Heidegrashüpfer (Stenobothrus lineatus (Panzer, 1796))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körperlänge: Männchen 15–19 mm, Weibchen 21–27 mm.

Körperfarbe meist grün, selten auch mit bräunlichen oder rötlich-violetten Anteilen.

Kopf: Fühler kürzer als Körper.

Thorax: Vorderflügel abgerundet, Vorderflügelvorderrand nicht basal gewölbt, Stigma weiß und sichelförmig, Medialfeld breit, deutlich erweitert, reicht etwas über Flügelmitte; Flügelunterrand beim Weibchen mit weißem Streifen.

Hinterleib: Hinterleibsende der Männchen leicht zugespitzt und rot gefärbt; Legeröhrenklappen der Weibchen gezähnt.

Gesang der Männchen: Leise bis mäßig laut, bestehend aus 10–25 Sekunden dauernden Versen die in der Tonhöhe ein auf- und absteigendes Schwirren erzeugen. Zur Lauterzeugung werden beide Hinterschenkel zeitlich versetzt, langsam über die Flügel gezogen.

Ähnliche Arten: Beim Kleinen Heidegrashüpfer (Stenobothrus stigmaticus) ist das Medialfeld schmal und schwach erweitert. Der Schwarzfleckige Heidegrashüpfer (Stenobothrus nigromaculatus) besitzt dunkle Würfelflecken auf den Flügeln. Beim Rotleibigen Grashüpfer (Omocestus haemorrhoidalis) ist das Medialfeld nicht erweitert.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Rote Liste Sachsen: ungefährdet
Rote Liste Deutschland: ungefährdet

Merkmale

Verbreitung

Von Großbritannien über Lettland bis Russland, südlich bis Spanien, Italien und Griechenland sowie Türkei, Kasachstan und Mongolei (OSF, PESI).

Lebensweise

Die Eiablage erfolgt paketweise mit durchschnittlich sechs bis sieben austrocknungsresistenten Eiern an die Halmbasis, über den Wurzelfilz von Gräsern oder in die obersten Bodenschichten (Ingrisch & Köhler 1998). Die Larven schlüpfen Anfang bis Mitte Mai und durchlaufen anschließend vier bis fünf Larvenstadien. Adulte treten meist von Anfang Juni bis zu den ersten Nachtfrösten Anfang November auf, mit Höhepunkt im August (Beckmann & Radlmair 2003; Fischer et al. 1016). Die Tiere halten sich überwiegend am Boden, in der Krautschicht bis zu einer Höhe von etwa 20 Zentimetern auf. Generell erfolgt die Fortbewegung laufend, auch wenn die Männchen über eine höhere Mobilität als die ortstreuen Weibchen verfügen. Nachts wurde bei den Tieren ein eindeutiges Ruheverhalten beobachtet (Beckmann & Radlmair 2003, Fischer et al. 2016).
Die Tiere ernähren sich phytophag von verschiedenen Gräsern (Ingrisch & Köhler 1998).

Lebensräume

Die wärmeliebende Art ist überwiegend auf Flächen mit lückiger Vegetationsstruktur, wie Mager- und Kalkmagerrasen zu finden, aber auch frisches bis mäßig trockenes Grünland, Bergwiesen, Heiden, magere Böschungen und Schotterrasen sowie junge Brachen werden besiedelt (Beckmann & Radlmair 2003; Fischer et al. 2016). Besonders bevorzugt werden auch beweidete Flächen, insbesondere Schafsweiden sowie sonnenexponierte Hänge. Eine geringere Bedeutung als Lebensraum besitzen Sandabbauflächen, Äcker, Feuchtgebiete, Säume und Ruderalstandorte, Verkehrswege und Siedlungen sowie gehölzdominierte Lebensraumtypen. Zudem toleriert die Art hoch- und dichtwüchsige Vegetationsstrukuren im Habitat (Beckmann & Radlmair 2003).

Bestandssituation

Der Heidegrashüpfer ist in Sachsen aktuell ungefährdet.

Literatur

  • Beckmann & Radlmair, S. 2003: Heidegrashüpfer Stenobothrus lineatus (Panzer, [1796]). S. 239–242. – In: H. Schlumprecht & G. Waeber, Heuschrecken in Bayern. – Eugen Ulmer, Stuttgart.
  • Börner, J., K. Richter, M. Schneider & S. Straube 1994: Rote Liste Heuschrecken. - In: Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie (Hrsg.): Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege. Radebeul. 12 S.
  • Fischer, J., D. Steinlechner, A. Zehm, D. Poniatowski, T. Fartmann, A. Beckmann & C. Stettmer 2016: Die Heuschrecken Deutschlands und Nordtirols - Bestimmen - Beobachten – Schützen. – Quelle & Meyer, 368 S.
  • Ingrisch, S. & G. Köhler 1998: Die Heuschrecken Mitteleuropas. – Die Neue Brehm-Bücherei 629. Westarp Wissenschaften, Magdeburg. 460 S.
  • Johannesen, J., J. Samietz, M. Wallaschek, A. Seitz & M. Veith 1999: Patch Connectivity and Genetic Variation in Two Congeneric Grasshopper Species with Different Habitat Preferences. – Journal of Insect Conservation 3: 201–209.
  • Klaus, D. & D. Matzke 2010: Heuschrecken, Fangschrecken, Schaben und Ohrwürmer - Rote Liste und Artenliste Sachsens. – Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie – Druckerei Wagner GmbH. 36 S.
  • Roesti, C. & B. Keist 2009: Die Stimmen der Heuschrecken mit DVD. – Haupt Verlag, Bern
Autor(-en): Tommy Kästner, Jennifer Wintergerst, Charlotte Kricke, Matthias Nuß. Letzte Änderung am 06.05.2023

Männchen des Heidegrashüpfers. Trockene Hangkuppe einer Weide im Erzgebirge bei Freiberg, 28.08.2012
(© Tommy Kästner)


Weibchen des Heidegrashüpfers. Ederheim (Bayern), August 2017
(© Tilmann Adler)


Braun gefärbtes Männchen des Heidegrashüpfers. Schalkau (Thüringen), 10.07.2021
(© Michael Happ)


Weibchen des Heidegrashüpfers. Brischko - Brežki, Landkreis Bautzen, September 2022
(© Jörg Teumer)


Weibchen des Heidegrashüpfers. Heide Thalmühle Ederheim (Bayern), August 2021
(© Tilmann Adler)


Feldaudioaufnahme. 2.8.1990, 21°C, Sonnenschein. SonyWM-D3 mit Universum mono, Kassette: UX-Pro60, Kassettennr. YU3/90:230-298.

(© Sigfrid Ingrisch, DORSA)
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