Blauflügelige Sandschrecke (Sphingonotus caerulans (Linnaeus, 1767))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körperlänge: Männchen 14–25 mm, Weibchen 22–30 mm.

Körperfarbe variiert je nach Untergrund von hellgrau bis dunkelbraun mit einem Muster aus dunklen Bändern und Flecken, häufig ist ein bläulicher Schimmer zu erkennen.

Kopf: Fühler kürzer als Körper.

Thorax: Halsschild mit drei Querfurchen im vorderen Drittel eingeschnürt; Hinterflügel an der Basis hellblau mit durchsichtiger Spitze; Hinterschienen sind graublau gefärbt; „Oedipodenstufe“ fehlt.

Gesang der Männchen: weiche, kurze Schwirrlaute von 0,3 – 0,9 Sekunden Dauer , welche bei größerer Ansammlung von Artgenossen mehrmals wiederholt werden (Rivalengesang). Dabei bewegen die Männchen ihre Hinterschenkel mehrmals lautlos auf und ab, woraufhin die Weibchen auf die gleiche Weise reagieren. Selten werden dabei kurze Laute erzeugt.

Ähnliche Art: Die Rotflügelige Schnarrschrecke (Psophus stridulus) und die Gefleckte Schnarrschrecke (Bryodemella tuberculata) besitzen rote beziehungsweise rosarote Hinterflügel. Die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) und die Rotflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda germanica) sind in Ruhe durch die bei den Blauflügeligen Sandschrecken fehlende Stufe oben am Hinterschenkel unterscheidbar.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Rote Liste Sachsen: ungefährdet
Rote Liste Deutschland: stark gefährdet

Merkmale

Verbreitung

Von Spanien, Frankreich, Deutschland und den südlichen Küstengebieten Skandinaviens südlich über Sardinien, Italien, Sizilien und Griechenland bis in die Türkei (Schmidt 2003).

Lebensweise

Die Eibablage erfolgt in feinkörnigen, unbewachsenen Boden oder auch oberirdisch. Die Larven erscheinen Anfang Juni (Schmidt 2003). Adulte Tiere treten von Juli bis Oktober auf, mit Höhepunkt im August und September. Die Blaue Sandschrecke ist ein hervorragender Flieger, sie kann dadurch neu entstandene, geeignete Lebensräume rasch besiedeln. Die Männchen werden von fliegende Weibchen optisch angelockt (Bellmann 2006, Fischer et al. 2016). Die Tiere ernähren sich von Gräsern, Kräutern, Moos sowie von toten Spinnen und Fliegen (Ingrisch & Köhler 1998, Schmidt 2003).

Lebensräume

Vegetationsarme, trockene Sand- und Kiesflächen. Auch an Rangierbahnhöfen oder an durch Herbiziden freigehaltenen Bahnanlagen. Kiesbänke, Grasheiden und Binnendünen mit offenen Flugsanden und Abraumhalden des Braunkohletagebaus werden ebenfalls besiedelt. Sandmagerrasen die als Sekundärlebensraum durch Sandabbau, militärische Übungsplätze oder entlang von Leitungsstraßen entstanden sind, können ebenso geeignete Lebensräume sein (Schmidt 2003, Bellmann 2006, Fischer et al. 2016).

Bestandssituation

Die Blauflügelige Sandschrecke ist in Sachsen ungefährdet (Klaus & Matzke 2010). Sie ist entsprechend der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt.

Literatur

  • Bellmann, H. 2006: Der Kosmos Heuschreckenführer. – Kosmos Verlag, Stuttgart. 350 S.
  • Börner, J., K. Richter, M. Schneider & S. Straube 1994: Rote Liste Heuschrecken. - In: Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie (Hrsg.): Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege. Radebeul. 12 S. 
  • Fischer, J., D. Steinlechner, A. Zehm, D. Poniatowski, T. Fartmann, A. Beckmann & C. Stettmer 2016: Die Heuschrecken Deutschlands und Nordtirols - Bestimmen - Beobachten – Schützen. – Quelle & Meyer, 368 S.
  • Ingrisch, S. & G. Köhler 1998: Die Heuschrecken Mitteleuropas. – Die Neue Brehm-Bücherei 629. – Westarp Wissenschaften, Magdeburg. 460 S.
  • Klaus, D. & D. Matzke 2010: Heuschrecken, Fangschrecken, Schaben und Ohrwürmer - Rote Liste und Artenliste Sachsens. – Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie – Druckerei Wagner GmbH. 36 S.
  • Roesti, C. & B. Keist 2009: Die Stimmen der Heuschrecken mit DVD. – Haupt Verlag, Bern
  • Schmidt, G. 2003: Blauflügelige Sandschrecke Sphingonotus caerulans (Linnaeus, 1767). S. 214–216. – In: H. Schlumprecht & G. Waeber, Heuschrecken in Bayern. – Eugen Ulmer, Stuttgart.
Autor(-en): Tommy Kästner, Charlotte Kricke, Matthias Nuß, Jennifer Wintergerst. Letzte Änderung am 13.10.2020

Eine Bläuflügelige Sandschrecke in der Braunkohlefolgelandschaft der sächsischen Lausitz.
(© T. Kästner)


Blauflügelige Sandschrecke, Nochten, August 2019
(© Michael Braune)


Laboraudioaufnahme. 16.8.1991, 25.5°C, 60 W Birne für Erwärmung. Kenwood KX880HX mit AKG D202, Kassette: S-MES90, Kassettennr. KW45:38.30-45.05, Mikrophon Filter unter 100 Hz.

(© Sigfrid Ingrisch, DORSA)
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