteinlaus handelt (Pschyrembel 1983).

Bestandssituation

Die Steinlaus lebte früher zu Tausenden in Wohn- und Geschäftshäusern von Großstädten, doch schon 1976 wurde öffentlich beklagt, dass es nur noch wenige Exemplare in einigen zoologischen Gärten Europas gibt. Die Art gilt als vom Aussterben bedroht. Als Ursache für ihren Rückgang gelten rücksichtslose Hygiene und der Gebrauch von Sprayflaschen (Loriot 1976). Vor diesem Hintergrund sind die ersten sächsischen Nachweise von Steinläusen im Elbsandstein am Dresdner Zwinger, am Fasanenschlösschen und am Schloss Moritzburg im Jahr 2007 von herausragender Bedeutung (Ullrich 2018). 

Literatur

  • Pschyrembel, W. 1983 (255. Aufl.): Klinisches Wörterbuch. – Walter de Gruyter, Berlin.
  • Ullrich, B. 2018: Letzte Erkenntnisse zu biologisch induzierten Alterationsprozessen. – Geologica Saxonica 64: 81–84.

Links

  • Loriot alias Prof. Bernhard Grzimek 1976: Die Steinlaus. – Bing
  • Stadtmuseum Camburg: Ziegelstein mit Steinlausbefall
Autor(-en): Matthias Nuß. Letzte Änderung am 17.12.2024

Männliche Steinlaus auf dem Boden des Kirchenschiffs der Wallfahrtskirche Frauenberg an der Enns, Steiermark.
(© Makakema, CC-BY-SA-4.0)


Weibliche Steinlaus auf dem Boden des Kirchenschiffs der Wallfahrtskirche Frauenberg an der Enns, Steiermark.
(© Makakema, CC-BY-SA-4.0)


Die Carolabrücke in Dresden hat als potentieller Lebensraum für die Steinlaus eine lange Habitattradition. In den Gutachten zu dieser Brücke finden sich jedoch keine Hinweise, ob auch nach der Steinlaus als mögliche Ursache für den Brückeneinsturz gesucht wurde. Das Foto zeigt die Situation am 17. September 2024.
(© Matthias Nuß)
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