Hammerschmidtia ferruginea (Fallén, 1817)

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körperlänge: 10–15 mm.

Die äußere Gestalt erinnert eher an eine Baumfliege (Dryomyzidae), als an eine Schwebfliege.

Kopf: Stirn, Fühler und Gesicht gelb oder orange, Wangen vom Augenrand bis zum oberen Mundrand breit weißlich bestäubt, dicht bei den Männchen und spärlich bei den Weibchen. Gesicht der Männchen mit Tuberkeln. Arista deutlich gefiedert.

Thorax rötlich, mit mindestens Anzeichen von vier dunklen Längsstreifen, das mittlere Paar dicht beieinander; Scutellum rötlich; Flügel größtenteils gelblich getönt, Ader M1 senkrecht zu Ader R4+5; Beine rötlich, außer die letzten Tarsalglieder, die meist schwärzlich sind, und gelegentlich die Spitzen der Hinterschenkel und -schienen schmal verdunkelt; alle Femora vergrößert, deutlich dicker als das 2,2-fache der Breite der Tibiae; Apex des Vorderschenkel (Profemur) vorn mit 1–4 kräftigen, langen gelben oder schwarzen Borsten; Apex des Mittelfemur (Mesofemur) hinten mit 3 langen und sehr kräftigen, schwarzen Borsten, die mehr als dreimal so lang sind wie die übrigen schwarzen Borsten; Metatibia mit kurzen, kräftigen schwarzen Borsten posteromedial. Katepisternum mit dorsalem und ventralem Borstenfeld, bei Weibchen besteht das dorsale Feld aus sehr wenigen Borsten; posteroventraler Teil des Katepisternums mit langen, kräftigen, schwarzen Borsten.

Hinterleib: gerade, fast parallelseitig; Tergite rötlich, mit zumindest Spuren eines dunklen Mittelstreifens, der sich manchmal weit zu den Seiten hin ausbreitet.

Ähnliche Arten: Brachyopa testacea, Brachyopa vittata und Hammerschmidtia ingrica.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Nomenklatur

Merkmale

Larve: Siehe Rotheray (1991, 1993).

Verbreitung

Holarktisch. In Europa von Schottland sowie dem Norden Skandinaviens, Finnlands und Russlands südlich bis Spanien und Bulgarien; östlich im Kaukasus und bis Fernost sowie in Nordamerika (GBIF; PESI; Ballester–Torres et al. 2024).

Lebensweise

Die Larven entwickeln sich in feuchtem, verrottenden Harz unter der Rinde frisch abgestorbener Bäume oder Äste der Zitterpappel (Populus tremula) (Rotheray et al. 2009), nach Röder (1990) auch an Birken. Bei wenig vorhandenem frischen Totholz entwickelt sich H. ferruginea im Saftfluss lebender Zitterpappeln, wodurch die Populationen zwar erhalten bleiben, aber auf niedrigem Niveau (Rotheray et al. 2009). Frisches Totholz mit feuchtem, verrottendem Saft ist ein wichtiger Treffpunkt für die Partnerwahl (Rotheray et al. 2009). Die Dispersionsflüge der Adulten erstrecken sich meist bis zu einer Distanz von einem Kilometer, es wurden aber auch bis zu fünf Kilometer nachgewiesen (Rotheray et al. 2014). Die Männchen verteidigen Reviere, in denen ein großer Teil der Eiablageplätze der Weibchen liegt (Rotheray et al. 2014).

Die adulten Tiere besuchen die Blüten verschiedener Pflanzenarten, so von Traubenkirsche (Prunus padus), Eberesche (Sorbus aucuparia) und Weißdorn (Crategus monogyna) (Rotheray et al. 2009). In der Ukraine wurden die Adulten an den Blüten von Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris) und Gewürz-Kälberkropf (Chaerophyllum aromaticum) beobachtet (Prokhorov et al. 2020). MacGowan (2023) dokumentierte die Adulten auf den Blüten des Schwarzen Holunders (Sambuca nigra).

Lebensräume

Das Larvenhabitat befindet sich in frisch abgestorbenen Zitterpappeln oder einzelnen Ästen von diesen. Das Habitat besteht nur für kurze Zeit. Innerhalb von 1,5–2 Jahren nach dem Absterben des Baumes oder Astes bildet sich stellenweise feuchtes, verrottendes Harz, das weitere 1–3 Jahre bestehen bleibt, bevor die Rinde abfällt (Rotheray et al. 2009).

Bestandssituation

Die Art ist sehr selten, mit nur wenigen Nachweisen in Sachsen:

  • Rothental (Olbernhau, Erzgebirge), ein Weibchen am 14. Juni 1895 (Riedel 1897: 226)
  • Löbauer Berg (Oberlausitz), 4 Individuen im Mai 1927, gesammelt von H. Kramer (Starke 1954: 89)
  • Dresdner Heide, ein Weibchen in einer Malaisefalle vom 24. Mai bis 1. Juni 2017 (Wintergerst & Reimann 2017: 90)
  • Harthwald in Chemnitz, vier Nachweise vom 6. Juni bis 15. Juli 2022 (Friedrich auf arthropodafotos.de)
  • Luchsbachtal bei Pöhla am 15. Juni 2022 und 12. Juni 2025 (Kaettniß, Insekten Sachsen)

Literatur

  • Ballester–Torres, I., Z. Nedeljković & A. Ricarte 2024: Hoverflies at the edge: new southern records of two European genera of Syrphidae (Diptera). – Arxius de Miscel·lània Zoològica, 22: 143–149.
  • Coe, R. L. 1953: Diptera Syrphidae. 98 S. – Handbook for the Identification of British Insects 10 (1). – Royal Entomological Society, London. 
  • Fallén, C. F. 1816–1817: Syrphici. S. 1–62. – Diptera Sveciae. Berlingianis, Lundae. 
  • Krivosheina, M. G. 2003: A review of flower-flies of the genus Hammerschmidtia in Russia, with description of H. ingrica (Diptera, Syrphidae) larva. – Zoologicheskiĭ Zhurnal 82 (6): 687–693 [Original: Кривошеина, М. Г. 2003: Обзор мух-журчалок рода Hammerschmidtia России с описанием личинки Н. ingrica (Diptera, Syrphidae). – Зоологический журнал]
  • MacGowan, I. 2023: The aspen hoverfly Hammerschmidtia ferruginea (Fallén)(Diptera, Syrphidae) in Deeside. – Dipterists Digest 30: 21–24.
  • Prokhorov, A. V., G. V. Popov & V. Y. Shparyk 2020: New records of hover flies (Diptera, Syrphidae) from Ukraine. IV. – Zoodiversity 54 (1): 17–30.
  • Riedel, M. P. 1897: Ein Beitrag zur Kenntnis der Dipterenfauna des Königreichs Sachsen. – Sitzungsberichte der Naturforschenden Gesellschaft zu Leipzig 22/23: 215–231.
  • Röder, G. 1990: Biologie der Schwebfliegen Deutschlands. (Diptera: Syrphidae). – Bauer, Keltern-Weiler. 575 S.
  • Rotheray, G. E. 1991: Larval stages of 17 rare and poorly known British hoverflies (Diptera: Syrphidae). – Journal of Natural History 25 (4): 945–969.
  • Rotheray, G. E. 1993: Colour Guide to Hoverfly Larvae (Diptera, Syrphidae) in Britain and Europe. – Diperists Digest 9: 155 S.
  • Rotheray, E. L., L. F. Bussière, P. Moore, L. Bergstrom & D. Goulson 2014: Mark recapture estimates of dispersal ability and observations on the territorial behaviour of the rare hoverfly, Hammerschmidtia ferruginea (Diptera, Syrphidae). – Journal of Insect Conservation 18: 179–188.
  • Rotheray, E. L., I. MacGowan, G. E. Rotheray, J. Sears & A. Elliott 2009: The conservation requirements of an endangered hoverfly, Hammerschmidtia ferruginea (Diptera, Syrphidae) in the British Isles. – Journal of Insect Conservation 13: 569–574.
  • Schummel, T. E. 1834: Eine neue Gattung bildendes Zweiflugler=Insect. – Isis (Oken) 7: 739–740.
  • Starke, H. 1954: Beitrag zur Dipterenfauna der Oberlausitz. Familien Syrphidae, Tabanidae und Asilidae. – Abhandlungen und Berichte des Naturkundemuseums Görlitz 34 (1): 85–100.
  • Steenis, J. van, M. P. van Zuijen, S. Bot, L.-J. van der Ent, A. Barkalov, A. van Eck, J. Fleury, R. Földesi, H. Heimburg, J. Hadrava, B. Koch, E. Lutovinovas, L. Mazanek, F. Van de Meutter, Ł. Mielczarek, C. J. Palmer, G. V. Popov, S. Radenković, M. Reemer, A. M. Ssymank, W. van Steenis, S. Tóth, A. Vujić & Bastiaan Wakkie 2020: Faunistical overview of the European species of the genera Brachyopa Meigen, 1822 and Hammerschmidtia Schummel, 1834 (Diptera: Syrphidae). – Bonn zoological Bulletin 69 (2): 309–366.
  • Wintergerst, J. & A. Reimann 2017: Schwebfliegennachweise (Diptera, Syrphidae) aus der Dresdner Heide. – Sächsische Entomologische Zeitschrift 9: 82–96.

Links

  • Steven Falk: Hammerschmidtia ferruginea (Aspen Hoverfly) auf Flickr
  • Marion Friedrich 2012–2025: Hammerschmidtia ferruginea auf arthropodafotos.de
Autor(-en): Matthias Nuß. Letzte Änderung am 19.11.2025

Männchen auf den Blüten des Gewöhnlichen Gierschs (Aegopodium podagraria). Pöhla, Luchsbachtal, 15. Juni 2022
(© Uwe Kaettniß)


Weibchen auf den Blüten des Behaarten Kälberkropfs (Chaerophyllum hirsutum). Pöhla, Luchsbachtal, 12. Juni 2025
(© Uwe Kaettniß)
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