Mauerfuchs (Lasiommata megera (Linnaeus, 1767))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Vorderflügellänge 22–24 mm.

Flügeloberseiten orange, mit dunkelbraunen, linienförmigen Zeichnungselementen, Vorderflügel mit Augenfleck in Flügelspitze, Hinterflügel basal dunkelbraun und eine Reihe Augenflecke vor dem Hinterrand.

Flügelunterseiten hellbraun, Vorderflügel innen orange sowie in der Spitze mit Augenfleck auf gelbem Grund; Hinterflügel mit einer Reihe gelb umringter Augenflecke.

Ähnliche Art: Flügelunterseiten sehr ähnlich zum Braunauge (Lasiommata maera).

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Gesetzlicher Schutz (BArtSchV, BNatSchG): Nicht besonders geschützt
Rote Liste Sachsen: Vorwarnliste
Rote Liste Deutschland: ungefährdet

Merkmale

Der Mauerfuchs erreicht eine Vorderflügellänge von bis zu 23 mm. In der Spitze der Vorderflügel befindet sich sowohl auf der Ober- als auch Unterseite der für Augenfalter typische oft weiß gekernte Augenfleck. Weitere dunkle oft weiß gekernte Augenflecke (mindestens drei) treten reihenförmig angeordnet in der Postdiskalregion der Hinterflügeloberseite auf. Während die Vorderflügelunterseite der Oberseite ähnelt, zeichnet sich die Hinterflügelunterseite durch eine feine braune bis graue Marmorierung aus, von der sich die Augenfleckenreihe in der Postdiskalregion kaum abhebt.
Zwischen den beiden Geschlechtern zeigen sich hinsichtlich der Flügelform und Färbung Unterschiede (Sexualdimorphismus). Bei den Weibchen fällt der Augenfleck in der Spitze der Vorderflügeloberseite größer aus. Dagegen wirken die Männchen aufgrund des schwarzen diagonalen Duftschuppenstreifens auf der Vorderflügeloberseite dunkler als die Weibchen und ihre Vorderflügel sind deutlich schlanker und spitzer.

Verbreitung

Das weite Verbreitungsgebiet des Mauerfuchses erstreckt sich von Nordafrika über den gesamten Mittelmeerraum bis nach Vorderasien. Im Norden reicht das Areal bis nach England, Irland und Südskandinavien (Ebert & Rennwald 1993; Nuß 1998).
In Sachsen kommt die Art in allen Regionen mit geeigneten Biotopen vor und fehlt nur in ausgeräumten Agrarlandschaften (Reinhardt et al. 2007).
Vorzugsweise beschränkt sich der Mauerfuchs auf warme und relativ trockene Gebiete mit Jahresmitteltemperaturen über 7°C und Jahresniederschlägen von maximal 900 mm (Ebert & Rennwald 1993).

Lebensweise

In der Regel bildet der Mauerfuchs zwei Generationen, deren Falter von Mai bis September fliegen (Ebert & Rennwald 1993; Settele et al. 2009). In besonders günstigen Jahren kann eine partielle dritte Generation auftreten, sodass die Falter noch bis in den Oktober zu beobachten sind (Reinhardt et al. 2007). Nach Fartmann (2004) handelt es sich bei der zweiten Generation um die individuenreichste. Als Nektarquellen nutzen die Falter überwiegend rote bis blauviolette Blüten wie beispielsweise von: Sommerflieder (Buddleja davidii), Dost (Origanum vulgare), Rotklee (Trifolium pratense), Acker-Witwenblume (Knautia arvensis) und Rundblättriger Glockenblume (Campanula rotundifolia) (Ebert & Rennwald 1993; Reinhardt et al. 2007).
Der Mauerfuchs trägt seinen Namen zu Recht, denn vor allem die Männchen sitzen oft auf dem nackten Gestein von Felsen, Mauern, offenen Bodenflächen oder alternativ an Hauswänden und sonnen sich in der Regel mit nach oben zusammengeklappten Flügeln (Ebert & Rennwald 1993).
Die Eiablagen des Mauerfuchses erfolgen nach einem bestimmten Schema in der Regel unter Überhängen wie Zäunen, Büschen, Böschungen oder Grashorsten (Fartmann 2004). Außerdem nutzen die Weibchen niedrigwüchsige Gräser an kleinen Geländemarken wie beispielsweise an Hufspuren von Kühen oder Kaninchenbauen (Ebert & Rennwald 1993). Nach eigenen Beobachtungen (S. Kurze) legte ein Weibchen in Sachsen seine Eier an lange Grashalme ab, die sich unter einem Mauervorsprung verbargen. Es handelt sich in jedem Fall um Randstrukturen, die bei Regen relativ trocken bleiben (Ebert & Rennwald 1993). Aufgrund dieses spezifischen Eiablageverhaltens lässt sich die Art auch über die Suche nach den weißgelben, kugelförmigen Eiern mit Längs- und wenigen Querrippen an solchen spezifischen Habitatstrukturen nachweisen (Settele et al. 2009). In der Regel setzen die Weibchen die Eier einzeln an grüne oder dürre Halme, Stängel, Graswurzeln oder sogar Binsen und Schachtelhalme ab (Ebert & Rennwald 1993). Als Wirtspflanze der Larven gelten Schafschwingel (Festuca ovina agg.), Rotschwingel (Festuca rubra agg.) und Fieder-Zwenke (Brachypodium pinnatum) (Ebert & Rennwald 1993; Fartmann 2004). Unter Zuchtbedingungen wurden ebenfalls Silbergras (Corynephorus canescens), Aufrechte Trespe (Bromus erectus), Kammgras (Cynosurus cristatus) und Dreizah (Danthonia decumbens) gefressen (Bink 1985). Die grünlichen Larven besitzen zwei helle Seitenstreifen und weiße Punkte aus denen feine Borsten hervortreten (Settele et al. 2009; Weidemann 1988). Nach der Überwinterung verpuppen sich die Larven als grüne Stürzpuppe unter Steinen oder Grasstängeln (Settele et al. 2009; Weidemann 1988). Nach Fartmann (2004) tritt der Mauerfuchs eher in geringen Populationsdichten auf
(low-density-species).

Lebensräume

Der Mauerfuchs besiedelt vor allem sonnige Offenlandgebiete mit vegetationsarmen Bodenflächen (Reinhardt et al. 2007). Dazu zählen unter anderem Bahndämme, Steinrückenlandschaften, offene Block- und Geröllfluren, Steinbrüche, Weinbergsgelände, grasreiche trockene Wegränder, Hohlwege, Trockenrasen auf Sand oder Gesteinsgrus, günstig gelegene Gärten oder Streuobstwiesen (Ebert & Rennwald 1993; Reinhardt et al. 2007). Darüber hinaus können die Falter ebenfalls in lichten sonnigen oder trockenen sandig oder kiesigen (Au-) Wäldern, auf Kahlschlägen oder an südexponierten Waldrändern auftreten (Ebert & Rennwald 1993). Als Sekundärstandorte dienen industrielle Abraumhalden (Ebert & Rennwald 1993). Als wichtige Habitatparameter, die vermutlich der Geschlechterfindung dienen, gelten offene Rohbodenstellen an Viehgangeln und Wegen, Trittstellen, unbewachsene Steine oder Grus (Ebert & Rennwald 1993; Fartmann 2004).

Bestandssituation

Nach Reinhardt et al. (2007) zeigt die Bestandsentwicklung des Mauerfuchses in Sachsen langfristig einen negativen Trend, der zusätzlich durch starke Abundanzschwankungen beeinflusst wird. Zwar ergibt sich für diese Art bisher keine Gefährdung, aber es existieren zahlreiche Faktoren die sich negativ auf die Bestandsentwicklung auswirken. Dazu zählt vor allem der Verlust von geeigneten Lebensräumen durch Sukzession, intensive landwirtschaftliche Nutzung, Aufforstung und die Beseitigung von Sonderstandorten (Reinhardt et al. 2007).
Ebert & Rennwald (1993) vermuten, dass sich eine zu intensive Mahd sowie der Einsatz von Herbiziden an Böschungen oder Weinbergsanlagen besonders auf die kleinflächigen Eiablagestrukturen schädlich auswirken.

Literatur

  • Bink, F. A. 1985: Host plant preferences of some grass feeding butterflies. – Proceedings of the 3rd Congress of European Lepidopterology, Cambridge 1982: 23–29.
  • Ebert, G. & E. Rennwald 1993: Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 2: Tagfalter II. – Eugen Ulmer, Stuttgart. 535 S.
  • Fartmann, T. 2004: Die Schmetterlingsgemeinschaften der Halbtrockenrasen-Komplexe des Diemeltals. Biozönologie von Tagfaltern und Widderchen in einer alten Hudelandschaft. – Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde 66 (1): 1–256.
  • Klop, E., B. Omon & M. F. WallisDeVries 2015: Impact of nitrogen deposition on larval habitats: the case of the wall brown butterfly Lasiommata megera. – Journal of Insect Conservation 19: 393–402.
  • Nuß, M. 1998: Deutsche Übersetzung und fachliche Überarbeitung. – T. Tolman & R. Lewington, Die Tagfalter Europas und Nordwestafrikas. – Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart. 319 S.
  • Reinhardt, R., Sbieschne, H., Settele, J., Fischer, U. & G. Fiedler 2007: Tagfalter von Sachsen. In: Klausnitzer, B. & R. Reinhardt (Hrsg.): Beiträge zur Insektenfauna Sachsens. – Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 11, Dresden. 695 S.
  • Settele, J., R. Feldmann & R. Reinhardt 1999: Die Tagfalter Deutschlands. – Eugen Ulmer, Stuttgart. 452 S.
  • Settele, J., Steiner, R., Reinhardt, R., Feldmann, R. & G. Hermann (Hrsg.) 2009: Schmetterlinge. Die Tagfalter Deutschlands. 2. Aufl. – Ulmer, Stuttgart. 256 S.
  • Weidemann, H.-J. 1988: Tagfalter. Band 2 Biologie - Ökologie - Biotopschutz. – Neumann-Neudamm, Melsungen. 372 S.

Links

Autor(-en): Susanne Kurze, Matthias Nuß. Letzte Änderung am 23.04.2019

Männchen des Mauerfuchses auf einem gut besonnten Waldweg, Hochhalde Trages bei Espenhain, Juli 2015
(© Bernd Garbe)


Weiblicher Mauerfuchs Ende September 2015 an einem besonnten Waldweg, Hochhalde Trages bei Espenhain
(© Bernd Garbe)


Mauerfuchs im Juli 2014 bei Arnsdorf. Flügelunterseiten.
(© Peter Diehl)


Mauerfuchs-Paarung in Niederschlottwitz am 19.05.2009
(© Stefan Höhnel)


Mauerfuchs-Paarung in Niederschlottwitz am 19.05.2009
(© Stefan Höhnel)


An Carex sylvatica (Waldsegge) abgelegtes Ei (16.8.2009, Talsperrengebiet Eibenstock)
(© Matthias Hartung)


Larve am 8.9.2009 an Carex sylvatica gezüchtet (gezogen aus dem Ei vom 16.8.2009, Talsperrengebiet Eibenstock)
(© Matthias Hartung)


Puppe am 22.9.2009 (gezogen aus dem Ei vom 16.8.2009, Talsperrengebiet Eibenstock)
(© Matthias Hartung)
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