Kirschessigfliege (Drosophila suzukii (Matsumura, 1931))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körperlänge 2,6–3,4 mm; Augen rot; Körper orange oder braun. Männchen am äußeren Vorderrand der Flügel mit dunklem Fleck und auf den ersten beiden Tarsengliedern der Vorderbeine mit einreihigen schwarzen Kämmen. Ovipositor der Weibchen mit deutlichem, gesägten Rand. Die Männchen sind durch den dunklen Flügelfleck von allen anderen heimischen Drosophila-Arten leicht zu unterschieden.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Merkmale

Körperlänge der Männchen 2,6–2,8 mm, der Weibchen 3,2–3,4 mm. Augen rot, Körper orange oder braun. Hinterleibssegmente am Ende mit durchgehendem schwarzen Band; letztes Segment manchmal vollständig dunkelbraun. Im Winter und im zeitigen Frühjahr treten manchmal dunkle Morphen auf. Die Männchen besitzen am äußeren Vorderrand der Flügel einen dunklen Fleck und auf den ersten beiden Tarsengliedern der Vorderbeine einreihige schwarze Kämme. Bei den Weibchen ist der Ovipositor mit deutlichen, sägeartigen Zähnen besetzt (Vogt 2014).

Verbreitung

Drosophila suzukii ist ursprünglich in Japan, Korea, China und im südlichen Küstenbereich von Sibirien heimisch. Seit 1980 ist sie von Hawaii, seit 2008 aus Kalifornien bekannt und hat sich seitdem bis an die Ostküste und nördlich nach Kanada ausgebreitet. 2008 wurde sie zum ersten Mal aus Europa (Spanien) nachgewiesen und seitdem auch aus Italien, Frankreich und Slowenien. 2011 wurde sie erstmals aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Belgien und Kroatien bekannt. 2012 erfolgten Erstnachweise in Ungarn, den Niederlanden, Portugal und England (Vogt 2014). In Sachsen wird die Kirschessigfliegen seit dem Jahr 2013 nachgewiesen (Trapp 2014).

Lebensweise

Die Fliegen vermehren sich in reifenden und reifen, weichschaligen Früchten von Kirsche, Erdbeere, Pflaume, Pfirsich, Johannisbeere, Stachelbeere, Blaubeere, Himbeere, Brombeere, Holunder, Weintraube u.a.m. Ein Weibchen legt schon einen Tag nach dem Schlupf bis zu 400 Eier. Die Entwicklung einer Generation dauert bei 15°C 21–25 Tage, bei 25°C 9–11 Tage. Daraus ergibt sich ein enormes Entwicklungspotenzial. Die Fliegen werden bei 5–10°C aktiv, haben ihr Optimum bei 20–25°C und hoher Luftfeuchtigkeit und bei 30°C nimmt ihre Aktivität wieder ab. Es überwintern die begatteten Weibchen. Bei lang anhaltenden Temperaturen unter 3°C oder gar Frost steigt die Mortalitätsrate stark an.

Die Tiere können mit naturtrübem Apfelessig, verdünnt mit Wasser im Verhältnis 1:1, angelockt werden. Als Fallen eignen sich komplett verschließbare Plastebehälter, die oben mit meheren Löchern von einem Durchmesser von 2–3 mm versehen werden. Der Köderflüssigkeit kann etwas geruchsloses Spülmittel hinzugegeben werden, um die Oberflächenspannung herabzusetzen. Die Tiere sinken dann in die Flüssigkeit ein.

Lebensräume

Die Kirschessigfliege kann für Überwinterung, Eiablage (Obstanlagen) und Nahrungsaufnahme (Honigtau, Exusdate von Blättern und Bäumen, extraflorale Nektarien, Hefen von Blattoberflächen etc.) unterschiedliche Habitate nutzen und zwischen diesen wechseln.

Bestandssituation

Invasive Art mit wirtschaftlichem Schadpotenzial im Obst- und Weinbau.

Literatur

  • Baufeld, P., G. Schrader & J.-G. Unger 2010: Die Kirschessigfliege – Drosophila suzukii – Ein neues Risiko für den Obst- und Weinbau. – Journal für Kulturpflanzen 62 (5): 183–186.
  • Trapp, A. 2014: Die Kirschessigfliege Drosophila suzukii – ein neuer Schädling im Obst- und Weinbau. – Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. 19. S.
  • Vogt, H. 2014: Rasante und folgenschwere Ausbreitung eines für den Obst- und Weinbau neuen invasiven Schädlings: Die Kirschessigfliege, Drosophila suzukii (Matsumura, 1931). – Mitteilungen der deutschen Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie 19: 211–221.
  • Vogt, H., C. Hoffmann & P. Baufeld 2012: Ein neuer Schädling, die Kirschessigfliege, Drosophila suzukii (Matsumura, 1931), bedroht Obst- und Weinkulturen (Diptera, Drosophilidae). – Entomologische Nachrichten und Berichte 56 (3–4): 191–196.#
  • Vogt, H. & F. Briem 2015: Die Kirschessigfliege - ein aktueller Überblick. S. 58–61. – 8. Bundesbeerenobstseminar. 27. und 28. Januar 2015. Tagungsband. – Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau, Weinsberg.

 

Autor(-en): Matthias Nuß. Letzte Änderung am 21.03.2020

Kirschessigfliege am 26. September 2014 auf dem Blankenhornsberg im Kaiserstuhl, Baden-Württemberg.
(© Stefanie Mösch)
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