Esskastanien-Gallwespe (Dryocosmus kuriphilus Yasumatsu, 1951)

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Merkmale

Verbreitung

Die Esskastanien-Gallwespe ist ursprünglich in China beheimatet und wurde in Japan, Korea und den USA (Kato & Hijii 1997; Rieske 2007) sowie in Nepal versehentlich eingeschleppt (Abe et al. 2007). Der Erstnachweis in Europa stammt aus Italien aus dem Jahr 2002; es folgten Nachweise aus Slowenien und Frankreich (Grazioli & Santi 2008). 2013 wurde die Art erstmals in Deutschland aus Baden-Württemberg nachgewiesen (Zimmermann et al. 2013).

Lebensweise

Die Art entwickelt sich ausschließlich an Arten der Gattung Castanea, Esskastanie (Castanea sativa) Japanische Edelkastanie (C. crenata), Amerikanische Edelkastanie (C. dentata), Chinesische Edelkastanie (C. mollissima) sowie C. seguinii und deren Hybriden. Befallen werden Bäume jeden Alters. Pro Jahr entwickelt sich eine parthenogenetische Generation. Die Weibchen treten Mitte Juni bis Mitte August auf, legen bis zu 100 Eier in Paketen von bis zu 30 Eier in neu gebildete Knospen, aus denen nach ca. 30 bis 40 Tagen die Larven schlüpfen. Die Larven überwintern in den Knospen und erst im Frühjahr werden die Gallen ausgebildet, so dass frühestens ab dem zweiten Baumlebensjahr die typischen Befallssymptome auftreten können (Schumacher 2013).

Die Esskastanien-Gallwespe ist häufiger in Gallen, die mit dem Pilz Gnomoniopsis castaneae befallen sind, aber die Gallwespe scheint nicht Überträger des Pilzes zu sein, da die Kolonisierung durch den Pilz und die Eiablage durch die Wespe unabhängig voneinander erfolgen (Lione et al. 2016).

Lebensräume

Bestandssituation

In Sachsen wurden Gallen der Esskastanien-Gallwespe erstmals im Mai 2012 in einem Hausgarten in Meißen an einer Esskastanie festgestellt (Sachsenforst, Waldschutz- Information 3/2012). Der 2011 gepflanzte ca. 1,5 m hohe Baum stammte von einem Internetversand und wurde vernichtet. Bei der Kontrolle weiterer Esskastanien im näheren und weiteren Umfeld wurde kein weiterer Befall festgestellt.
Im Mai 2022 wurden Gallen durch Michael Braune im „FND Edelkastatienhain Miltitz“ nachgewiesen. Neben frischen Gallen waren darunter auch verlassene Gallen aus dem Vorjahr, die eine Eiablage im Jahr 2020 voraussetzen, so dass die Art spätestens seit 2020 indigen in Sachsen auftritt. Nachsuchen an mehr als sechs weiteren Standorten mit Esskastanien blieben Anfang Juni 2022 noch negativ (Braune, Negativnachweise auf Insekten Sachsen).

Wirtschaftliche Bedeutung

Der Befall mit der Esskastanien-Gallwespe kann die Vitalität des Baumes stark beeinträchtigen und so zu Verlusten bei Zuwachs, Blüten- und Fruchtproduktion führen (Schröder & Schumacher 2013).

Zur biologischen Bestandsregulierung der Esskastanien-Gallwespe wurde die ursprünglich aus China stammende und in Japan eingeführte Schlupfwespe Torymus sinensis aus Japan in Italien eingeführt (Quacchia et al. 2008; Gibbs et al. 2011). In der Steiermark ist der Parasitoid in weiten Teilen seit 2016 nachweisbar, ohne dort zuvor ausgesetzt worden zu sein (Hausl-Hofstätter 2018). Für dessen Nachweis ist darauf zu achten, dass die Adulten erst im auf die Gallen folgenden Frühjahr schlüpfen (Hausl-Hofstätter 2018).

Literatur

Autor(-en): Matthias Nuß. Letzte Änderung am 19.01.2023

trockene Gallen aus Vorjahren, Miltitz, Mai 2022
(© Michael Braune)


Gallen an Esskastanie, Miltitz, Mai 2022
(© Michael Braune)


Gallen an Esskastanie, Miltitz, Mai 2022
(© Michael Braune)


geöffnete Galle mit Larven, Miltitz, Mai 2022
(© Michael Braune)


Kuens (Südtirol), Mai 2022, Gallen an Knospen und Blättern der Esskastanie
(© Michael Braune)


Schadbild an Esskastanie nach mehrjährigem Befall, Wallrath (Rhein-Kreis Neuss), Mai 2022
(© Michael Braune)


Schadbild an Esskastanie nach mehrjährigem Befall, Wallrath (Rhein-Kreis Neuss), Mai 2022
(© Michael Braune)
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