Alpen-Smaragdlibelle (Somatochlora alpestris (Selys, 1840))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körperlänge: 4550 mm, Hinterflügellänge: 3034 mm.

Kopf: Gesicht grün, seitlich mit gelben Flecken; Augen blaugrün.

Thorax: Seitlich metallisch grün, oberseits kupferfarben, dicht beborstet. Im Vorderflügel zwischen Basis und Dreieck zwei Queradern.

Hinterleib: Matt-schwarz; an der Basis mit leichtem Metallglanz; hintere Ränder der Segmente 2 und 3 mit weißen Ringen, die auf der Oberseite offen sind. Weibchen mit weißem Fleck an der Seite des 2. Segments. Obere Hinterleibsanhänge der Männchen mit doppeleckigem Außenrand, konvergierenden Spitzen und basal zwei kleinen ventralen Zähnen. Legescheide der Weibchen dreieckig, reicht bis in die Mitte des 9. Segments und steht rechtwinklig vom Hinterleib ab.

Ähnliche Arten: Alle anderen Arten der Gattung Somatochlora mit einer Querader zwischen Basis und Dreieck im Vorderflügel. Arktische Smaragdlibelle (Somatochlora arctica) mit gelbem, nach oben offenen Ring auf dem 2. Hinterleibssegment, Weibchen ebenfalls gelbe Flecke auf Segment 3; Männchen mit tastzirkelförmigen Hinterleibsanhängen; Legescheide der Weibchen steht kaum vom Hinterleib ab.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Merkmale

Verbreitung

Boreo-montan bis alpin. In Nordeuropa von Norwegen, Schweden und Finnland bis zum Ural. In Mitteleuropa im Harz, Thüringer Wald, Erzgebirge, Fichtelgebirge, Bayerischer Wald, Böhmerwald, Vogesen, Schwarzwald, Sudeten, Alpen und Karpaten. In Asien vom Sibirischen Bergland bis Kamtschatka, Hokkaido und Nordkorea. In Mitteleuropa nicht unterhalb 600 m, in den Alpen hauptsächlich zwischen 1400 und 2100 m (höchstgelegener Fund in Nordtirol bei 2600 m) und im Harz zwischen 770 und 900 m (Wildermuth & Martens 2019). Im Erzgebirge oberhalb 600 m (Brockhaus & Fischer 2005; Olias & Günther 2007).

Lebensweise

Die Adulten schlüpfen im Juni  und Juli. Während der zwei- bis dreiwöchigen Reifungszeit fliegen sie auf besonnten Waldstellen und Lichtungen. Die Flugzeit reicht bis in den August. Die Entwicklung Eier erfolgt partivoltin, d.h., ein Teil der Larven schlüpft vor dem Winter, ein anderer Teil überwintert. Dies wird als ökologische Risikoverteilung (ecological risk spreading) in Anpassung an extreme Klimabedingungen im Lebensraum angesehen. Die Larven entwickeln sich innerhalb von zwei bis vier oder auch fünf Jahren über 12–14 Stadien. Sie leben versteckt in Torfschlamm oder in der Vegetation (Wildermuth & Martens 2019).

Lebensräume

In den mittleren Gebirgslagen kleinere Gewässer in Mooren mit Waldumgebung (Wildermuth & Martens 2019).

Bestandssituation

In Sachsen nur 16 individuenarme Vorkommen im Erzgebirge. Viele ehemalige Moorhabitate aufgrund von Entwässerung, Torfabbau und Aufforstung bereits verschwunden. Stickstoffeintrag aus der Luft, Kalkung der Fichtenforste und Klimawandel stellen weitere Risikofaktoren dar (Brockhaus & Fischer 2005). Im Harz ist die Art im Zeitraum von 2000–2015 in Hochmooren unterhalb 850 m deutlich seltener geworden, während die Individuenzahlen in Höhen um 1000 m zugenommen haben (Baumann 2016).

Literatur

  • Baumann, K. 2001: Habitat und Vergesellschaftung von Somatochlora alpestris und S. arctica im Nationalpark Harz (Odonata: Corduliidae). – Libellula 20 (1/2): 47–67.
  • Baumann, K. 2016: Veränderung von Höhenverbreitung und Abundanz von Somatochlora alpestris und S. arctica im Nationalpark Harz (Odonata: Corduliidae). – Libellula 35: 43–64.
  • Bellmann, H. 1993: Libellen: beobachten – bestimmen. – Naturbuch Verlag, Augsburg. 274 S.
  • Brockhaus, T. 1994: Alpen-Mosaikjungfer (Aeshna caerulea (Ström)) und Alpen-Smaragdlibelle (Somatochlora alpestris (Selys)) in einigen Regenmooren der Tschechischen Republik und in den mitteleuropäischen Waldgebirgen (Insecta: Odonata: Aeshnidae, Corduliidae). – Faunistische Abhandlungen, Dresden 19: 145–152.
  • Brockhaus, T. & U. Fischer 2005: Die Libellenfauna Sachsens. – Natur & Text, Rangsdorf. 427 S.
  • Dijkstra, K.-D. B., A. Schröter & R. Lewington 2021 (2. Aufl.): Libellen Europas. Der Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern. 336 S.
  • Dreyer, W. 1986: Die Libellen Das umfassende Handbuch zur Biologie und Ökologie aller mitteleuropäischer Arten mit Bestimmungsschlüsseln für Imagines und Larven. – Gerstenberg Verlag, Hildesheim. 219 S.
  • Heidemann, H. & R. Seidenbusch 2002: Die Libellenlarven Deutschlands – In: F. Dahl, Die Tierwelt Deutschlands (72. Teil). – Goecke & Evers, Keltern. 328 S.
  • Olias, M. & A. Günther 2007: Alpen-Smaragdlibelle (Somatochlora alpestris) bodenständig im Hochmoor bei Deutscheinsiedel im Osterzgebirge – Entwicklung der Libellenfauna des Deutscheinsiedler Moores nach Revitalisierungsmaßnahmen. – Mitteilungen des Naturschutzinstitutes Freiberg 3: 40–45.
  • Sternberg, K. & R. Buchwald 2000: Die Libellen Baden-Württembergs, Band 2 Großlibellen (Anisoptera), Literatur. – Eugen Ulmer, Stuttgart. 468 S.
  • Wildermuth, H. 1996: Niche overlap, niche segregation and habitat selection in Somatochlora arctica (Zett) and S. alpestris (Sel.) in Switzerland (Anisoptera. Corduliidae). – Notulae odonatologicae 4 (8): 136–136.
  • Wildermuth, H. & A. Martens 2019 (2. Aufl.): Die Libellen Europas: Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. – Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim. 958 S.
Autor(-en): Susanne Kurze, Matthias Nuß. Letzte Änderung am 31.12.2022

FND Kalter Brunnen bei Geising, Juni 2018
(© Tommy Kästner)


Schlupf einer Alpen-Smaragdlibelle am 11.06.2010 im Sonnentaumoor bei Schellerhau/OEG
(© Hanno Voigt)
Login
Termine (Archiv)
Statistik
  • 495607 Beobachtungen
  • 258630 Onlinemeldungen
  • 3419 Steckbriefe
  • 190414 Fotos
  • 8575 Arten mit Fund
  • 5894 Arten mit Fotos

      

Verwendung von Cookies

Wir verwenden Cookies ausschließlich, um diese Website für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.