Rheinmücke (Oligoneuriella rhenana (Imhoff, 1852))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körperlänge: 9–16 mm + die paarigen Cerci und das Terminalfilum mit 3–13 mm.

Kopf: breit am Thorax ansetzend. Komplexaugen der Männchen in der Mitte fast berührend.  

Thorax: breit. Flügel grau, Aderung der Vorderflügel reduziert auf 5 Längsadern und nur wenige Queradern zwischen den drei vorderen Längsadern, Hinterflügel sehr klein.

Hinterleib: Abdominaltergite einfarbig graugrün, an den Segmentgrenzen breit transparent.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Merkmale

Die Weibchen häuten sich erst nach dem Hochzeitsflug zur Imago, wobei die Flügel nicht mitgehäutet werden und deshalb opaque bleiben (Bauernfeind & Humpesch 2001). 

Verbreitung

Von Frankreich, Deutschland, Polen und der Ukraine südlich bis Portugal, Spanien, Italien und Griechenland (GBIF; PESI).

Lebensweise

Die Adulten sind extrem kurzlebig. Die Häutung zur Subimago findet auf der Wasseroberfläche, zur Imago nach dem Hochzeitsflug statt. Danach können die Weibchen noch mehrere Kilometer bis zur Eiablage fliegen. Zur Eiablage fliegen die Weibchen zur Wasseroberfläche und geben dort die Eier portionsweise ab. Das alles findet abends in nur 40 Minuten statt, bevor die Tiere sterben (Jansen 2000; Bauernfeind & Humpesch 2001).

Lebensräume

Steinige Bäche und Flüsse unter 700 m mit rascher Strömung (Bauernfeind & Humpesch 2001).

Bestandssituation

Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts brachte die Rheinmücke in vielen deutschen Flüssen Massenschlupfereignisse hervor. Durch die intensive und überregionale Wasserverschmutzung sowie bauliche Beeinträchtigungen der Flüsse, insbesondere Flussbegradigungen und Versiegelung der Sohle, verlor die Art Entwicklungslebensräume und die Kombination dieser Faktoren trug zur Reduktion des Sauerstoffgehaltes im Wasser bei. So war diese Art bis zum Ende des 20. Jahrhunderts extrem selten geworden und galt Anfang der 1980er Jahre als vom Aussterben bedroht. Seit dieser Zeit wurde die Rheinmücke einhergehend mit der Verbesserung der Wasserqualität in ehemals besiedelten Flüssen wiedergefunden und zum Ende des 20. Jahrhunderts häuften sich sogar wieder Beobachtungen von Massenschlupfereignissen (Jansen 2000).

In der Elbe wird die Rheinmücke seit 1996 ausgehend vom Elbsandsteingebirge wieder in Einzelexemplaren und schon 1998 auf 100 Flusskilometern bis Riesa nachgewiesen, wobei oberhalb Dresdens schon wieder Massenschlupfereignisse beobachtet wurden (Schöll et al. 1997; Schöll 1998).

Literatur

  • Bauernfeind, E. & U. H. Humpesch 2001: Die Eintagsfliegen Zentraleuropas (Insecta: Ephemeroptera): Bestimmung und Ökologie – Diverse Verlagsschriften des Naturhistorischen Museums Wien 4: 1–239.
  • Jansen, W. 2000: Bestandssituation der "Rheinmücke" Oligoneuriella rhenana (Imhoff 1852) (Ephemeroptera, Oligoneuriidae) in Deutschland. – Verhandlungen Westdeutscher Entomologentag Düsseldorf 1998: 173–185.
  • Schöll, F., D. Hardt & H. Ehmann 1997: Wiederfund von Oligoneuriella rhenana (Imhoff 1852) in der Elbe. – Lauterbornia 28: 93–95.
  • Schöll, F. 1998: Bemerkenswerte Makrozoobenthosfunde in der Elbe: Erstnachweis von Corbicula fluminea (O. F. Müller 1774) bei Krümmel sowie Massenvorkommen von Oligoneuriella rhenana (Imhoff 1852) in der Oberelbe). – Lauterbornia 33: 23–24.
Autor(-en): Matthias Nuß. Letzte Änderung am 26.07.2023

am Licht - Pirnaer Elbtalweitung, Elbufer Pirna-Copitz, 28. Juli 2023
(© Gert Schulze)


Weibchen der Rheinmücke auf der Neißebrücke in Görlitz, Juli 2023
(© Matthias Nuß)


Ein Weibchen auf der Neißebrücke in Görlitz im Juli 2023. Irritiert vom Kunstlicht und dem polarisierenden Licht des Asphalts geben die Tiere hier ihre Eipakete ab, die so nicht nicht ins Wasser gelangen.
(© Matthias Nuß)
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