Großer Rapserdfloh (Psylliodes chrysocephalus (Linnaeus, 1758))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körperlänge: 3–4,5 mm.

Körper länglich oval.

Thorax: Halsschild und Flügeldecken glänzend blauschwarz bis grünlichblau, selten braun; Vorderecken des Halsschildes abgerundet. Beine gelb, Hinterschenkel dunkel und stark verbreitert (Sprungbeine!).

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Merkmale

Ei: durchschnittlich 0,65 mm lang, 0,36 mm breit.
Larve: 6–7 mm lang, 3 Beinpaare, schmutzig-weiß mit kleinen dunklen Punkten. Kopf und eine Platte am Hinterleib dunkelbraun bis schwarz.

Verbreitung

Von den Azoren, Nordirland, Großbritannien, dem südlichen Skandinavien und Südfinnland südlich bis Frankreich, Kroatien und Bulgarien. Außerhalb Europas in Afrika südlich der Sahara, Türkei, Kaukasus sowie in Nordamerika eingeschleppt (GBIF; Rheinheimer & Hassler 2018: 751).

Lebensweise

Die Eiablage erfolgt in den Boden, nur wenige Zentimeter von der Nahrungspflanze entfernt. Nach dem Schlupf suchen die Junglarven eine Nahrungspflanze auf und bohren sich i.d.R. in die Basis eines Blattstiels ein, bei Entwicklung im Frühjahr in den Stängel. Die minierenden Larven entwickeln sich von Oktober bis Mai über drei Stadien. Die Minen sind als braune Fraßgänge sichtbar. Die ausgewachsene Larve bohrt sich aus der Pflanze heraus, wandert in den Oberboden in eine Tiefe von bis zu 5 cm, entwickelt sich zur Präpuppe, die etwa 1/5 der gesamten Larvenzeit ausmacht, und verpuppt sich dann. Eier, Larven und Puppen sind gegen Trockenheit sehr empfindlich und die Dauer ihrer Entwicklung ist stark temperaturabhängig. Nach dem Schlupf der adulten Tiere im Juni beginnen diese an den Nahrungspflanzen zu fressen (Reifungsfraß) und legen danach eine Sommerruhe ein. Im September/Oktober wird der Reifungsfraß wieder aufgenommen, der nachts stattfindet. Es entsteht Loch- und Fensterfraß an Keimblättern und jungen Pflanzen. Im Herbst findet die Paarung der Käfer statt. Danach begeben sich die Weibchen zur Eiablage in die Erde. Es entwickelt sich eine Generation pro Jahr.

Die adulten Käfer haben ein gutes Sprungvermögen. Sie können mit einem Sprung Distanzen von 60–70 cm überwinden, was dem 200-fachen ihrer Körperlänge entspricht.

Larven und Adulte ernähren sich von Kohlgewächsen (Brassicaceae), insbesondere Kohl (Brassica), Hederich (Raphanus) und überwinternde kreuzblütige Wildpflanzen (Rheinheimer & Hassler 2018: 750–751). 

Die Larven werden von verschiedenen Parasitoiden befallen (Ulber et al. 2010). Dosse (1961) und Ferguson et al. (2006) nennen Parasitierungsraten von mehr als 10% mit den Schlupfwespen (Ichneumonidae) Tersilochus tripartitus (= Thersilochus melanogaster) bzw. Tersilochus microgaster. Alford (2000) erwähnt für Deutschland sogar Parasitierungsraten mit Tersilochus tripartitus von 53%.
Der Laufkäfer Trechus quadristriatus könnte ein wichtiger Gegenspieler des Rapserdflohs sein, da er im Freiland in räumlicher Assoziation mit dem Rapserdfloh nachgewiesen wurde und im Labor im Gegensatz zu anderen Laufkäferarten dessen Eier frisst (Warner et al. 2006).

Lebensräume

Ruderalfluren, Grünland, Äcker (Rheinheimer & Hassler 2018: 750).

Bestandssituation und wirtschaftliche Bedeutung

Der Große Rapserdfloh kann an Raps- und Rübsenkulturen durch die Fraßtätigkeit der Larven und Adulten erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen. 

Literatur

  • Alford, D. V. 2000: Biological control of insect pests on oilseed rape in Europe. – Pesticide Outlook 11 (5): 200–202.
  • Conrad, N. 2019: Ansätze zur Verbesserung der Bekämpfung des Rapserdflohs (Psylliodes chrysocephala L.) in Winterraps (Brassica napus L.) durch gezielte Untersuchungen zur Biologie und Schadpotenzial unter besonderer Berücksichtigung von Befallszeitpunkt und -stärke. – Dissertationen aus dem Julius Kühn-lnstitut. 172 S.
  • Dosse, G. 1961: Thersilochus melanogaster Thoms. als Larvenparasit des Rapserdflohs Psylliodes chrysocephala L. – Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten (Pflanzenpathologie) und Pflanzenschutz 68 (10/11): 575–580.
  • Ferguson, A. W., H. Barari, D. J. Warner, J. M. Campbell, E. T. Smith, N. P. Watts & I. H. Williams 2006: Distributions and interactions of the stem miners Psylliodes chrysocephala and Ceutorhynchus pallidactylus and their parasitoids in a crop of winter oilseed rape (Brassica napus). – Entomologia Experimentalis et Applicata, 119: 81–92.
  • Kaufmann, O. 1941: Zur Biologie des Rapserdflohes (Psylliodes chrysocephala L.). – Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten (Pflanzenpathologie) und Pflanzenschutz 51 (7): 305–324.
  • Meuche, A. 1944: Zur Überwinterung des Rapserdflohs (Psylliodes chrysocephala L.). – Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten (Pflanzenpathologie) und Pflanzenschutz 54 (5/6): 138–153.
  • Rheinheimer, J. & M. Hassler 2018: Die Blattkäfer Baden-Württembergs. – Kleinsteuber Books, Karlsruhe. 928 S.
  • Ulber, B., I. H. Williams, Z. Klukowski, A. Luik & C. Nilsson 2010: Parasitoids of Oilseed Rape Pests in Europe: Key Species for Conservation Biocontrol. – In: I. H. Williams, Biocontrol-Based Integrated Management of Oilseed Rape Pests. – Springer.
  • Warner, D. J., L. J. Allen-Williams, S. Warrington, A. W. Ferguson & I. H. Williams 2003: Mapping, characterisation, and comparison of the spatio-temporal distributions of cabbage stem flea beetle (Psylliodes chrysocephala), carabids, and Collembola in a crop of winter oilseed rape (Brassica napus). – Entomologia Experimentalis et Applicata 109: 225–234.
  • Williams, I. H. 2010: Biocontrol-Based Integrated Management of Oilseed Rape Pests. – Springer. 448 S.

Links

Autor(-en): Matthias Nuß. Letzte Änderung am 16.02.2022

Rapserdfloh an jungen Rapspflanzen, Oberbobritzsch im September 2014
(© Angela Kühne)


Waldweg bei Neuendorf-Heide (Landkreis Vorpommern-Rügen), 14.05.2021
(© Martin Feike)
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