Bunter Grashüpfer (Omocestus viridulus (Linnaeus, 1758))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körperlänge ohne Flügel: Männchen 13–17 mm, Weibchen 17–22 mm.

Körper mit sehr variabler Grundfärbung von grün über gelb und braun bis rosa.

Kopf: Fühler kürzer als Körper.

Thorax: Halsschild-Seitenkiele hell und häufig schwarz gesäumt, Abstand zwischen den Halsschild-Seitenkielen an der schmalsten Stelle etwa halb so groß wie an der breitesten Stelle am Halsschild-Hinterrand. Vorderrand des Vorderflügels nicht ausgebuchtet, Medialfeld nicht erweitert.

Hinterleib: Hinterleibsspitze der Männchen grün bis schwarz, nie rot; Legeröhreklappen der Weibchen lang.

Gesang der Männchen: Ein bis zu 40 Sekunden langer Vers, der unhörbar mit kleinen Bewegungen der Schenkel beginnt, und die maximale Lautstärke noch vor dem ersten Versdrittel erreicht. Der Gesang ähnelt entfernt einem rasch tickenden Wecker.

Ähnliche Arten: Arten der Gattung Stenobothrus besitzen ein deutlich erweitertes Medialfeld. Beim Wiesengrashüpfer (Chorthippus dorsatus) und beim Weißrandigen Grashüpfer (Chorthippus albomarginatus) ist der Vorderflügelvorderrand ausgebuchtet. Männchen des Buntbäuchigen Grashüpfers (Omocestus rufipes) besitzen eine blutrote Hinterleibsspitze, die Weibchen kurze Legeröhrenklappen. Der Rotleibige Grashüpfer (Omocestus haemorrhoidalis) besitzt stark gebogene Halsschildseitenkiele.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Rote Liste Sachsen: ungefährdet
Rote Liste Deutschland: ungefährdet

Merkmale

Verbreitung

Von Nordspanien, Großbritannien, Skandinavien und Russland südlich bis Norditalien, Mazedonien und Nordgriechenland (Zahn & Voith 2003).

Lebensweise

Die Art ernährt sich herbivor, überwiegend von Gräsern wie unter anderem Straußgras, Trespe, Knaulgras und Weidelgras (Ingrisch & Köhler 1998). Die Weibchen legen die Eipakete, die vier bis zehn Eier enthalten, in den Wurzelfilz von Gräsern wie dem Echten Schafschwingel , von anderen Pflanzen oder sogar in den Boden. Im Winter ertragen die Eier Überflutung und Austrocknung, sie sind jedoch empfindlich gegen längere Trockenzeiten (Zahn & Voith 2003). Die adulten Tiere treten von Juni bis Oktober auf. Der Bunte Grashüpfer ist gut flugfähig, und kann somit auch isolierte Habitate neu besiedeln (Fischer et al. 2016).

Lebensräume

Mäßig feuchte bis trockene Bergwiesen (Bellmann 2006), Feuchtwiesen, Großseggenriede, feuchte Brachen, Kalkflachmoore und Halbtrockenrasen (Zahn & Voith 2003). Der bunte Grashüpfer reagiert empfindlich auf intensivierte Grünlandnutzung (Grein et al. 2008) und Verbuschung (Gardiner 2010). Intensive Beweidung wird zwar generell toleriert (Fischer et al. 2016), jedoch scheint eine sehr kurze Grasnarbe durch Hasen- oder Pferdebeweidung nicht förderlich für die Art (Gardiner 2010).

Bestandssituation

Der Bunte Grashüpfer ist in Sachsen aktuell ungefährdet (Klaus & Matzke 2010).

Literatur

  • Bellmann, H. 2006: Der Kosmos Heuschreckenführer. – Kosmos Verlag, Stuttgart. 350 S.
  • Börner, J., K. Richter, M. Schneider & S. Straube 1994: Rote Liste Heuschrecken. - In: Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie (Hrsg.): Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege. Radebeul. 12 S. 
  • Eiriksson, T. 1992: Density Dependent Song Duration in the Grasshopper Omocestus viridulus. – Behaviour 122 (1–2): 121–132.
  • Fischer, J., D. Steinlechner, A. Zehm, D. Poniatowski, T. Fartmann, A. Beckmann & C. Stettmer 2016: Die Heuschrecken Deutschlands und Nordtirols - Bestimmen - Beobachten – Schützen. – Quelle & Meyer, 368 S.
  • Gardiner, T. 2010: Precipitation and Habitat Degradation Influence the Occurrence of the Common Green Grasshopper Omocestus viridulus in Southeastern England. – Journal of Orthoptera Research 19 (2): 315–326.
  • Grein, G., A. Hochkirch, K. Schröder & H.-J. Clausnitzer 2008: Fauna der Heuschrecken (Ensifera & Caelifera) in Niedersachsen. – Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen 46. 186 S.
  • Ingrisch, S. & G. Köhler 1998: Die Heuschrecken Mitteleuropas. – Die Neue Brehm-Bücherei 629. – Westarp Wissenschaften, Magdeburg. 460 S.
  • Klaus, D. & D. Matzke 2010: Heuschrecken, Fangschrecken, Schaben und Ohrwürmer - Rote Liste und Artenliste Sachsens. – Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie – Druckerei Wagner GmbH. 36 S.
  • Roesti, C. & B. Keist 2009: Die Stimmen der Heuschrecken. – Haupt Verlag, Bern. 144 S.
  • Zahn, A. & J. Voith 2003: Bunter Grashüpfer Omocestus viridulus (Linnaeus, 1798). S. 251–253. – In: H. Schlumprecht & G. Waeber, Heuschrecken in Bayern. – Eugen Ulmer, Stuttgart.
Autor(-en): Tommy Kästner, Jennifer Wintergerst, Matthias Nuß. Letzte Änderung am 16.06.2022

Männchen des Bunten Grashüpfers am 08.05.2010 auf einer Bergwiese im Erzgebirge
(© Tommy Kästner)


Weibchen des Bunten Grashüpfers am 23.07.2012 im NSG "Am Galgenteich" bei Altenberg
(© Lothar Brümmer)


Weibchen des Bunten Grashüpfers bei der Eiablage auf mit Kryptogamen bewachsenem Gestein, August 2014 auf dem Gipfel der Lausche
(© Matthias Nuß)


Bunter Grashüpfer, Naturschutzstation Herrenhaide 08.08.2018
(© Benjamin Franke)


Geising, Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Juli 2024
(© Jörg Teumer)


Laboraudioaufnahme. Deutschland, Laborzucht am RWTH Aachen, 1977-1981. Kenwood KX880HX mit Kopie von Uher Report 4400, Kassette: Sony Metal ES 60IV, Kassettennr. U03A:21.00-21.50, 10-Band equalizer, 5-10k +6dB, anere -12dB. Nachträglich zugeschnitten mit Audacity V. 2.4.2.
(© Sigfrid Ingrisch, DORSA)
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