Wollbienen (Anthidium)

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Diagnose

Mandibeln gezähnt. Männchen mit kurzen Fühlern. Hinterleib schwarz, meist mit gelben Flecken oder Binden. Das Analsegment der Männchen oft mit Dornen und Zacken. Weibchen mit Bauchbürste. Flügel mit 2 etwa gleich großen Cubitalzellen; die 2. Discoidalader mündet hinter (seltener bei) der 2. Cubitalquerader; Radialzelle mit der Spitze mehr oder weniger vom Flügelrande entfernt. Flügel meist stark gebräunt. Die hinteren Tibien und Metatarsen kurz behaart. Krallenglieder ohne Haftlappen.

Beschreibung

Kleine bis große (8–18 mm), gedrungene, schwarze Bienen, meist mit wespenartiger, gelber bis gelblich-weisser Körperzeichnung; die Männchen vieler Arten zusätzlich mit auffällig bedorntem Hinterleibsende. Der Hinterleib ist bei den meisten Arten fast kahl und beim Männchen stark eingekrümmt. Anders als bei vielen anderen Bienengattungen sind die Männchen oft deutlich größer als die Weibchen. Anthidium-Arten zeigen einen schwebfliegenartigen Flug. Die meisten mitteleuropäischen Arten können bereits im Feld anhand ihres arttypischen Zeichnungsmusters und der Form der hinteren Tergite sicher bestimmt werden. Bei Anthidium montanum fehlen viele der typischen Gattungsmerkmale, sie ist dicht bepelzt und einheitlich dunkel gefärbt und ähnelt Vertretern der Gattung Osmia. Die Männchen  tragen eine gelbe Gesichtszeichnung. Anthidiellum strigatum, der einzige heimische Vertreter der verwandten Gattung der Harzbienen, sowie ihr Brutparasit, die Düsterbiene Stelis signata können mit Anthidium-Arten verwechselt werden. 

In Deutschland kommen 5 Vertreter der Gattung Anthidium vor, davon 4 in Sachsen:
Anthidium manicatum (Garten-Wollbiene, Große Wollbiene)
Anthidium montanum
Anthidium oblongatum (Spalten-Wollbiene)
Anthidium punctatum (Kleine Wollbiene)
Die Verbreitung von A. septemspinosum beschränkt sich in Deutschland auf Rheinland-Pfalz, das Saarland und Baden-Württemberg.

Lebensweise:

Wollbienen-Weibchen nisten solitär und bauen ihre Nester in bereits vorhandene Hohlräume. Für den Bau der Brutzellen verwenden sie Pflanzenwolle, z. B. von Weiden, Disteln etc., die sie mithilfe ihrer gezähnten Oberkiefer auf behaarten Pflanzenteilen ernten und als kleine Wollkugeln ins Nest transportieren. Bestimmte Wollbienen-Arten imprägnieren die Zellwolle zusätzlich mit pflanzlichen Drüsensekreten. Als Nestverschluß dienen oft Erdbröckchen, Steinchen, Pflanzenteilchen und/oder Pflanzenwolle.

Mehrere mitteleuropäische Anthidium-Arten sind in Bezug auf ihre Pollenquellen auf bestimmte Pflanzengruppen spezialisiert. Der Pollentransport erfolgt mithilfe der Haarbürste auf der Unterseite des Hinterleibes. Manche mitteleuropäische Arten sammeln den Pollen von Lippenblütlern und gewissen Rachenblütlern mittels spezieller Pollensammelapparate aus wellenförmig gebogenen Borsten auf dem Kopfschild und überführen ihn danach mithilfe der Beine zur Bauchbürste. Andere, auf Korbblütler spezialisierte Arten, nehmen den Pollen direkt mit der Bauchbürste auf.

Die Larven spinnen einen Kokon mit charakteristischem, zapfenartigem Fortsatz an dessen Spitze. Eine Generation im Jahr; nur bei Anthidium manicatum in sehr langen und warmen Sommern teilweise eine zweite. Anders als bei den meisten anderen Bienenarten schlüpfen die Weibchen in der Regel vor den Männchen.

Auf der Suche nach Weibchen patroullieren die Männchen in der Nähe der Nahrungspflanzen und Nester. Die Weibchen verpaaren sich mehrfach mit verschiedenen Männchen. Die Männchen mehrerer Arten zeigen ein auffälliges Revierverhalten, bei dem sie arteigene Männchen, aber auch andere blütenbesuchende Insekten, aus der Nähe der Nahrungspflanzen der Weibchen vertreiben, indem sie sie mit ihrem dornbewehrten Hinterleibsende rammen.

Zum Schlafen beißen sich die Männchen einzelner Arten mit den Oberkiefern an Pflanzenteilen fest. Andere schlafen einzeln oder in kleinen Gruppen in verschiedenen Hohlräumen.

Die Nester von Anthidium werden von verschiedenen Stelis-Arten (Düsterbienen) sowie vermutlich von der Kegelbiene Coelioxys quadridentata parasitiert.

Literatur

  • Amiet, F., M. Herrmann, A. Müller & R. Neumeyer 2004: Apidae 4. Anthidium, Chelostoma, Coelioxys, Dioxys, Heriades, Lithurgus, Megachile, Osmia, Stelis. – Fauna Helvetica 9, 273 S.
  • Amiet F. & A. Krebs 2012: Bienen Mitteleuropas. – Bern. 423 S.
  • Scheuchl, E. 2006. Illustrierte Bestimmungstabellen der Wildbienen Deutschlands und Österreichs. Band II: Megachilidae - Melittidae. – Velden. 192 S.
  • Schmiedeknecht, O. 1907: Die Hymenopteren Mitteleuropas. – Jena. 804 S.
  • Warncke, K. 1980: Die Bienengattung Anthidium Fabricius, 1804 in der Westpaläarktis und im turkestanischen Becken. – Entomofauna 1 (10): 119–209.
Autor(-en): Matthias Nuß, Mandy Fritzsche. Letzte Änderung am 01.08.2022
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