Kiefernprozessionsspinner (Thaumetopoea pinivora (Treitschke, 1834))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Kopf: Fühler mit Doppelkammzähnen, wobei jene der Weibchen kürzer sind.

Thorax und Hinterleibsende wollig behaart. Flügel grau; Vorderflügel mit kontrastreicher Zeichnung und deutlich gezackten Querlinien; Hinterflügel weiß, ohne dunkle Querbinde.

Ähnliche Art: Abgeflogene Tiere sind anhand oben genannter Merkmale nicht vom Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) zu unterscheiden, doch hat der Kiefernprozessionsspinner vorn am Kopf zwischen den Komplexaugen eine senkrecht verlaufende Reihe aus sechs Chitinzähnen (bei leichter Vergrößerung sichtbar!), die dem Eichenprozessionsspinner fehlt.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Rote Liste Deutschland: ungefährdet

Merkmale

Verbreitung

Bekannt aus Spanien, Frankreich, Deutschland, Tschechien, Polen, Schweden, Litauen, Russland, Rumänien, Moldavien (Fauna Europaea).

Lebensweise

Das Weibchen legt die Eier um einzelne Nadeln oder ein Nadelpaar und bedeckt das Gelege mit Schuppen. Die Gelege sind 1,5 – 4 cm lang und 3 – 4 mm breit. Die Eier überwintern. Die Larven schlüpfen je nach Witterung Mitte April / Anfang Mai. Sie leben gesellig und fressen an den Kiefernnadeln. Tagsüber ruhen sie gesellig in ihrem Seidennest, das sich am Ende eines Zweiges befindet. In der Dämmerung ziehen sie zu den Fraßplätzen, von denen sie im Morgengrauen zurückkehren. Ab dem 3. Entwicklungsstadium können die Larven auch auf einen anderen Baum wechseln. Dazu bilden sie in der Regel eine einreihige Prozession, doch kann diese bis zu 10reihig und 8 m lang sein. Ausgewachsen wandern die Larven im Juli / August in Prozessionen den Baum hinunter und verpuppen sich in der Erde. Dazu legen sie einen etwa 2 cm langen Kokon an. Bis zu 100 Larven verpuppen sich an einem Ort in einer Bodentiefe von 8–20 cm. Die Puppen können auch einen zweiten oder dritten Winter überdauern. Die Falter fliegen nachts von Mitte Juli bis August (Schwenke 1978).

Lebensräume

Trockene, sandige Kiefernwälder, oft an Bestandesrändern und Schneisen.

Bestandssituation

Der Kieferprozessionsspinner wurde schon vor seiner wissenschaftlichen Beschreibung bereits aus den Jahren 1779 und 1792 aufgrund der von ihm verursachten wirtschaftlichen Schäden in Kiefernwäldern der Dresdner Gegend erwähnt. Später kam es Ende der 1940er und Anfang der 1950er Jahre in den Forstrevieren Weißkollm, Lohsa und Hoyerswerda zu Massenvermehrungen, wo auch 1973–1978 sowie 2006–2009 verstärkt Larvennester gefunden wurden (Sobczyk & Bachmann 2010).

Literatur

  • Brauns, A. 1976: Taschenbuch der Waldinsekten. – Gustav Fischer Verlag, Suttgart. 2 Bände, 817 S.
  • Cassel-Lundhagen, A., C. Ronnas, A. Battisti, J. Wallen & S. Larsson 2013: Stepping-stone expansion and habitat loss explain a peculiar genetic structure and distribution of a forest insect. – Molecular Ecology 22 (12): 3362–3375.
  • Eckstein, K. 1915: Die Schmetterlinge Deutschlands mit besonderer Berücksichtigung der Biologie. II. Band. – Schriften des Deutschen Lehrervereins für Naturkunde 32. K. G. Lutz Verlag, Stuttgart. S. 1–84, Taf. 17–32.
  • Gäbler, H. 1954: Prozessionsspinner. – Die Neue Brehm-Bücherei 137. – A. Ziemsen Verlag, Wittenberg Lutherstadt. 38 S.
  • Koch, M. 1984: Wir bestimmen Schmetterlinge. – Neumann Verlag Leipzig & Radebeul. 792 S.
  • Schwenke, W. (Hrsg.). 1978: Die Forstschädlinge Europas. 3. Band: Schmetterlinge. – Paul Parey, Hamburg und Berlin. 467 S.
  • Sobczyk, T. 2014: Zum historischen Auftreten von Prozessionsspinnern (Thaumetopoea sp.) in Dresden (Lepidoptera: Notodontidae: Thaumetopoeinae). – Sächsische Entomologische Zeitschrift 7 (2012/2013): 55–59.
  • Sobczyk, T. & M. Bachmann 2010: Der Eichenprozessionsspinner Thaumetopoea processionea (Linnaeus, 1758) wieder in Sachsen (Lepidoptera: Notodontidae). – Sächsische Entomologische Zeitschrift 5: 102–107. [Erratum 2014: Sächsische Entomologische Zeitschrift 7 (2012/2013): 81]
Autor(-en): Matthias Nuß, Thomas Sobczyk. Letzte Änderung am 07.08.2020

Kiefernprozessionsspinner in der Nacht vom 12. auf den 13. August 2011 bei Boxberg
(© Friedmar Graf)


Hoyerswerda, 07.08.2020
(© Martina Görner)


Ansicht des Kopfes von T. pinivora. Zu sehen ist die senkrecht verlaufende Reihe aus sechs Chitinzähnen
(© Thomas Sobczyk)


Hoyerswerda, 05.05.2021. Frisch geschlüpftes Gelege mit den Jungraupen des Kiefernprozessionsspinners.
(© Thomas Sobczyk)


Charakteristische Wanderung von Raupen des Kiefernprozessionsspinners, beobachtet auf dem Kesselberg in der Nähe von Erkner, Land Brandenburg, Juli 2009
(© Bernd Garbe)


Charakteristische Wanderung von Raupen des Kiefernprozessionsspinners, beobachtet auf dem Kesselberg in der Nähe von Erkner, Land Brandenburg, Juli 2009
(© Bernd Garbe)


Charakteristische Wanderung von Raupen des Kiefernprozessionsspinners, beobachtet auf dem Kesselberg in der Nähe von Erkner, Land Brandenburg, Juli 2009
(© Bernd Garbe)
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