Gewächshausschrecke (Tachycines asynamorus Adelung, 1902)

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körperlänge: 13–19 mm.

Körperfarbe graubraun oder gelbbraun mit dunkler Fleckenzeichnung.

Kopf: Fühler länger als Körper, Unterkiefertaster auffallend lang.

Thorax: Flügel und Hörorgane fehlen; Beine auffallend lang; Mittelschenkel am Ende mit zwei langen Dornen; Cerci der Männchen lang, Legeröhren der Weibchen gleichmäßig schmal werdend; Fuß viergliedrig.

Hinterleib: zwei kleine Vorsprünge am zehnten Hinterleibsring fehlen.

Ähnliche Art: Die Krauss‘ Höhlenschrecke (Troglophilus neglectus) weist am Ende des Mittelschenkels keine Dornen auf und besitzt am zehnten Hinterleibsring zwei spitze Vorsprünge, die Cerci der Männchen sind kurz und die Legeröhre der Weibchen ist im Mittelteil deutlich verbreitert.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Rote Liste Deutschland: nicht bewertet

Merkmale

Die Gewächshausschrecke gehört zu den Höhlenschrecken. Sie ist flügellos und durch ihren Habitus und die braune Grundfärbung kaum mit anderen Heuschreckenarten zu verwechseln. Am ehesten sind Verwechslungen mit anderen Höhlenschreckenarten möglich, wobei in Deutschland nur Trogophilus neglectus vorkommt. Die Gewächshausschrecke ist jedoch die einzige Höhlenschrecke, die in Deutschland in Gewächshäusern auftritt.
Die Beine der Gewächshausschrecke sind auffällig lang und grauweiß mit einer dunklen Bänderung. Die Fühler erreichen etwa das vierfache der Körperlänge. Der Körper wirkt seitlich hochgewölbt und buckelig, daher auch der im englischen Sprachraum verbreitete Name „camel cricket“. Die etwa 10 mm langen, abstehend behaarten Cerci sind bei beiden Geschlechtern etwa gleich ausgeprägt. Die 11-12 mm lange Legeröhre der Weibchen ist schwach gebogen. Als Vertreterin der Höhlenschrecken fehlen der Gewächshausschrecke wie allen Arten dieser Familie Hör- und Stridulationsorgane. Die Balz erfolgt daher lautlos durch Schwingbewegungen des Männchens vor dem Weibchen.

Verbreitung

Die Gewächshausschrecke ist weltweit verbreitet. Nicht endgültig geklärt ist die tatsächliche Herkunft dieser inzwischen kosmopolitischen Art, die in wärmeren Regionen (so etwa in den Südstaaten Nordamerikas) auch im Freien vorkommt. Der Ursprung wird unter anderem in Mittel- oder Südchina vermutet. Die Gewächshausschrecke wurde bereits 1891 nach Prag eingeschleppt. Ein Jahr später, im Jahr 1892, trat sie das erste mal in Deutschland in Hamburg auf. Für Leipzig und Dresden existieren Nachweise seit 1900 bis in die 1990er Jahre. Für weitere Städte (Bautzen, Falkenstein, Aue, Lommatzsch, Oberrothenbach) sind Nachweise aus einzelnen Jahren publiziert worden. Nachweise nach dem Jahr 2000 sind bisher nur aus Dresden dokumentiert.

Lebensweise

Die Eier werden in Blumentöpfen und Pflanzkübeln in die Erde abgelegt. Hierbei werden bis zu 50 Eier je Gelege abgelegt. Die Eientwicklung dauert drei bis vier Monate. Die Gewächshausschrecke bildet 11 Larvenstadien aus. Sowohl Imagines als auch Larven können das ganze Jahr über auftreten, da Eier offenbar das ganze Jahr über abgelegt werden und die Entwicklung dieser nicht synchronisiert ist.
Die Gewächshausschrecke nutzt sowohl Insekten als auch Pflanzen als Nahrung. Fraßschäden an Gewächshauskulturen können vor allem dann beobachtet werden, wenn auf Grund von Insektizideinsätzen Insekten als Nahrung in den Gewächshäusern fehlen.

Lebensräume

Die Gewächshausschrecke kommt rein synanthrop in Deutschland vor. Sie besiedelt Gewächshäuser, Botanische Gärten und andere beheizte Gebäude mit Pflanzenbeständen (z.B. Gebäude in zoologischen Gärten, aber auch Keller). Im Sommer kann die Gewächshausschrecke auch im Freien beobachtet werden.

Bestandssituation

Die Gewächshausschrecke wurde in der aktuellen Roten Liste nicht bewertet, da sie nur in menschlicher Nähe auftritt, im Freiland aber nicht bodenständig ist.

Literatur

  • Börner, J., K. Richter, M. Schneider & S. Straube 1994: Rote Liste Heuschrecken. - In: Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie (Hrsg.): Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege. Radebeul. 12 S.
  • Boettger, C. R. 1950: Die Gewächshausschrecke (Tachycines asynamorus Adelung). – Abh. Braunschweig. Wissenschaftl. Ges. 2: 13-39
  • Fischer, J., D. Steinlechner, A. Zehm, D. Poniatowski, T. Fartmann, A. Beckmann & C. Stettmer 2016: Die Heuschrecken Deutschlands und Nordtirols - Bestimmen - Beobachten – Schützen. – Quelle & Meyer, 368 S.
  • Harz, K. 1957: Die Geradflügler Europas. Gustav Fischer. Jena. 494 S.
  • Jordan, K. H. C. 1936: Die Orthopterenfauna der Oberlausitz. – Isis Budissina 13: 142-152
  • Klaus, D. & D. Matzke 2010: Heuschrecken, Fangschrecken, Schaben und Ohrwürmer - Rote Liste und Artenliste Sachsens. – Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie – Druckerei Wagner GmbH. 36 S.
  • Schiemenz, H. 1966: Die Orthopterenfauna von Sachsen. – staatliches Museum für Tierkunde in Dresden (Hrsg.): Faunistische Abhandlungen, Heft 7, Nr. 29: 337-365.
  • Weidner, H. 1938: Die Geradflügler (Orthopteroidae und Blattoidea) Mitteldeutschlands. – Zschr. Naturwiss. Halle 92: 123-181.
  • Zacher, F. 1917: Geradflügler Deutschlands und ihre Verbreitung. Jena.
Autor(-en): Tommy Kästner, Matthias Nuß, Charlotte Kricke. Letzte Änderung am 28.09.2020

Eine Gewächshausschrecke in den Gewölben des Schlosses Albrechtsberg in Dresden. 25.08.2010
(© T. Frank)


Gewächshausschrecke, gefunden in unterirdischen Räumen am Schloß Albrechtsberg, August 2014
(© Thomas Frank)
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