Arktische Smaragdlibelle (Somatochlora arctica (Zetterstedt, 1840))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körperlänge: 45–51 mm, Hinterflügellänge: 28–35 mm.

Kopf: Gesicht grün, mit gelben seitlichen Flecken und gelbem Querband; Augen leuchtend smaragdgrün.

Thorax: Metallisch grün, dicht beborstet; im Vorderflügel zwischen Basis und Dreieck eine Querader.

Hinterleib: Schwarz, schwach glänzend; Hinterrand von Segment 2 mit schmalem, gelben, oberseits unterbrochenem Ring; Segment 3 bei Männchen stark eingeschnürt, bei Weibchen seitlich mit 2 großen, gelben Flecken. Obere Hinterleibsanhänge der Männchen tastzirkelförmig, ventral unregelmäßig gezähnt. Legescheide der Weibchen rinnenförmig, reicht über das 9. Segment hinaus und steht kaum vom Hinterleib ab.

Ähnliche Arten: Alpen-Smaragdlibelle (Somatochlora alpestris) mit zwei Queradern zwischen Basis und Dreieck im Vorderflügel; weißen, nach oben offenen Ringen auf dem 2. und 3. Hinterleibssegment; obere Hinterleibsanhänge der Männchen doppeleckig; Legescheide der Weibchen dreieckig und vom Hinterleib abstehend. Falkenlibelle (Cordulia aenea) und Glänzende Smaragdlibelle (Somatochlora metallica) mit metallisch grünem Hinterleib.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Merkmale

Verbreitung

Von Schottland, Skandinavien, Finnland und Nordrussland bis Kamtschatka. In Europa die südlichsten Vorkommen in den Pyrenäen und im Rila-Gebirge. In tieferen Lagen nur in Mooren und moorähnlichen Biotopen, in den Alpen und Pyrenäen bis auf 2300 m Höhe (Wildermuth & Martens 2019).

Lebensweise

Die Flugzeit beginnt in der zweiten Maihälfte, erreicht ihren Höhepunkt im Juli und August und dauert bis in die zweite Oktoberhälfte. Nach dem Schlupf durchlaufen die Adulten eine zweiwöchige Reifungszeit, in der sie auch weitab vom Brutgewässer in lichten Gehölzen Insekten jagen. Nach der Reifungszeit finden die Tiere die kleinen Gewässer mithilfe des reflektierten, polarisierten Lichtes. Die Paarung, einschließlich der Bildung des Paarungsrads, beginnt im Flug, bis sich das Paar auf einen Zweig niederlässt. Die Eiablage erfolgt in lückige Vegetation, wasserdurchtränkte Torfmoospolster oder nassen Torf. Die Larven schlüpfen vor oder nach dem Winter aus den Eiern. Dies wird als ökologische Risikoverteilung (ecological risk spreading) in Anpassung an extreme Klimabedingungen im Lebensraum angesehen. Zeitweises Trockenfallen oder Durchfrieren des Wasserkörpers können die Larven im Torfschlamm überdauern. Die Larven entwickeln sich innerhalb von zwei bis drei Jahren über 12 Stadien (Wildermuth & Martens 2019).

Lebensräume

Nährstoffarme Moore in baumlosem oder lichten Gehölzen. Die Larven entwickeln sich in kleinen Gewässern von nur einem Quadratmeter Größe und 20–30 cm Tiefe mit saurem Wasser, das teils mit flutenden Torfmoosen bedeckt oder vollständig bewachsen ist (Wildermuth & Martens 2019).

Bestandssituation

Die Arktische Smaragdlibelle besitzt in Sachsen nur wenige Fundpunkte im Erzgebirge, der Sächsischen Schweiz sowie kleinen Mooren im Tief- und Hügelland Mittel- und Ostsachsens (Brockhaus & Fischer 2005).
Zu den Gefährdungsursachen gehören Entwässerung, Grundwasserabsenkung, ausbleibende Sommerniederschläge infolge des Klimawandels, Verbuschung und Aufforstung, zunehmende Habitatisolation und Nährstoffeinträge (Wildermuth & Martens 2019).

Literatur

  • Baumann, K. 2001: Habitat und Vergesellschaftung von Somatochlora alpestris und S. arctica im Nationalpark Harz (Odonata: Corduliidae). – Libellula 20 (1/2): 47–67.
  • Baumann, K. 2016: Veränderung von Höhenverbreitung und Abundanz von Somatochlora alpestris und S. arctica im Nationalpark Harz (Odonata: Corduliidae). – Libellula 35: 43–64.
  • Bellmann, H. 1993: Libellen: beobachten – bestimmen. – Naturbuch Verlag, Augsburg. 274 S.
  • Brockhaus, T. & U. Fischer 2005: Die Libellenfauna Sachsens. – Natur & Text, Rangsdorf. 427 S.
  • Dijkstra, K.-D. B., A. Schröter & R. Lewington 2021 (2. Aufl.): Libellen Europas. Der Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern. 336 S.
  • Dreyer, W. 1986: Die Libellen Das umfassende Handbuch zur Biologie und Ökologie aller mitteleuropäischer Arten mit Bestimmungsschlüsseln für Imagines und Larven. –Gerstenberg Verlag, Hildesheim. 219 S.
  • Heidemann, H. & R. Seidenbusch 2002: Die Libellenlarven Deutschlands – In: F. Dahl, Die Tierwelt Deutschlands (72. Teil). – Goecke & Evers, Keltern. 328 S.
  • Sternberg, K. & R. Buchwald 2000: Die Libellen Baden-Württembergs, Band 2 Großlibellen (Anisoptera). – Eugen Ulmer, Stuttgart. 468 S.
  • Wildermuth, H. 1996: Niche overlap, niche segregation and habitat selection in Somatochlora arctica (Zett) and S. alpestris (Sel.) in Switzerland (Anisoptera. Corduliidae). – Notulae odonatologicae 4 (8): 136–136.
  • Wildermuth, H. & A. Martens 2019 (2. Aufl.): Die Libellen Europas: Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. – Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim. 958 S.
Autor(-en): Susanne Kurze, Matthias Nuß. Letzte Änderung am 31.12.2022

Männchen der Arktischen Smaragdlibelle. FND Kalter Brunnen bei Geising, Juni 2018
(© Tommy Kästner)


Weibchen der Arktischen Smaragdlibelle am Rande des Naturschutzgebiets Cerny jezirka im Isergebirge (Tschechien), 25.06.09
(© Jürgen Phoenix)


Weibchen der Arktischen Smaragdlibelle. Schönau-Berzdorf, 28.06.2020
(© Istvan Palfi)


Exuvie von Somatochlora arctica, Dresdner Heide, Böses Loch am 12.06.2003
(© Hanno Voigt)
Login
Termine (Archiv)
Statistik
  • 496200 Beobachtungen
  • 259224 Onlinemeldungen
  • 3427 Steckbriefe
  • 190878 Fotos
  • 8578 Arten mit Fund
  • 5897 Arten mit Fotos

      

Verwendung von Cookies

Wir verwenden Cookies ausschließlich, um diese Website für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.