Moorwiesenvögelchen (Coenonympha tullia (Müller, 1764))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Vorderflügellänge 19–22 mm.

Flügeloberseiten orange, Vorderflügel mit einem mehr oder weniger deutlichen Augenfleck in der Flügelspitze und manchmal einem weiteren kleineren weiter unterhalb des ersteren; Hinterflügel vor dem Hinterrand mit bis zu drei kleinen Augenflecken.

Flügelunterseiten mit kontrastreicheren Augenflecken; Vorderflügel orange, mit hellbraunen Rändern, einem Augenfleck vor der Flügelspitze; basalwärts davon eine weiße Linie vom Vorderrand in Richtung Außenwinkel des Flügels; entlang dieser Linie manchmal weitere Augenflecke. Hinterflügel graubraun, mit einer Reihe weiß gekernter und weiß umringter Augenflecke, die vom Vorder- bis zum Hinterrand der Flügel reicht; auf allen Flügeln grenzt innen an diese Fleckenreihen eine unregelmäßige weißliche Binde, die auf einzelne wenige Flecke reduziert sein kann. 

In der Natur sieht man die Falter meist mit zusammengeklappten Flügeln, so dass die Flügelunterseiten sichtbar sind.

Ähnliche Arten: Das Rostbraune Wiesenvögelchen (Coenonympha glycerion) besitzt auf der Unterseite der Hinterflügel eine orange Randlinie im Analwinkel.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Gesetzlicher Schutz (BArtSchV, BNatSchG): besonders geschützt
Rote Liste Sachsen: vom Aussterben bedroht
Rote Liste Deutschland: stark gefährdet

Merkmale

Verbreitung

Holarktisch. In Europa von Irland, Großbritannien, Skandinavien und Finnland südlich bis Frankreich, Italien, Albanien und Rumänien (PESI). Gemäßigtes Eurasien, östlich bis Russisch Fernost (Sinev 2019). In Kanada und den USA in den westlichen Gebirgen und im Nordosten (Hall et al. 2014).

Lebensweise

Die Larven leben an Großseggen (Carex rostrata, Eriophorum spp., Rhynchospora alba).

Lebensräume

Das Moorwiesenvögelchen ist eine typische Moorart, die auf offenen Moorstandorten vorkommt (Gelbrecht et al. 2003).

Bestandssituation

Das Moorwiesenvögelchen war Mitte des 20. Jahrhunderts in Ostdeutschland noch weit verbreitet und lokal häufig. Seit 1981 gibt es jedoch einen starken Rückgang der Populationen, der sich seit 2000 noch verstärkt hat. In Sachsen können von früheren Vorkommen auf 46 Kartenblättern (TK 1 : 25.000) in den Jahren 2000-2012 nur noch vier Kartenblätter bestätigt werden (Gelbrecht et al. 2003; Reinhardt et al. 2013).

Literatur

  • Dennis, R. L. H. & H. Eales 1997: Patch occupancy in Coenonympha tullia (Müller 1764) (Lepidoptera: Satyrinae): Habitat quality matters as much as patch size and isolation. – Journal of Insect Conservation 1: 167–176.
  • Gelbrecht, J., A. Kallies, M. Gerstberger, R. Dommain, U. Göritz, H. Hoppe, A. Richert, F. Rosenbauer, A. Schneider, T. Sobczyk, M. Weidlich 2003: Die aktuelle Verbreitung der Schmetterlinge der nährstoffarmen und sauren Moore des norddeutschen Tieflands (Lepidoptera). – Märkische Entomologische Nachrichten 5 (1): 1–68, Taf. 1–5.
  • Hall, P. W., C. D. Jones, A. Guidotti & B. Hubley 2014: Butterflies of Ontario. – Royal Ontario Museum, Toronto. 488 S.
  • Jutzeler, D. 1990: Zur Bedeutung von Pfeifengrasarten (Molinia sp.) als Existenzgrundlage von Lopinga achine (Scopoli, 1763) und Coenonympha tullia (Müller, 1764) (Lepidoptera, Satyridae). – Mitteilungen der entomologischen Gesellschaft Basel 40 (3/4): 94–110.
  • Reinhardt, R. G. Kuna, V. Wachlin, P. Schmidt, I. Landeck & H. Kretschmer 2013: Beiträge zur Insektenfauna Ostdeutschlands: Großes Wiesenvögelchen Coenonympha tullia (Müller, 1764) (Lepidoptera, Nymphalidae). – Entomologische Nachrichten und Berichte 57 (3): 98–107.
  • Sinev, S. Ju. 2019: Catalogue of the Lepidoptera of Russia. – Zoological Institute, St. Petersburg. 448 S.
  • Tolman, T. & R. Lewington 1998: Die Tagfalter Europas und Nordwestafrikas. – Franckh-Kosmos, Stuttgart. 319 S., 104 Tafeln. (Übersetzung und fachliche Bearbeitung der 1. Aufl. von M. Nuss; 2. Aufl. 2012 von Heidrun Melzer).

Links

Autor(-en): Matthias Nuß. Letzte Änderung am 26.10.2020

Moorwiesenvögelchen am 13.7.2009 bei Eberndorf im Sablatnigmoor (Österreich, Kärnten)
(© Matthias Hartung)


Moorwiesenvögelchen (auch Großes Wiesenvögelchen genannt) am 20.06.2011 auf einem Wanderweg zwischen Weideflächen am Pillersee in Österreich, Tirol
(© Lothar Brümmer)


Männchen des Moorwiesenvögelchens vom 21. Juni 1976 aus der Umgebung von Lieske/ Niederlausitz (Brandenburg), leg. M. Barkowski. Coll. Senckenberg Museum für Tierkunde Dresden
(© Matthias Nuß)


Weibchen des Moorwiesenvögelchens vom 21. Juni 1976 aus der Umgebung von Lieske/ Niederlausitz (Brandenburg), leg. M. Barkowski. Coll. Senckenberg Museum für Tierkunde Dresden. Flügelunterseiten
(© Matthias Nuß)


Weibchen des Moorwiesenvögelchens vom 21. Juni 1976 aus der Umgebung von Lieske/ Niederlausitz (Brandenburg), leg. M. Barkowski. Coll. Senckenberg Museum für Tierkunde Dresden
(© Matthias Nuß)
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