Rosmarin-Blattkäfer (Chrysolina americana Linnaeus, 1758)

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körperlänge: 5–8 mm.

Thorax: Flügeldecken (Elytren) metallisch grün, mit rotbraunen Längsstreifen, zwischen denen sich jeweils zwei Punktreihen befinden.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Merkmale

Verbreitung

Das ursprüngliche Areal des Rosmarin-Blattkäfers erstreckt sich von Zentralfrankreich, Norditalien, Kroatien, dem südlichen Peloponnes und der Südwesttürkei bis Nordwestafrika (Bieńkowski & Orlova-Bienkowskaja 2018).

Entgegen des wissenschaftlichen Artnamens americana kommt diese Art nicht in Nordamerika vor (Friedman 2016; Reinheimer & Hassler 2018).

Der Rosmarin-Blattkäfer wurde gelegentlich in verschiedene europäische Länder verschleppt, aber Ausbreitung und Etablierung erfolgen erst seit den 1990er Jahren sowohl im Mittelmeerraum (Friedman 2016; Hadjiconstantis & Zoumides 2021) als auch nach Norden, wofür nachfolgend ein paar Beispiele genannt werden. Der Erstnachweis aus Großbritannien stammt aus dem Jahr 1963 (Johnson 1963) und die Etablierung dort findet etwa 30 Jahre später statt (Halstead 1996). In den Niederlanden gibt es einzelne Nachweise seit dem 19. Jahrhundert, zwei Nachweise aus dem Jahr 1993 und ein gehäuftes Auftreten seit dem Jahr 2000 (Beenen & Winkelman 2001). Einzelne wenige historische Nachweise aus dem 19. Jahrhundert gibt es auch für Lettland sowie einen rezenten Nachweis aus dem Jahr 1996 (Bukejs & Telnov 2010). Erste Nachweise aus Deutschland stammen aus der Zeit vor 1950 (Bieńkowski & Orlova-Bienkowskaja 2018), die Nachweise häufen sich ab dem Jahr 2000 (Köhler 2011; Reinheimer & Hassler 2018). Weitere Erstnachweise folgten 2013 aus der Ukraine (Bieńkowski & Orlova-Bienkowskaja 2018) und 2017 aus der Schweiz (Carron & Baroffio 2017).

Lebensweise

Larven und Adulte fressen an Rosmarin (Rosmarinus officinalis), seltener an Lavendel (Lavendula spp.), Thymian (Thymus spp.) und Salbei (Salvia spp.)(Reinheimer & Hassler 2018). In den Niederlanden wurden sie bislang nur an Gartenpflanzen festgestellt, nicht an natürlichen Vorkommen dieser Pflanzen (Beenen & Winkelman 2001).

Die Art ist univoltin. Die Adulten schlüpfen im Frühjahr, fressen zunächst an den Nahrungspflanzen, gehen dann in eine Sommerpause und erst im Herbst legen die Weibchen die Eier. Die Larven fressen im Herbst und Winter und verpuppen sich im Frühjahr im Boden. In nördlicheren Breiten sind die Larven erst im April und Mai sowie die Adulten erst ab Juni aktiv (Reinheimer & Hassler 2018).

Die Adulten sind meist brachypter und damit flugunfähig. Sie haben daher eine geringe Ausbreitungsfähigkeit (Reinheimer & Hassler 2018).

Lebensräume

Im Mittelmeerraum in der Garrique und Macchie, in Mitteleuropa in Gärten (Reinheimer & Hassler 2018).

Bestandssituation

In der Sammlung von Johann Christian Friedrich Märkel (1790–1860) am Senckenberg Museum für Tierkunde Dresden befinden sich zwei sächsische Belegexemplare, allerdings ohne genauere Angabe zu Fundort und -datum. Ein neuerer Nachweis aus Sachsen stammt aus dem Jahr 2004 von Mulkwitz bei Weißwasser (Hornig et al. 2013).

Die Tiere werden mit ihren Nahrungspflanzen aus Südeuropa bei uns eingeschleppt, können aber keine harten Winter überdauern. Nachweise aus dem zeitigen Frühjahr nach vergleichsweise milden Wintern deuten darauf hin, dass sich die Art bei uns im Zuge des Klimawandels etablieren könnte (vergleiche Haselböck auf naturspaziergang.de). 

Literatur

  • Beenen, R. & J. Winkelman 2001: Aantekeningen over Chrysomelidae in Nederland 5 (Coleoptera). – Entomologische Berichten 61 (5): 63–67.
  • Bibolini, C. 1964: Sulla biología della Chrysomela americana L. (Coleóptera-Chrysomelidae). – Frustula entomologica 6 (4):1–122. [Zur Lebensweise von C. americana]
  • Bieńkowski, A. O. & M. Ja. Orlova-Bienkowskaja 2018: Alien leaf beetles (Coleoptera, Chrysomelidae) of European Russia and some general tendencies of leaf beetle invasions. PLoS ONE 13 (9): e0203561.
  • Bukejs, A. & D. Telnov 2010: On Latvian Chrysomelinae (Coleoptera: Chrysomelidae): 4. genus Chrysolina Motschulsky, 1860. – Acta Zoologica Lituanica 20 (2): 133–150.
  • Carron, C.-A., C. Baroffio & E. Schneider 2017: Neuer Schädling in der Schweiz: Chrysolina americana. – Swiss Herbal Note 4. – Agroscope Transfer 183: 1–3.
  • Friedman, A. L. L. 2016: Rosemary beetle Chrysolina americana: A new invasive leaf beetle (Coleoptera: Chrysomelidae: Chrysomelinae) in Israel. – Israel Journal of Entomology 46: 87–91.
  • Hadjiconstantis, M. & C. Zoumides 2021: First records of the pest leaf beetle Chrysolina (Chrysolinopsis) americana (Linnaeus, 1758) (Coleoptera, Chrysomelidae) in Cyprus – a study initiated from social media expand article info. – Biodiversity Data Journal 9: e61349.
  • Halstead, A. J. 1996: Possible breeding by the rosemary beetle, Chrysolina americana L. in Britain. – British Journal of Entomology and Natural History 9 (2):107–108.
  • Hornig, U., R. Franke, J. Gebert, W. Hoffmann, O. Jäger, B. Klausnitzer, J. Lorenz, W. Richter & M. Sieber 2013: Neues aus der Käferfauna Sachsens (Coleoptera). – Entomologische Nachrichten und Berichte 57: 113–119.
  • Johnson, C. 1963: Chrysolina americana (Col., Chrysomelidae) in Britain. – Entomologist’s Monthly Magazine 99: 228–229.
  • Köhler, F. 2011: 2. Nachtrag zum „Verzeichnis der Käfer Deutschlands“ (Köhler & Klausnitzer 1998) (Coleoptera). Teil 1. – Entomologische Nachrichten und Berichte (Dresden) 55: 109–174, 247–254.
  • Rheinheimer, J. & M. Hassler 2018: Die Blattkäfer Baden-Württembergs. – Kleinsteuber Books, Karlsruhe. 928 S.

Links

Autor(-en): Matthias Nuß. Letzte Änderung am 01.12.2022

Porz, Köln, Mai 2023
(© Karin Franke )
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