Schilfkäfer (Donaciinae)

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Diagnose

Diversität

Weltweit 170 Arten, davon 30 in Mitteleuropa (Rheinheimer & Hassler 2018). 

Lebensweise

Die Larven leben aquatisch (Macroplea) oder semiaquatisch (Donacia, Plateumaris). Die semiaquatischen Larven besitzen zur Atmung speziell ausgebildete Atemröhren in der Afterregion, mit denen sie das Luftkanalsystem (Aerenchym) der Pflanzen anstechen. Mit ihren Mandibeln bohren sie ein weiteres Loch in die Wurzeln, verschließen dies mit dem Kopf und ernähren sich von Pflanzensaft. Die Larvalentwicklung dauert zwei bis drei Jahre, sodass verschiedene Larvenstadien zeitgleich an einem Ort gefunden werden können. Die Larven der einzelnen Arten leben mono- oder oligophag an bestimmten Wasserpflanzen und sind an bestimmte Standortbedingungen angepasst (Kleinschmidt & Kölsch 2011; Rheinheimer & Hassler 2018).

Die Verpuppung erfolgt in einem luftgefüllten Kokon an der Nahrungspflanze, den sie aus symbiontischen Darmbakterien herstellen (Kleinschmidt & Kölsch 2011).

Die adulten Käfer leben an emerser Vegetation oder Ufervegetation, wo sie Pollen oder an Blättern fressen. Sie atmen unter Wasser über Luftfilme, die bauchseitig durch dicht beieinanderstehende, feine Borsten gehalten werden. Während der Überwinterung nagen sie auch das Aerenchym in Pflanzenstängeln und -wurzeln an. Die Adulten fliegen nachts künstliche Lichtquellen an, mit Ausnahme der Macroplea-Arten, deren flugunfähige Käfer nicht das Wasser verlassen.

Je nach Art legen die Weibchen ihre Eier ober- oder unterhalb der Wasseroberfläche an den Nahrungspflanzen der Larven ab. Bei der Eiablage übertragen sie die symbiontischen Darmbakterien, welche später von den ausgewachsenen Larven zur Herstellung des Kokons benötigt werden (Wichard et al. 1999; Kleinschmidt & Kölsch 2011). Weitere Symbionten synthetisieren bei den Larven die meisten essentiellen Aminosäuren und das B-Vitamin Riboflavin, und bei den Adulten wird die Verdauung durch symbiontenkodierte Pektinasen unterstützt (Reis et al. 2020).

Lebensraum

Die adulten Käfer sind an Wasser- und Uferpflanzen vorwiegend stehender Gewässer zu finden (Wichard et al. 1999).

Bestandssituation

Zahlreiche Arten der Schilfkäfer zeigen in Mitteleuropa rückläufige Bestandstrends, da intakte, nicht eutrophierte stehende Gewässer mit dauerhaften Beständen der Nahrungspflanzen immer seltener werden (Rheinheimer & Hassler 2018: 204)

Literatur

  • Goecke, H. 1933: Überwinterung im Herbst geschlüpfter Donaciinen. – Entomologische Blätter 29: 97– 106.
  • Goecke, H. 1935: Schilfkäfer. 5. Beitrag zur Kenntnis der Donaciinen. – Die Natur am Niederrhein 11: 33–44.
  • Goecke, H. 1943: Monographie der Schilfkäfer II. – Nova Acta Leopoldina N.F. 12: 339–380.
  • Goecke, H. 1960: Monographie der Schilfkäfer III. – Entomologische Blätter 56: 1–19.
  • Kleinschmidt, B. & G. Kölsch 2011: Adopting bacteria in order to adapt to water – how reed beetles colonized the wetlands (Coleoptera, Chrysomelidae, Donaciinae). – Insects 2 (4): 540–554.
  • Mohr, K.-H. 1985: Beiträge zur Insektenfauna der DDR: Coleoptera – Chrysomelidae: Donaciinae, Orsodacninae, Criocerinae, Clythrinae. – Beiträge zur Entomologie 35 (2): 219–202.
  • Rheinheimer, J. & M. Hassler 2018: Die Blattkäfer Baden-Württembergs. – Kleinsteuber Books, Karlsruhe. 928 S.
  • Reis, F., R. Kirsch, Y. Pauchet, E. Bauer, L. C. Bilz, K. Fukumori, T. Fukatsu, G. Kölsch & M. Kaltenpoth 2020: Bacterial symbionts support larval sap feeding and adult folivory in (semi-)aquatic reed beetles. – Nature Communications 11: 2964.
  • Wichard, W., W. Arens & G. Eisenbeis 1999: Atlas zur Biologie der Wasserinsekten. – Springer Spektrum. 338 S.
Autor(-en): Matthias Nuß. Letzte Änderung am 14.08.2024
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