Großflügler (Megaloptera)

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Diagnose

Merkmale

Adulte.  Vorderflügellänge 8 mm (Sialis) bis 85 mm (Acanthacorydalis in Asien). Kopf prognath, mit Mandibeln (Männchen der Gattung Corydalus mit sehr langen Mandibeln), Komplexaugen stets vorhanden (Sialis und Archichauliodes mit beweglichen Retinulazellen zur Hell-Dunkel-Anpassung), Corydalidae mit Ocellen, Sialidae ohne Ocellen. Prothorax der Corydalidae verlängert, der Sialidae verbreitert; 2 Paar membranöser, brauner oder gefleckter Flügel; Beine mit Mechanorezeptoren in den Subgenularorganen zur Vibrationswahrnehmung.

Weibchen einer Corydalus-Art, das nachts an UV-Licht angelockt wurde. Die Vorderflügellänge des abgebildeten Exemplars beträgt 6 cm. Peru, Cusco, Cosñipata-Tal, 1530 m, 2. September 2016. Foto: Matthias Nuß.

Larven. Kopf prognath, mit Mandibeln und viergliedrigen Antennen. Abdomen mit Tracheenkiemen an den Segmenten 1-8 (Corydalidae) bzw. 1-7 (Sialidae), letztes Segment mit einem Paar Fortsätze (Corydalidae) bzw. einem langen, spitz auslaufenden Fortsatz (Sialidae). 

Phylogenie

Die Großflügler (Megaloptera) bilden gemeinsam mit den Netzflüglern (Neuroptera) und Kamelhalsfliegen (Raphidioptera) die Abstammungsgemeinschaft der Netzflüglerartigen (Neuropterida).

Diversität und Verbreitung

270 beschriebene Arten vom polaren bis in den tropischen Klimabereich. Die Megaloptera werden in zwei Familien klassifiziert, die Corydalidae und Sialidae, von denen in Europa nur die Sialidae vorkommen.

Lebensweise

Während der Paarung verständigen sich die Adulten über Vibrationsbewegungen des Abdomens sowie durch Klopfen mit Flügeln und Abdomen auf den Boden. Die Übertragung der Vibrationen erfolgt über das Substrat auf die Subgenualorgane des Partners. Unmittelbar vor der Kopulation vibriert das Männchen mit seinen Antennen an den Flügeln und am Abdomen des Weibchens. Ein Weibchen wird oft von mehreren Männchen umschwärmt, paart sich aber nur einmal. Die eigentliche Kopulation dauert nur wenige Minuten.
Die Eiablage erfolgt in Wassernähe, an der Unterseite der Vegetation oder an Steinen, wobei oft 1000 bis 3000 Eier in einem Gelege abgelegt und von einem erhärtenden Schutzsekret bedeckt werden. Die schlüpfenden Larven fallen ins Wasser oder kriechen dorthin. Die Entwicklung der Larven erfolgt im Wasser über einen Zeitraum von ein bis drei Jahren, wobei 10 bis 12 Stadien durchlaufen werden. Die Verpuppung erfolgt oberhalb der Wasseroberfläche im Uferbereich in der Vegetation oder unter Gestein, wobei zunächst eine mehrtägige Vorpuppe entsteht, die sich zu einer sehr beweglichen Puppe häutet.

Literatur

  • Aspöck, H., U. Aspöck & H. Hölzel 1980: Die Neuropteren Europas. – Goecke und Evers, Krefeld. 2 Bände, 495+355 S.
  • Aspöck, U. & H. Aspöck 2003 (2. Aufl.): Neuropterida (Neuropteroidea, Neuroptera sensu lato). S. 540–584. – In: A. Kaestner, Lehrbuch der Speziellen Zoologie. Band I: Wirbellose Tiere. – In: H. H. Dathe: 5. Teil: Insecta. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg & Berlin.
  • Aspöck, U. & H. Aspöck 2007. Verbliebene Vielfalt vergangener Blüte: Zur Evolution, Phylogenie und Biodoversität der Neuropterida (Insecta: Endopterygota). – Denisia 20: 451–516.
  • Engel, M. S., S. L. Winterton & L. C.V. Breitkreuz 2018: Phylogeny and Evolution of Neuropterida: Where Have Wings of Lace Taken Us? – Annual Review of Entomology 2018 63 (1): 531–551.
  • Gruppe, A. 2020: Rote Liste und Gesamtartenliste Bayern - Netzflügler - Neuropterida: Raphidioptera, Megaloptera, Neuroptera. – Bayerisches Landesamt für Umwelt. 22 S.
  • Kleinsteuber, E. & W. Röhricht 2005 (10. Aufl.): Megaloptera – Großflügler. S. 303. – Stresemann - Exkursionfauna von Deutschland 2, Wirbellose: Insekten. – Spektrum Akademischer Verlag.
  • Morinière, J., L. Hendrich, A. Hausmann, P. D. N. Hebert, G. Haszprunar & A. Gruppe 2014: Barcoding Fauna Bavarica: 78% of the Neuropterida Fauna Barcoded! – PLoS ONE 9(10): e109719.
  • Saure, C. 2003: Verzeichnis der Kamelhalsfliegen (Raphidioptera), Schlammfliegen (Megaloptera), Netzflügler (Neuroptera) Deutschlands. – Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 7: 276–291.
  • Wachmann, E. & C. Saure 1997: Netzflügler, Schlammfliegen und Kamelhalsfliegen. – Naturbuchverlag, Augsburg.
  • Winterton, S. L., A. R. Lemmon, J. P. Gillung, I. J. Garzon, D. Badano, D. K. Bakkes, L. C. Breitkreuz, M. S. Engel, E. M. Lemmon, X. Liu, R. J. Machado, J. H. Skevington & J. D. Oswald 2018: Evolution of lacewings and allied orders using anchored phylogenomics (Neuroptera, Megaloptera, Raphidioptera). – Systematic Entomology 43: 330–354.

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Autor(-en): Matthias Nuß. Letzte Änderung am 02.02.2024
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