Gnitzen (Ceratopogonidae)

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Diagnose

Körperlänge: 0,5–3 mm.

Lebensweise

Die Präimaginalstadien leben aquatisch oder semiaquatisch. Die Entwicklung erfolgt vom Ei über vier Larven- und ein Puppenstadium zur flugfähigen Imago und dauert in Europa unter durchschnittlichen sommerlichen Temperaturen (20–25 °C) etwa 4–6 Wochen. Die Überwinterung findet gewöhnlich im vierten Larvenstadium statt, so dass sich die Präimaginalentwicklung dann auch über mehr als sieben Monate erstrecken kann. Die Lebensdauer der Weibchen beträgt vermutlich in den meisten Fällen maximal einen Monat (Kampen & Werner 2014).

Lebensräume

Gnitzen kommen fast ausnahmslos in Feuchtgebieten vor. Vielen Arten reicht feuchtes Substrat, wie z. B. sich zersetzendes organisches Material, als Bruthabitat. Die Weibchen von rund 96% der Arten der Gattung Culicoides sind obligat hämatophag und nehmen von Vögeln und Säugern, einschließlich des Menschen, Blut auf (Kampen & Werner 2014).

Diversität

Von den weltweit über 5.500 Gnitzen-Arten gehören etwa 1.400 zur Gattung Culicoides. Für Deutschland sind nach Havelka & Aguilar (1999) insgesamt 332 Ceratopogoniden-Arten beschrieben, von denen 56 zur Gattung Culicoides gehören (Kampen & Werner 2014).

Medizinische Bedeutung

Gnitzen können in großer Zahl auftreten und aufgrund der hämatophagen Ernährungsweise der Weibchen sehr lästig werden. Etwa 50 Culicoides-Arten gelten als Überträger von Krankheitserregern. Diese haben in der Veterinärmedizin eine weitaus höhere Relevanz als in der Humanmedizin und verursachen alljährlich enorme volkswirtschaftliche Schäden (Kampen & Werner 2014).

Blutsaugende Weibchen bevorzugen beim Menschen Hautbereiche an den Rändern von Kleidungsstücken. Die Stiche können manchmal schmerzhaft sein, es können sich Quaddeln bilden und allergische Reaktionen sind möglich.

Bei Wiederkäuern übertragen blutsaugende Gnitzen das Blauzungen-Virus, das Akabane-Virus und das Schmallenberg-Virus.

Literatur

  • Anderle, F., P. Sehnal, Y. Schneemann & M. Schindler, G. Wöss & M. Marschler 2008: Culicoides surveillance in Austria (Diptera: Ceratopogonidae) – a snap-shot. – Beiträge zur Entomofaunistik 9: 67–79.
  • Boorman J. 1993: Biting midges (Ceratopogonidae). S. 288–309. – In: R. P. Lane & R. W. Crosskey, Medical Insects and Arachnids. – Springer, Dordrecht.
  • Carpenter, S., M. H. Groschup, C. Garros, M. L. Felippe-Bauer, V. Purse & V. Bethan 2013: Culicoides biting midges, arboviruses and public health in Europe. – Antiviral Research 100 (1): 102–113.
  • Kampen, H. & D. Werner 2014 (2. Aufl.): Gnitzen (Ceratopogonidae) als Überträger von sich ausbreitenden Infektionserkrankungen bei Tieren. – In: J. L. Lozán, H. Grassl, L. Karbe & G. Jendritzky, Warnsignal Klima: Gefahren für Pflanzen, Tiere und Menschen. – Elektron. Veröffent. (Kap. 3.2.16) - www.klima-warnsignale.uni-hamburg.de.
  • Kaufmann, C., F. Schaffner & A. Mathis 2009: Monitoring von Gnitzen (Culicoides spp.), den potentiellen Vektoren des Blauzungenkrankheits virus, in den 12 Klimaregionen der Schweiz. – Schweizerisches Archiv für Tierheilkunde 151 (5): 205–213.
  • Linley, J. R. 1985: Biting midges (Diptera: Ceratopogonidae) as vectors of nonviral animal pathogens. – Journal of Medical Entomology 22 (6): 589–599.
  • Werner, D. & H. Kampen 2007: Gnitzen (Diptera: Ceratopogonidae) Informationsschrift zur Morphologie, Lebensweise und Verbreitung der Mücken sowie zum Schadbild und zur Epidemiologie der Blauzungenkrankheit in Deutschland (Deutsch). – Studia dipterologica 14 (2): 231–257.
  • Werner, D. & H. Kampen 2010: Gnitzen (Diptera, Ceratopogonidae) und ihre medizinische Bedeutung. S. 245–260. – In: H. Aspöck, Krank durch Arthropoden. – Denisia 30.

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Autor(-en): Matthias Nuß. Letzte Änderung am 24.08.2020
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