Großer Gewächshausohrwurm (Euborellia arcanum Matzke & Kocarek 2015)

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Mit einer Körperlänge von 17–21mm (Körper und Zange) auffällig große Art. Die adulten Tiere sind flügellos, besitzen einfarbig gelbe Beine und 2–3 weiß-gelbliche Fühlerglieder. Die Männchen haben eine leicht asymmetrische Zange und bei den Weibchen ist sie schlank und spitz auslaufend.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Merkmale

Der Große Gewächshausohrwurm ist mit einer Länge von 17-21mm (Körper +Zange), Weibchen können auch noch etwas größer werden, der größte Vertreter der Gattung Euborellia.

Die Grundfarbe ist schwarzbraun, glänzend; Fühler schnurförmig, 19–21-gliedrig, schwarzbraun mit Ausnahme der in der Regel 2–3 weißgelblichen Glieder im Bereich der  Antennenglieder 12–15.

Halsschild etwas länger als breit, mit parallelen Seiten oder nur schwach nach hinten verbreitert; Vorderrand fast gerade; Seitenränder gerade; Hinterrand konvex. Flügel und Flügeldecken fehlen. Beine einfarbig gelblich, Abdomen fein punktiert. Tergite (außer das letzte Tergit) konvex, etwas nach hinten verbreitert; seitliche Drüsenfalten auf den Tergiten 3–4 sichtbar. Tergite 7–8 mit einem niedrigen, stumpfen, seitlichen Längskamm. Letztes Tergit quer, an den Seiten konvex, leicht nach hinten verengt, mit einer sichtbaren mittleren Längsfurche; seitlicher Längskamm runzelig.

Die rötlich braune Zange beim Männchen mit leicht eingebogenem rechtem Zangenarm. Beim Weibchen sind die Zangenarme gerade und spitz auslaufend, nur an der Spitze sind sie leicht eingebogen.

Verbreitung

Ihr Ursprungsland ist wahrscheinlich das tropische Brasilien, sie kommt aber auch in Florida und einigen Gegenden der südlichen USA vor. Von dort kam die Art vermutlich mit Pflanzenmaterial nach Europa, wo sie jetzt synanthrop in Gewächs- und Tropenhäusern lebt.  Die Art wurde in Deutschland, Österreich und in der Schweiz nachgewiesen.

Lebensweise

Nach der Paarung legen die Weibchen im Boden eine tiefe Brutkammer an und darin 35–65 Eier. Die Eier werden regelmäßig gereinigt sowie unbefruchtete oder beschädigte Eier entfernt. Die Embryonalentwicklung kann je nach Umgebungstemperatur 12–15 Tage dauern. Die Larven werden dann 8–12 Tage vom Muttertier betreut, bis sie sich mit der zweiten Häutung selbstständig machen.

Das Weibchen fertigt nach 43–55 Tagen ein weiteres Gelege an. Die Larven durchlaufen in der Regel fünf Häutungen. Ihre Entwicklung vom Schlupf bis zur Imago dauert 98–293 Tage, wobei das vierte und fünfte Stadium die meiste Zeit benötigen.

Ohrwürmer sind im Allgemeinen Allesfresser und auch E. arcanum benötigt vegetarische wie tierische Nahrung. Er zeigt ein für Ohrwürmer ungewöhnliches Fressverhalten, indem er die Nahrung in seine Wohnröhre zieht, um sie in Ruhe zu verspeisen. Dieses Verhalten wurde bei Ohrwürmern bislang noch nicht beobachtet.

Lebensräume

Der Große Gewächshausohrwurm ist eine Bodenart, die lockere und sich leicht erwärmende Böden bevorzugt. Er lebt meist in Gängen, die unter Steinen oder Holz angelegt werden, kommt aber auch im Mulm von auf dem Boden liegenden Stämmen vor.

Bestandssituation

Der Große Gewächshausohrwurm ist bis jetzt in Deutschland nur in Sachsen (Tropenhaus „Gondwanaland“) und in Brandenburg (Tropenhaus „Biosphäre Potsdam“) nachgewiesen wurden. Weitere Vorkommen sind nicht auszuschließen.

Literatur

  • Matzke, D. & P. Kocarek 2015: Description and biology of Euborellia arcanum sp. nov., an alien earwig occupying greenhouses in Germany and Austria (Dermaptera: Anisolabididae). – Zootaxa 3956 (1): 131–139.

 

Autor(-en): Danilo Matzke, Matthias Nuß. Letzte Änderung am 13.05.2015

Männchen aus der Zucht
(© Danilo Matzke)


Aus dem Gondwanaland Zoo-Leipzig, 26.03.2013
(© Danilo Matzke)
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