Kreiselwespe (Bembix rostrata (Linnaeus, 1758))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Merkmale

Mit einer Körperlänge von 18-25 mm ist die Kreiselwespe eine der größten einheimischen Grabwespen. Große, gelbgrüne Komplexaugen, die markante hellgelbe Gesichtszeichnung und eine lange schnabelförmige, nach hinten geklappte Oberlippe zeichnen sie unverkennbar am Kopf aus. Der Hinterleib wird durch eine schwarz-gelbe wellenförmige Wespenzeichnung markiert. Ähnliche Arten kommen in Deutschland nicht vor.

Verbreitung

Von Europa über Nordafrika bis Zentralasien. W.-H.Liebig (eigene Daten) stieß noch am Ufer des Baikalsees auf eine Nestaggregation von Bembix rostrata.

Lebensweise

Die Kreiselwespe ist, wie alle Grabwespen, nicht staatenbildend. Man kann sie von Juli bis September in geeigneten Lebensräumen beobachten. Die Versorgung ihrer Nachkommen obliegt dem Weibchen allein. Dazu überwältigt es Fliegen verschiedener Gattungen, die es mittels Stich lähmt und in das vorbereitete Nest einträgt. Dieses besteht aus einem schrägen, etwa 15-20 cm langen Gang, der sich zur Brutzelle erweitert. Die Kreiselwespe ist eine der wenigen Grabwespen mit echter Brutpflege. Sie sorgt, entsprechend des Entwicklungsfortschrittes der Larve, für ständigen Nachschub mit Lebendbeute. Dazu muss jedes Mal der Nesteingang geöffnet und wieder verschlossen werden, was mit rasanter Geschwindigkeit abläuft.
Da das Weibchen jeweils nur immer eine Larve versorgt, für die es innerhalb einer Woche 50-60 Fliegen einträgt, ist die Anzahl ihrer Nachkommen unter günstigen Bedingungen auf sechs, maximal acht Tiere beschränkt. Sie benötigen zur Eigenversorgung mit Nektar blütenreiche Staudenfluren in der Nähe ihrer Nistplätze. Besonders gern wird dazu der Sandthymian (Thymus serpyllum) besucht.

Lebensräume

Die Kreiselwespe nistet bevorzugt auf lockersandigen, weitgehend vegetationsfreien Flächen, wo sie größere Brutaggregationen bilden kann. Sie ist eine Charakterart offener Binnendünen und Silbergrasfluren.
Man kann sie aber auch in Ersatzhabitaten beobachten. Wenn die wärmeliebende Grabwespe offene Landschaften mit feinsandigen Bodenverhältnissen und ausreicherndem Blütenangebot vorfindet, siedelt sie in Sandgruben, auf Heideflächen und Truppenübungsplätzen, aber auch in der Tagebaufolgelandschaft.

Bestandssituation

Der Bestand der Kreiselwespe ist fast überall in Mitteleuropa rückläufig. Hauptsächliche Ursache ist der menschengemachte Rückgang der trockenwarmen Extremstandorte, insbesondere der Binnendünen. Auf den ausgedehnten Heideflächen Nordsachsens ist die Kreiselwespe jedoch durchaus keine seltene Erscheinung. Begünstigend auf die Bestandsituation haben sich die klimatischen Verhältnisse der letzten Jahre und die großflächigen Landschaftsumbrüche durch Tagebaue ausgewirkt.

Literatur

  • Bogusch, P., P. Heneberg & K. Šilhán 2021: What are the main factors limiting the distribution of Bembix rostrata (Hymenoptera: Crabronidae) at early-succession sites?. – Journal of Insect Conservation 25: 571–583.
  • Fabre, J.-H. (1879): Erinnerungen eines Insektenforschers, I. – Übersetzung von Friedrich Koch, 2010 Matthes & Seitz Berlin, 291 S.
  • Fischer, W. (1978): Zur Verhaltensbiologie von Bembix rostrata L. (Hymenoptera: Sphecidae) im Naturschutzgebiet der Sanddüne Pferdstrieb bei Sandhausen [Rhein-Neckar-Kreis]. – Diplomarbeit, Zoologisches Institut der Universität Heidelberg, 98 S.
  • Scholz, A. 2013: Offen gelassene Sandgruben – Lebenswerte Welt für so manchen Spezialisten. – Naturschutzinformationen aus dem Landkreis Görlitz 01/2013: 1–3.
Autor(-en): Wolf-Harald Liebig, Matthias Nuß. Letzte Änderung am 20.08.2021

Kreiselwespe in der Dresdner Heide
(© Michael Kurth)


Die Kreiselwespe ist in der Muskauer Heide nicht selten.
(© Wolf-Harald Liebig)


Bembix rostrata am Nest in einer Sandgrube in der nördlichen Dresdener Heide. In den Jahren 2009 und 2010 konnte die Art in einer kleinen Kolonie von etwa 8-10 Nestern im Hochsommer regelmäßig auf dieser Fläche beobachtet werden. 2011 wurden keine Tiere mehr gefunden.
(© Olaf Jäger)


Ein Weibchen im Anflug mit einer soeben erbeuteten Schwebfliege als "Frischfleischkonserve" für ihre Nachkommenschaft.
(© Wolf-Harald Liebig)
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