Sechsbindige Furchenbiene (Halictus sexcinctus Fabricius, 1775)

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körper 13–16 mm lang, schwarzbraun gefärbt, mit größtenteils rötlich-gelber Behaarung. Weibchen: Kopf so breit wie der Thorax; Basis des ersten Hinterleibtergites mit flacher, rostrot behaarter Längsfurche; Hinterleibtergite 1–4 am Ende mit weisslichen Haarbinden, diese durchgehend und mittig nicht verschmälert; Tergite 1–3 teilweise zusätzlich mit schmalen, schwachen Basalbinden; Tibia und Metatarsus 3 dunkel gefärbt (nicht die Behaarung!). Männchen: Fühlergeißel ocker bis braun, nur am Ende dunkel; Endglied der Fühlergeißel hakenartig gebogen; Hinterleib lang und schmal; Tergite am Ende mit sechs weisslichen Haarbinden; erstes Tarsomer des Metatarsus 2 mehr als doppelt so lang behaart wie dessen Breite; Sporn von Tibia 2 mit eingekrümmter Spitze.

Das Weibchen der sehr ähnlichen Halictus scabiosae unterscheidet sich von H. sexcinctus vor allem durch die breiteren, ockerfarbenen statt weißlichen Haarbinden auf den Enden der Tergite 1–4 und zusätzliche kontrastärmere Basalbinden der selben Farbe insbesondere auf den Tergiten 2–3. Die ockergelbe Farbe kann bei älteren Tieren jedoch stark ausgeblichen sein, so dass für eine korrekte Bestimmung immer auch andere Merkmale herangezogen werden sollten. Das Männchen von H. scabiosae läßt sich leicht anhand der Färbung der Geißelglieder von H. sexcinctus unterscheiden. Diese sind bei H. scabiosae durchgehend braunschwarz gefärbt, bei H. sexcinctus sind die mittleren Geißelglieder ockerbraun aufgehellt. Das Weibchen der ähnlich großen Halictus quadricinctus weist ebenfalls weißliche Haarbinden am Ende der Hinterleibtergite auf, allerdings sind diese etwas schmaler sowie in der Mitte zusätzlich verschmälert und manchmal unterbrochen; das Männchen besitzt gerade Fühlerspitzen und auf dem Hinterleib nur vier statt sechs Haarbinden (Name!).

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Merkmale

Halictus sexcinctus ist neben Halictus quadricinctus und Halictus scabiosae eine der drei größeren heimischen Halictus-Arten. Zu unterscheiden sind diese untereinander beim Männchen u. a. anhand der Fühlergeißel und beim Weibchen vor allem anhand der Farbe und Ausbildung der Haarbinden auf den Enden der Hinterleibtergite.

Weibchen: Körper langgestreckt, 14–15 mm lang. Der Clypeus ist nicht eingedrückt wie bei H. quadricinctus. Der Scheitel ist leicht gerundet. Mesonotum viel dichter und gleichmäßiger punktiert als bei H. quadricinctus. Scutellum in der Mitte zerstreuter, ungleichmäßiger punktiert als bei H. scabiosae. Stutz des Propodeums chagriniert mit schrägen Längsrunzeln. Die abfallende Basis des ersten Hinterleibtergites mit einer mehr oder weniger rostrot behaarten, flachen Längsfurche. Hinterleibtergit 2 etwas glänzend, Punktierung mit punktgroßen Zwischenräumen (bei H. scabiosae dicht punktiert und matt). Die Tergite 1–4 tragen auf dem Ende weissliche, vollständige Haarbinden; auch die Tergitbasen 1–3 sind teilweise schmal weißlich behaart (oft nur bei Tergit 2 sichtbar), jedoch viel schmaler als bei H. scabiosae, welche ockergelbe Endbinden trägt. Tibia und Metatarsus 3 dunkel gefärbt. Männchen: Körperlänge 13–16 mm. Fühlergeißel lang, größtenteils ocker bis braun und meist nur am Ende schwarz gefärbt (vollständig dunkel bei H. scabiosae); das Endglied der Fühlergeißel ist hakenartig gebogen (gerade bei H. quadricinctus). Das Abdomen ist sehr langgestreckt und schmal; die Hinterleibtergite 1–6 tragen auf dem Ende weißliche Haarbinden. Die ersten beiden Tarsomere des Mittelbeins sind nach hinten dicht und lang abstehend behaart, am Metatarsus mehr als doppelt so lang wie dessen Breite, mit leicht welligen Haarspitzen (nur wenig länger als die Breite des Metatarsus bei H. scabiosae). Die Tibia des Mittelbeines am Ende mit einem an der Spitze eingekrümmten Dorn (spitz ausgezogen bei H. scabiosae).

Verbreitung

Ganz Europa, bis 2000 m ü. M.

Lebensweise

Halictus sexcinctus nistet solitär, gelegentlich auch kommunal und oft in größeren Kolonien. Als Nester dienen selbstgegrabene Hohlräume in Steilwänden, aber auch in spärlich bewachsenem, ebenem Boden, bevorzugt in Sandböden. Die Brutzellen liegen einzeln am Ende von kurzen Seitengängen, die von einem senkrechten Hauptgang abzweigen. Die langlebigen Weibchen fliegen oft noch gleichzeitig mit ihren Nachkommen. Die Jungweibchen verpaaren sich noch im Sommer mit den Männchen, welche im Herbst sterben. Die begatteten Weibchen überwintern, um im nächsten Frühjahr ein neues Nest zu bauen.
Halictus sexcinctus ist zum Pollensammeln nicht auf bestimmte Pflanzenarten spezialisiert (polylektisch). Das Weibchen sammelt Pollen bevorzugt auf Korbblütlern (Asteraceae), aber auch auf Windengewächsen (Convolvulaceae), Kardengewächsen (Dipsacaceae) und Mohngewächsen (Papaveraceae).

Flugzeit: Überwinterte Weibchen ab Ende April, Männchen ab Juli.

Die Nester von Halictus sexcinctus werden von der Blutbiene Sphecodes gibbus parasitiert.

Lebensräume

Bevorzugt in Sandgebieten; Magerrasen, Kiesgruben.

Bestandssituation

Rote Liste Sachsen: Kategorie 2 – stark gefährdet (Burger et al. 2005).
Rote Liste Deutschland: Kategorie 3 – gefährdet (Westrich et al. 2012).

Aktive Förderung

Während ihrer langen Flugzeit, vom Frühjahr bis in der Herbst hinein, benötigt Halictus sexcinctus ein durchgehendes Angebot an Blütenpflanzen aus den erwähnten vier Pflanzenfamilien. Eine zu häufige und ganzflächige Mahd von Wiesen und Wegrändern nimmt der Sechsbindigen Furchenbiene im Frühsommer das für die Brut dringend benötigte Pollenangebot sowie während der gesamten Flugperiode das für die Eigenversorgung benötigte Nektarangebot, insbesondere für die bis in den Herbst anzutreffenden und dann überwinternden Jungweibchen.

Literatur

  • Amiet, F., M. Herrmann, A. Müller & R. Neumeyer 2001: Apidae 3. Halictus, Lasioglossum. – Fauna Helvetica 6: 208 S.    
  • Burger, F., unter Mitarbeit von S. Kaluza, G. Baldovski, R. Franke, D. Langner, W.-H. Liebig, T. Sammorey & A. Scholz 2005: Rote Liste Wildbienen. – Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege. – Hrsg. Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie, Dresden. 37 S.
  • Ebmer, P. A. W. 1969: Die Bienen des Genus Halictus Latr. s. l. im Großraum von Linz (Hymenoptera, Apidae). Teil I. – Naturkundliches Jahrbuch der Stadt Linz 15: 133–183.
  • Scholz, A. 2013: Offen gelassene Sandgruben – Lebenswerte Welt für so manchen Spezialisten. – Naturschutzinformationen aus dem Landkreis Görlitz 01/2013: 1–3.
  • Westrich, P., U. Frommer, K. Manderey, H. Riemann, H. Ruhnke, C. Saure & J. Voith 2012 ("2011"): Rote Liste und Gesamtartenliste der Bienen (Hymenoptera, Apidae) Deutschlands. S. 373–416. – In: M. Binot-Hafke, S. Balzer, N. Becker, H. Gruttke, H. Haupt, N. Hofbauer, G. Ludwig, G. Matzke-Hajek & M. Strauch, Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3), herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz, Bonn - Bad Godesberg. 
Autor(-en): Matthias Nuß, Mandy Fritzsche. Letzte Änderung am 28.08.2015

Halictus sexcinctus, Weibchen, Meißen, Anfang August 2020
(© Michael & Mandy Fritzsche)


Halictus sexcinctus, Männchen, Seeufer bei Kleinsaubernitz, 2014
(© Michael & Mandy Fritzsche)


Diagnostische Merkmale von Halictus sexcinctus
(© Mandy & Michael Fritzsche)


Halictus sexcinctus, Weibchen
(© Wolf-Harald Liebig)


Halictus sexcinctus, Weibchen
(© Wolf-Harald Liebig)


Männchen der Sechsbindigen Furchenbiene an Gewöhnlichem Dost
(© W.-D. König)


Männchen der Sechsbindigen Furchenbiene an Gewöhnlichem Dost
(© W.-D. König)


Männchen von Halictus sexcinctus im August 2014 in Jonsdorf
(© Matthias Nuß)


Männchen von Halictus sexcinctus im August 2014 in Jonsdorf
(© Matthias Nuß)
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