Merkmale
Dicyphus pallicornis unterscheidet sich von allen anderen einheimischen Dicyphus-Arten durch die helle, sehr kurze Behaarung. So sind alle Haare kürzer als der Unterschenkel-(sogenannte Schienen-)Durchmesser. Schwarze borstenartige Haare fehlen vollständig. Die Art tritt in beiden Geschlechtern sowohl langflüglig als auch kurzflüglig auf. Die Körperlänge liegt zwischen 2,6 und 4,1 mm.
Verbreitung
Die Art stammt aus den Mittelgebirgen im westlichen Europa und ist heute von Südskandinavien bis in nordwestliche Afrika im Mittelmeerraum und in allen Teilen Mitteleuropas weiter verbreitet und auch nach Nordamerika verschleppt worden.
Vorkommen in Sachsen
Dicyphus pallicornis kommt heute in ganz Sachsen vor, wobei die Fundlage in den Fichtenforstregionen der Hügelländer und Mittelgebirge als nahezu geschlossen zu bezeichnen ist. Die Tieflandvorkommen stehen oft im Zusammenhang mit gärtnerisch kultivierten und zum Teil erfolgreich verwilderten Fingerhut-Vorkommen. Bezogen auf Sachsen ist Dicyphus pallicornis eine eingebürgerte Art.
Lebensweise
Auf bei dieser Dicyphus-Art überwintern die erwachsenen Tiere, wobei diese auch im Winterhalbjahr recht aktiv sind. Sie laufen auch bei sehr tiefen Temperaturen auf den Blättern der Wirtspflanze umher. Die Eiablage erfolgt im späten Frühjahr, Larven sind bis in den Sommer zu finden und die Erwachsenen der neuen Generation erscheinen ab Juli. In manchen Gegenden scheinen zwei Generationen pro Jahr durchlaufen zu werden.
Lebensräume
Primär für den genutzten Lebensraum scheint die Bindung an Roten Fingerhut (Digitalis purpurea) zu sein. Digitalis purpurea ist in Sachsen nicht ureinheimisch. Sie wurde nach 1821 gezielt ausgesäht und hat sich mit der forstlichen Umgestaltung der Wälder vorallem in den Gebirgen Sachsens ausgebreitet. An Säumen und Lichtungen der Fichtenforsten mit entsprechendem Vorkommen der Futterpflanze ist auch Dicyphus pallicornis sehr regelmäßig anzutreffen. Es werden aber auch Fingerhut-Pflanzen in Gärten und auf ruderalisierten Flächen oder in Schlagfluren besiedelt.
Bestandssituation
Die Art ist in Sachsen mäßig häufig und ungefährdet.
Literatur
- Arnold, Kurt (2009): Checkliste der Heteropteren des Freistaates Sachsen - Mitteilungen Sächsischer Entomologen Entomofaunistische Gesellschaft e.V. LV Sachsen Supplement 8: 116-145
- Jordan, K. H. C. (1940): Die Heteropterenfauna der Oberlausitz und Ostsachsens - Isis Budissina Bautzen 14: 96-156
- Jordan, K. H. C. (1963): Die Heteropterenfauna Sachsens - Faunistische Abhandlungen Staatliches Museum für Tierkunde Dresden 1: 1-68
- Schuhmacher, Friedrich (1919): Verzeichnis der bei Schandau in der Sächsischen Schweiz beobachteten Hemipteren - Entomologische Mitteilungen 8: 150 – 156
- Wachmann, Ekkehard & Melber, Albert & Deckert, Jürgen (2004): Wanzen Band 2. Cimicomorpha. Microphysidae (Flechtenwanzen) Miridae (Weichwanzen). - Die Tierwelt Deutschlands 75
- Wagner, Eduard (1952): Blindwanzen oder Miriden. In: Dahl, F., Dahl, M. & H. Bischoff (Hrsg.): Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile - Gustav Fischer Verlag Jena 41
- Wagner, Eduard (1974): Die Miridae Hahn, 1831, des Mittelmeerraumes und der Makronesischen Inseln (Hemiptera, Heteroptera). Teil 1 - Entomologische Abhandlungen Museum für Tierkunde Dresden Dresden Supplement 37: i-iii, 1-484
Autor(-en): Michael Münch. Letzte Änderung am 10.04.2013